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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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getan, sie bei dir aufzunehmen.«
    »Richard, laß mir das unglückliche Geschöpf!« bat Georgine und schlang den weißen Arm um seinen Nacken. – »Laß sie mir hier! Du weißt, die Mädchen, die auf der Insel hausen, sind nichts für mich; es ist rohes, wüstes Volk, und sie hassen mich, weil ich nicht ihre wilden Freuden teile. Maries ganzes Wesen dagegen verrät einen höheren Grad von Bildung, als man ihn sonst bei solch einfachem Farmerskind vermuten sollte. Ich will sie bei mir behalten; vielleicht kann ich ihr das einigermaßen wieder vergüten, was andere ihr genommen haben.«
    »Liebes Kind«, erwiderte Kelly und warf sich nachlässig auf die Ottomane, »das sind Geschäftssachen, und du kennst unsere Gesetze. Sosehr ich das schöne Geschlecht ehre, sosehr muß ich doch auch dagegen protestieren, daß es sich da beteiligt, wo es an Hals und Kragen gehen könnte.«
    »Richard«, sagte das schöne Weib und preßte die kleinen Lippen fest zusammen, »du tust mir nie etwas zuliebe; ich mag dich bitten, um was ich will, du hast eine Ausrede. Nicht einmal nach Helena willst du mich bringen.«
    »lch habe dir schon gesagt, daß ich mich dort selbst nicht blicken lassen darf«, lächelte der Führer.
    »Gut, so gestatte mir wenigstens die Gesellschaft eines einzigen menschlichen Wesens, das ich – ohne Abscheu ansehen darf.«
    »Eine große Schmeichelei für mich.«
    »Du bist unausstehlich heute.«
    »Du bist ärgerlich, Georgine«, sagte der Kapitän freundlicher als vorher; »aber sei vernünftig. – Die Fremde kann nicht hier bleiben, wo ihr Sander gar nicht auszuweichen vermöchte.«
    »Also er war jener Bube?«
    »Ruhig; – du wirst vorsichtiger und milder in deinen Ausdrücken werden, wenn du erfährst, daß gerade er es ist, der die Ausführung unserer Pläne beschleunigt. Das zuletzt eingebrachte Boot enthielt ein so bedeutendes Kapital in barem Geld, in Gold und Silber, daß ich jetzt entschlossen bin, deinen Bitten nachzugeben. Ich sehe ein, unsere Lage hier muß mit jedem Tage gefährlicher werden. Das Geheimnis ist kaum noch ein Geheimnis, und mir selbst scheint es rätselhaft, wie es so lange verborgen bleiben konnte. Wir wollen nach Houston gehen und von da in das Innere von Mexiko. Halte dich also zu einem schnellen Aufbruch bereit.«
    »Und die Insel?«
    »Mag unter anderer Leitung fortbestehen.«
    »Werden sie dich aber aus deinem Führeramt entlassen?«
    »Vielleicht gehen sie mit«, sagte der Kapitän, augenscheinlich zerstreut; »doch – wie dem auch sei, die Dirne darf nicht hier bleiben; Verrat vor der Zeit könnte uns alle verderben.«
    »Was wollt ihr mit ihr tun?« fragte Georgine besorgt.
    »Bolivar soll sie nach Natchez begleiten. – Bist du nun zufrieden?«
    »Du mußt deinen Willen durchsetzen«, murmelte die Frau und zog ärgerlich die schönen, kühn geschnittenen Brauen zusammen. – »Früher war deine Liebe anders – glühender. Du kanntest kein Glück, das ausgenommen, das du an meiner Seite fandest. Ich fürchtete, einen Wunsch auszusprechen; denn du achtetest selbst nicht Todesgefahr, um ihn zu erfüllen. – Jetzt aber –«
    »Georgine, sei vernünftig«, bat Kelly und zog sie, ihre Hand erfassend, leise zu sich nieder, »du wirst doch begreifen, daß ich nicht unser aller Sicherheit, unser Leben einer einzigen halb wahnwitzigen Dirne wegen aufs Spiel setzen darf. Könnte ich immer hier sein, gern wollte ich deinem Wunsch willfahren; ich würde selbst über unsere Sicherheit wachen; aber so –«
    »Du willst wieder fort?«
    »Ich muß; – dringende Geschäfte rufen mich in früher Stunde morgen nach Montgomerys Point, vielleicht nach Vicksburg.«
    Georgine legte ihre Hand auf seine Schulter und blickte ihm lange und forschend in das ihr ruhig, ja lächelnd begegnende Auge. »Und weshalb willst du immer fort von mir? Weshalb kannst du jetzt nicht bleiben wie früher? Richard – Richard, – wenn ich wüßte, daß du falsch –«
    »Aber, Kind du phantasierst wahrhaftig. – Die Wahnsinnige hat dich angesteckt.«
    »Wahnsinnige?« – flüsterte Georgine düster vor sich hin. »Richard, wenn ich wüßte, daß du falsch wärst – du, dem ich mein Leben, – das Leben meiner Eltern geopfert habe, bei allen Geistern der Unterwelt, ich würde dein Teufel. An deine Fersen solltest du mich gebannt sehen, und Rache – Rache, wie sie noch kein Weib genossen hat, müßte ein Verbrechen sühnen, für das die Erde keinen Namen hätte.«
    »Georgine«, flüsterte der starke

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