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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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schemenhafte Gestalt stürmte durch den Korridor auf mich zu   – einer der Sänger hatte mich fast eingeholt, aber es war zu dunkel, um festzustellen, welcher. Ich kickte ihm den Handwagen vor die Füße und er krachte direkt neben mir zu Boden. Zwar versuchte er sich wieder hochzurappeln, aber ich rammte ihm den Fuß in den Rücken, als ich selbst aufstand. Jetzt kamen auch seine Freunde durch die Tür gestürmt und ich brüllte laut, umihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, während ich gleichzeitig weiterraste. Ihr Geschrei, als sie alle über ihren Kollegen stürzten, klang wie Musik in meinen Ohren.
    Ich donnerte durch eine weitere Tür; dahinter brannte Licht, das vermutlich von einem separaten Stromkreis gespeist wurde. Die Tür führte in ein verwirrendes Labyrinth von schmalen Gängen, die alle gleich aussahen. Ich rannte durch einen Raum, der nur von Perücken bewohnt wurde, und gelangte in einen Korridor, dessen Boden mit ganzen Haufen von Ballettschuhen übersät war. Auf einem Schuh rutschte ich aus und prallte gegen eine Porenbetonmauer. Hinter mir verlangten die Hauptdarsteller lautstark nach meinem Blut, und die Tatsache, dass ihre Drohungen sehr wohltönend vorgetragen wurden, war mir überhaupt kein Trost.
    Endlich kam ich an einen weiteren Notausgang und fand mich vor den Toiletten im Erdgeschoss neben der Garderobe wieder. Aus der Richtung des Hauptfoyers hörte ich Glas splittern, also wandte ich mich zu einem Seiteneingang beim Kartenschalter. Ich ignorierte die langsame, für Rollstühle geeignete Drehtür und lief direkt auf den Notausgang zu, aber was ich durch die Türglasscheiben sah, brachte mich schlagartig zum Stillstand.
    Draußen in der Bow Street herrschte blanke Randale. Ein ausnehmend gut gekleideter Mob plünderte das Hotel gegenüber der Oper und aus einem davor geparkten lichterloh brennenden Auto stieg eine fettig-schwarze Rauchsäule empor. Farbe und Marke kamen mir bekannt vor: ein kanariengelbes Mini-Cabrio.

12
Letzte Flucht
    Niemand mag Straßenunruhen   – außer Plünderern und Reportern. Die Metropolitan Police, moderne und dynamische Polizeiorganisation, die sie ist, hat natürlich jede Menge Pläne für den Umgang mit Straßenunruhen aller Art in der Schublade, von unzufriedenen Bauern mit Traktoranhängern voller Stallmist über tierschützende Pelzmantelgegner auf Wochenendsause bis hin zu Hobby-Dschihadisten. Wofür sie definitiv keinen Notfallplan hatte, war der Umgang mit zweitausend Opernbesuchern, die sich aus dem Royal Opera House ergossen und wie die Irren durch das Covent-Garden-Viertel randalierten.
    Ich war ziemlich sicher, dass eine smarte Londonerin wie Beverley schlau genug war, aus ihrem Auto zu fliehen, bevor es vom Mob abgefackelt wurde, aber ich wusste, ihre Mutter würde mir niemals verzeihen, wenn ich es nicht trotzdem überprüfte. Also rannte ich laut brüllend auf die Straße, in der Hoffnung, dass mich die Randalierer für einen der Ihren halten würden.
    Kaum war ich durch die Tür, als auch schon der Lärm der riesigen wütenden Menschenmenge über mich hereinbrach. Es war wie eine Schar aggressiver Betrunkener vor einem Pub, nur in gigantisch vergrößertem Maßstab,eine enorme Zahl von Menschen, die alle ein animalisches Gebrüll von sich gaben. Und es war ersichtlich kein normaler Straßenaufruhr, denn erfahrungsgemäß hätten dabei die meisten der Beteiligten tatenlos zugeschaut und nur gelegentlich mitgebrüllt. Zeigt man denen ein zerbrochenes Schaufenster, werden sie zwar gern den Inhalt plündern, aber wie alle normalen Bürger wollen sie sich nicht die Hände schmutzig machen. Diese Meute hier vor der Oper bestand jedoch nur aus Rädelsführern, und alle, von dem verdächtig gut gekleideten jungen Mann bis hin zur gesetzten Matrone im Abendkleid, hatten vollkommen durchgedreht und waren absolut bereit, jede Menge Schaden anzurichten. Ich näherte mich dem brennenden Mini, so weit ich es wagen konnte, und stellte erleichtert fest, dass niemand auf den Sitzen vor sich hin brutzelte. Beverley hatte sich rechtzeitig abgesetzt, und genau das hätte ich jetzt ebenfalls tun sollen, aber ich ließ mich wieder einmal ablenken, vom Anblick eines Hubschraubers, der direkt über mir in der Luft schwebte.
    Wenn ein Helikopter über dem Schauplatz auftauchte, hieß das, dass das GT, das Zentralkommando der Met, die direkte operative Kontrolle bei der Bekämpfung der Straßenunruhen übernommen hatte. Was wiederum bedeutete, dass eine Menge

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