Die Flüchtlinge des roten Mondes
Rhomda.“
Rhomda hing ihn sich wortlos um den Hals, hob grüßend den Speer und sagte Lebewohl. Und dann schwebte die Landefähre vom Schiff des Galaktischen Bundes langsam nieder, und Aratak und Rhomda führten den Heiligen fort, den Hügel herab, fort von dem grellen Licht. Sie verschwanden in der Dunkelheit des Dschungels.
Dane saß in der Beobachtungskanzel und beobachtete, wie Belsar auf dem Schirm langsam verschwand. Rianna begann schon, Aufzeichnungen mit dem Recorder zu machen, beobachtet von dem faszinierten Joda.
Utopia , dachte Dane. Für mich war es nach Ödstadt eine wunderbare Welt. Doch das Utopia des einen ist die Hölle des anderen. Für mich war Ödstadt die Hölle .
„Ich vermute“, sagte er zu Rianna, „daß du die nächsten paar Jahre damit zubringen wirst, Aufzeichnungen und anthropologische Berichte darüber zu verfassen, was wir hier gemacht haben?“ Aber das brauchte er eigentlich nicht zu fragen.
„Ich fürchte schon“, gab sie entschuldigend zurück. „Und ich muß einen Platz finden, wo Joda erzogen und ausgebildet wird, irgendwo, wo er keinen zu starken Kulturschock erleidet. Zentralstadt ist zu groß, zu mechanisch … vielleicht das Universitäts-Reservat auf Spika VII … o Dane, ist das wirklich so schlimm? Ich fürchte, es wird Jahre dauern, ehe wir zu dem anthropologischen Beobachtungstrip starten können, den wir geplant hatten …“
Er zuckte die Achseln. „Ein Weilchen“, meinte er, „wird Ödstadt wieder großartig sein. Eine Gelegenheit, sich auszuruhen. Und wenn ich es leid bin …“
Er beugte sich zu ihr hinüber und küßte sie, wußte, er bestand nicht länger darauf, daß ihre Bedürfnisse und Wünsche von den seinen unterschiedlich waren. Er liebte sie; er würde sie immer lieben, immer zu ihr zurückkommen. Aber er war zugleich nicht mehr vollständig von ihr abhängig. Dort draußen lag eine ganze Galaxis. Und irgendwo würde er, wie Joda, seinen Platz finden. Er beugte sich hinüber, umarmte sie ausgiebig, und sie erwiderte seinen Kuß mit einer Leidenschaft, die alle Mißverständnisse der Tage auf Belsar auslöschte.
Dravash, der Belsar auf dem Beobachtungsschirm beobachtete, drehte sich um und schüttelte seufzend den Kopf.
„Ihr Protosimianer!“ sagte er stirnrunzelnd. Dann lachte er plötzlich.
„Das Göttliche Ei hat uns richtigerweise gesagt“, meinte er, während Rianna und Dane ihn mit offenem Mund anstarrten, „daß es gut sei, den anderen ihr Anderssein zu belassen. Der Galaktische Bund ist groß genug, um alle Arten in sich zu vereinen. Ich werde einen letzten Kontakt mit Weitsprecher herstellen und mich vergewissern, daß alles in Ordnung ist.“
Er verließ den Raum, und Dane, der freundlich hinter dem Sh’fejj her lächelte, dachte: Was war es noch, was Aratak immer gesagt hatte? Ich ergötze mich an der Vielfalt der Schöpfung.
Eine riesige Galaxis dort draußen, dachte er noch, und blickte fröhlich auf die Wildnis kreisender Sterne. Und irgendwo da draußen ist Platz für jeden. Irgendwo.
Er umklammerte sein Samuraischwert und holte tief Luft. Und jetzt hatte er erst einmal Rianna und Joda, der aufwuchs und für den ein Platz gefunden werden mußte. Und dort draußen … nun, man würde sehen.
Ergötze dich an der Vielfalt der Schöpfung! Was natürlich nur eine andere Formulierung war für : Laß den anderen ihr Anderssein.
Dann war, wie das Göttliche Ei gesagt hatte, alle Weisheit eins. Und in einer Welt, in der Dravash das Göttliche Ei zitieren konnte – nun, da konnte alles geschehen … und würde es wahrscheinlich auch.
Nachwort
Marion Zimmer Bradley wurde am 3. Juni 1930 in Albany, New York als Marion Eleanor Zimmer geboren. Ihr Vater war als Handwerker (Zimmermann) und als Farmer tätig, ihre Mutter war Historikerin. 1949 heiratete sie Robert Alden Bradley, von dem sie 1964 geschieden wurde. In zweiter Ehe ist sie verheiratet mit Walter Henry Breen. Sie hat einen Sohn aus erster Ehe sowie einen Sohn und eine Tochter aus zweiter Ehe. Soviel zum privaten Hintergrund der Autorin, die 1953 ihre erste SF-Story in dem Magazin Vortex veröffentlichte und seither mehr als zwei Dutzend Romane geschrieben hat. Darunter war zwar auch mal ein Roman über Zirkusartisten, aber im wesentlichen konzentrierte sie sich auf Science Fiction, auf eine abenteuerliche Science Fiction mit Fantasy-Einschlag, um genau zu sein.
Schon während der Schulzeit hatte sie erste Bekanntschaft mit Werken der
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