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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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habe. Überhaupt gebe ich dem die Erlaubnis, mich bei den Ohren aufzuhängen, der mich noch einmal da drüben erwischt.«
    »Sie sollen Euch drüben vor ein paar Wochen die Jacke tüchtig ausgeklopft haben«, lachte Blackfoot.
    »Ja, und der, der es getan hat, liegt wohl nicht am Elevenpointsriver mit zerschmettertem Hirn?« zischte der kleine Mann; – »Seine Pferde stehen wohl nicht jetzt hier auf der Insel im Stall?«
    »Alle Wetter, dessen Pferde?« rief der Bootsmann verwundert. »Da habt Ihr mehr Courage, als ich Euch zugetraut hätte; – doch wer war denn hinter Euch her?«
    »Wer? Der ganze Staat schien auf den Beinen zu sein. – Ich gab mich auch schon verloren; ein wirkliches Wunder allein kann mich gerettet haben. Einmal sah ich meine Verfolger schon; doch glücklich erreichte ich den Sumpf, und hier gelang es mir, die Feinde irrezuführen. Wäre Euer Boot aber nicht schon drüben gewesen, ich hätte bei Gott die Tiere im Stich gelassen und meine eigene Haut in Sicherheit gebracht; denen falle ich nicht noch einmal in die Hände, so viel weiß ich.«
    »Schade, daß Rowson so schändlich abgefangen wurde« sagte der Bootsmann. – »Das war ein trefflicher Kunde. Mordelement, ich weiß keinen Menschen in ganz Amerika, den ich lieber bei irgendeinem pfiffigen Unternehmen gehabt hätte als den – «
    »Geht mir mit dem Schuft«, brummte Jones, »wäre der Kapitän nicht noch so zur rechten Zeit dazugekommen, die Kanaille hätte uns alle miteinander verraten – pfui Teufel! Ich hätte immer geglaubt, Rowson sei ein Mann, und wie ein heulendes altes Weib hat er sich betragen. Das sollte mir einmal passieren! – Pest noch einmal, die Zunge wollte ich mir eher aus dem Halse reißen, ehe ich ein Wort gestände!«
    »Kelly war unter einem fremden Namen oben, nicht wahr?«
    »Wharton nannte er sich«, lachte Jones, »und Ihr hättet nur einmal sehen sollen, wie schlau er es anzustellen wußte, daß der meineidige Pfaffe nicht zu Worte kam. Mit dem Indianer war übrigens nicht zu spaßen. – Wer kommt denn dort?«
    Die beiden Männer blickten sich rasch nach der von dem Pferdedieb bezeichneten Richtung um und sahen eine in einen dunklen Mantel gehüllte Gestalt auf sich zukommen. – Es war der Kapitän, der, ohne den andern eines Wortes oder Blickes zu würdigen, Blackfoot am Arm ergriff und eine kleine Strecke mit sich fortzog. Als er sich vorher durch einen flüchtig umhergeworfenen Blick überzeugt hatte, daß er unbelauscht sei, flüsterte er leise: »Georgine besteht darauf, den Mestizen ans Ufer zu senden. Bolivar soll ihn also, wenn sie es verlangt, hinüberrudern; er darf aber den festen Boden nicht wieder betreten. Verstehst du mich?«
    »Der Mestize?« fragte Blackfoot erstaunt.
    Der Kapitän nickte nur einfach und fuhr dann fort: »Sanders Aufträge sind in diesem Brief eingeschlossen; – alles übrige ist dir ebenfalls bekannt.«
    »Wann kann denn Teufels Bill hier eintreffen?« fragte der Bootsmann.
    »Mit jedem Tage«, erwiderte Kelly; »seiner Rechnung nach hätte er eigentlich schon gestern Helena erreichen müssen. Ihr wißt doch noch sein Zeichen?«
    »Ja – er fährt stets vor der Insel vorbei und schießt, wenn er gerade neben den Snags ist. Das Boot läßt er unterhalb auflaufen.«
    »Gut! Ist mein Pferd gestern abend hinübergeschafft und gefüttert worden?«
    »Ei, versteht sich«, versicherte der Alte. »Das muß tüchtig ausgreifen können; es hat jetzt zwei Tage ruhiggestanden. Was soll aber mit dem Mädchen da drin geschehen?«
    »Die – werde ich der Sorgfalt des Negers anvertrauen«, murmelte der Kapitän. – »Ich will ihm morgen früh selbst die nötigen Verhaltungsregeln geben; doch für jetzt gute Nacht, legt Euch auch ein wenig schlafen und – habt gut acht auf den Burschen da! –«
    »Auf Jones?«
    »Ja; – er darf ohne Schwur die Insel nicht verlassen.«
    »Der ist treu«, sagte Blackfoot.
    »Gut für ihn«, murmelte der Kapitän und verschwand gleich darauf wieder in seiner Tür.

Kapitel 8
    Die Sonne stand schon anderthalb Stunden hoch, als zwei Männer auf schönen, kräftigen Pferden durch jene fast unwegsame und großenteils unter Wasser stehende Niederung ritten, die den Mississippi an beiden Ufern viele Meilen breit einschließt. An einen Pfad war dabei gar nicht zu denken, nicht einmal ein Zeichen an Busch oder Baum ließ erkennen, daß hier die fleißige Hand der Menschen je gewesen wäre. Nur Rohr und Unterholz gedieh, soweit ihnen das der dichte Schatten

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