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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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denn festsetzen?«, fragte De Veil und legte das Papier auf den Geistertisch.
    »Henry Pyke, Euer Ehren«, antwortete Nightingale. »Auch bekannt unter dem Namen Punch und ferner unter dem Namen Punchinella.«
    De Vails Augen glitzerten, und um seine Lippen zuckte es. »Verhaften wir neuerdings Puppen, Captain?«
    »Sagen wir, wir möchten den Puppenspieler verhaften, Euer Ehren«, antwortete Nightingale.
    »Welcher Vergehen wird er beschuldigt?«
    »Ermordung seiner Frau und seines Kindes«, sagte Nightingale.
    De Vail legte den Kopf schief. »War sie eine Kratzbürste?«
    »Ich bitte um Verzeihung, Euer Ehren?«
    »Ach, kommt schon, Captain«, sagte De Veil. »Kein Mann schlägt seine Frau, ohne provoziert worden zu sein   – also: War sie eine Kratzbürste?«
    Nightingale zögerte.
    »Eine entsetzlich zänkische Kratzbürste«, sagte ich. »Bitte um Nachsicht, Euer Ehren. Doch das Kind war unschuldig.«
    »Die Zunge eines Weibes kann einen Mann zu den fürchterlichsten Taten treiben«, verkündete De Veil. »Wie ich selbst bestätigen kann.« Er zwinkerte mir zu und ich wusste, diesen Anblick würde ich wohl nie mehr vergessen. »Doch das Kind war unschuldig, und aus diesem Grunde muss er ergriffen und vor seine Richter gebracht werden.« Ein Federkiel erschien in De Veils Geisterhand, und in schwungvoller Schrift stellte er einen Haftbefehl aus. »Ihr habt gewiss an das Unterpfand gedacht?«, sagte er.
    »Mein Constable kümmert sich um die Formalitäten«, antwortete Nightingale.
    Das war mir neu. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, und er zeigte mir mit der rechten Hand die
Lux
-Ges te . Ich begriff und nickte.
    De Veil blies mit viel Aufhebens die Tinte trocken, dann rollte er den Haftbefehl auf und reichte ihn Nightingale.
    »Danke, Euer Ehren«, sagte Nightingale und wandte sich an mich: »Sie sind an der Reihe, Constable.«
    Ich rief ein Werlicht hervor und ließ es zu De Veilhinüberschweben, der es sanft in die rechte Hand nahm. Obwohl ich den Zauber aufrechterhielt, wurde das Licht schwächer, vermutlich weil De Veil seine magische Kraft einsaugte. Ich ließ es eine gute Minute lang weiterleuchten, dann machte Nightingale eine knappe, schneidende Handbewegung, und ich brach den Zauber ab. De Veil seufzte, als das Licht erlosch, und nickte mir dankend zu. »So wenig«, seufzte er wehmütig und verschwand.
    Nightingale reichte mir das Dokument. »Sie verfügen jetzt über einen gültigen Haftbefehl.« Ich rollte das Papier auf und entdeckte, wie vermutet, dass es vollkommen unbeschrieben war. »Gehen wir und verhaften wir Henry Pyke«, sagte Nightingale.
    Als wir uns weit genug vom Lagerraum entfernt hatten, schob ich den Akku in das Airwave und rief Lesley an. »Mach dir um uns bloß keinen Kopf«, sagte sie sarkastisch. »Wir warten gern ein paar Stunden, bis du endlich in die Gänge kommst.« Im Hintergrund konnte ich Stimmengewirr, klirrende Gläser und die neueste Single von Dusty Small hören. Ich verspürte keinerlei Mitgefühl; offenbar hing sie im Pub herum. Ich empfahl ihr, sich selbst und den ganzen Rest der Eingreiftruppe sofort in Alarmbereitschaft zu versetzen.
    Bei der Polizeiarbeit geht es immer um systematisches Vorgehen und Planung, und das änderte sich auch dann nicht, wenn man ein übernatürliches Wesen jagt. Wir   – Nightingale, Seawoll, Stephanopoulos, Lesley und ich   – brauchten keine Viertelstunde, um die Einzelheiten der Operation auszuarbeiten, weil es ein Standardverfahren war: identifizieren, absichern, verfolgen, verhaften. Mein Job war, Henry Pykes letztes Opfer zu identifizieren;sobald ich das getan hatte, sollte Nightingale seinen magischen Trick anwenden und Henrys Geist bis zum Grab zurück folgen. Seawolls Leute würden alles sichern und nach außen abschirmen, für den Fall, dass die Sache aus dem Ruder lief, und Dr.   Walid sollte mit seinem Mobilen Traumateam bereitstehen, um jedem armen Schlucker zu helfen, dem das Missgeschick widerfuhr, dass ihm die Visage auseinanderfiel. DS Stephanopoulos lag (wie ich später erfuhr) mittlerweile mit einer Gruppe von Bauarbeitern (die dafür zum Überstundentarif bezahlt wurden) sowie einem Minibagger auf der Lauer, um das Grab auszuschaufeln, wo auch immer sie es finden würden. In einem weiteren Lkw hielt sie einen Einsatztrupp uniformierter Polizisten in Bereitschaft, um auch mit einer größeren Menschenmenge fertigwerden zu können, sollte sich herausstellen, dass Henry Pyke an einer belebten und daher

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