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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Reisetasche packte, wurde mir klar, dass der Raum immer noch so unpersönlich aussah wie ein Gästezimmer, ein Raum, in dem ich nur so lange bleiben würde, bis ich etwas Besseres fand.
    Als ich die Tasche über die Schulter hängte und mich umdrehte, entdeckte ich Molly, die unter der Tür stand und mich mit schief gelegtem Kopf beobachtete.
    »Weiß ich nicht«, sagte ich. »Aber wir essen auswärts.« Sie runzelte die Stirn.
    »
Ich
bin es, der an vorderster Front steht«, sagte ich, doch das schien sie nicht sonderlich zu beeindrucken. »Ihm wird schon nichts passieren.«
    Das entlockte ihr einen skeptischen Blick; dann glitt sie davon. Als ich aus dem Zimmer trat, war sie bereits verschwunden. Ich ging hinunter und wartete im Lesezimmer auf Nightingale. Er tauchte eine halbe Stunde später auf, in seinen »Businessanzug« gekleidet und mit dem Stock in der Hand. Er fragte mich, ob ich bereit sei, und ich bejahte.
    Es war ein schöner warmer Frühlingsabend, deshalb nahmen wir nicht den Jaguar, sondern schlenderten am British Museum vorbei, gingen durch die Museum Street und bogen in die Drury Lane ein. Obwohl wir uns viel Zeit ließen, waren wir immer noch Stunden zu früh dran, deshalb gingen wir zum Abendessen erst einmal in ein Curry-Restaurant mit dem vielversprechenden Namen House of Bengal, das sich in der Nähe des Theatre Royal befand.
    Ich versenkte mich in die Speisekarte, die gänzlich ohne Kartoffeln, teigige Pasteten, Rindernierenfett und Mehlsoßen auskam, und dabei wurde mir endlich auch klar, warum Nightingale so gern außer Haus aß.
    Nightingale bestellte Lamm mit Limonen und ich begnügte mich mit einem Chicken Madras, das so scharf war, dass es sogar Nightingale auf der anderen TischseiteTränen in die Augen trieb. Ich fand es ein bisschen zu mild. Indisches Essen kann einen Jungen nicht schrecken, der mit Groundnut-Hühnchen und Benachin aufgewachsen ist. Das Motto der westafrikanischen Küche lautet, wenn das Tischtuch unter dem Essen nicht in Flammen aufgeht, war die Köchin zu geizig mit dem Pfeffer. Das war jetzt geschwindelt, so ein Motto gibt es natürlich nicht, aber für meine Mutter war es schlicht unvorstellbar, dass jemand Wert auf ein Gericht legte, das einem nicht den Gaumen verbrannte.
    Wir bestellten Bier, und Nightingale fragte mich, wie meine diplomatischen Bemühungen vorankämen. »Abgesehen von dem kleinen Zwischenfall mit Tyburn.«
    Ich erzählte ihm von unserem Besuch bei Oxleys Fluss und Beverleys interessanter Reaktion. Dass ich beinahe selbst hineingesprungen wäre, ließ ich weg. Ich erklärte, dass der Besuch meiner Ansicht nach gut verlaufen sei und dass eine Verbindung zwischen beiden Seiten zu spüren gewesen sei. »Darauf können wir aufbauen«, fügte ich hinzu.
    »Konfliktlösung«, sagte Nightingale. »Ist es das, was sie euch heutzutage in Hendon beibringen?«
    »Jawohl, Sir. Aber keine Sorge, wir lernen auch, wie man Leute mit dem Telefonbuch niederschlägt und die zehn besten Methoden, verdächtigen Personen Beweisstücke unterzuschieben.«
    »Gut zu wissen, dass die alten Techniken noch gepflegt werden«, sagte Nightingale.
    Ich nippte an meinem Bier. »Tyburn ist kein Fan der alten Zeiten.«
    »Peter«, sagte er und fuchtelte mahnend mit der Gabel,»von allen Kindern der Mutter Themse mussten Sie sich ausgerechnet mit Lady Ty anlegen. Was dort geschehen ist, ist einer der Gründe, warum wir nicht mit Magie um uns werfen, solange wir die Grundlagen noch nicht vollkommen beherrschen.«
    »Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
    »Sie hätten sich aus der Situation herausreden können. Wofür halten Sie Ty denn   – für eine Gangsterbraut? Haben Sie tatsächlich geglaubt, dass sie Sie umknallen würde? Sie wollte Ihnen nur ein bisschen auf den Zahn fühlen, aber Sie sind in Panik geraten.«
    Wir aßen eine Zeit lang schweigend weiter. Er hatte recht   – ich hatte durchgedreht.
    »Abknallen, Sir«, sagte ich schließlich, »oder umlegen, nicht umknallen.«
    »Ah ja«, sagte Nightingale.
    »Sie scheinen sich aber keine großen Sorgen zu machen, Sir«, sagte ich. »Über die Sache mit Lady Ty, meine ich.«
    Nightingale nahm noch einen Bissen von seinem Lamm, bevor er antwortete. »Peter, wir sind im Begriff, uns einem mächtigen Wiedergänger als Judasziegen anzubieten, einem Geist, der, soweit wir wissen, mindestens acht Menschen umgebracht hat.« Er belud seine Gabel mit Reis. »Wegen Lady Ty mache ich mir erst Sorgen, wenn wir das überlebt

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