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Die Flusswelt Der Zeit

Die Flusswelt Der Zeit

Titel: Die Flusswelt Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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werden müßt, was ihr wollt, wäre es nett, wenn ihr in der Zwischenzeit einen Bambusbehälter nehmen und mit uns zum Fluß hinuntergehen würdet. Wir könnten dort baden, die Behälter neu füllen, uns über die Situation auf der Ebene informieren und dann hierher zurückkehren. Wenn wir uns anstrengen, könnten wir es durchaus schaffen, uns einige Unterstände zu bauen, bevor die Nacht hereinbricht.«
    Sie gingen in Richtung Fluß, bahnten sich einen Weg durch das hohe Gras und trugen Bambusstangen, Speere, Eimer und Steinwaffen mit sich. Schon nach kurzer Zeit stießen sie auf eine andere Menschengruppe. Allem Anschein nach hatten sich viele entschlossen, die Ebene zu verlassen. Aber das war nicht alles: Eine ganze Reihe von ihnen war mittlerweile mit Steinwerkzeugen und Waffen ausgerüstet. Das bedeutete, daß sie die Kunst der Steinbearbeitung von irgendwelchen anderen Primitiven erlernt hatten. Bisher hatte Burton lediglich die Bekanntschaft von zwei Wesen, die nicht der Gattung Homo sapiens angehörten, gemacht – und diese beiden befanden sich bei ihm. Aber wer immer auch den anderen Leute diese Techniken gelehrt hatte – er hatte nicht versagt. Sie kamen an zwei halbfertigen runden Bambushütten vorbei, die aus einem einzigen Raum bestanden und, wenn sie fertig waren, über konisch zulaufende Dächer verfügen würden, aus dem Astwerk der Eisenbäume hergestellt und mit langem Gras bedeckt. Ein Mann, der eine Steinaxt schwang, war damit beschäftigt, aus Bambusstäben ein Bett zu bauen.
    Abgesehen von einer Reihe ziemlich baufällig aussehender Hütten oder Schutzdächern aus Holz und Blattwerk und einigen Leuten, die sich im Wasser tummelten, schien die weite Ebene verlassen zu sein. Man hatte die Leichen der bei den Gewalttätigkeiten der letzten Nacht ums Leben gekommenen Menschen beseitigt. Bis jetzt schien hier aber noch niemand auf die Idee gekommen zu sein, sich aus Gras Bekleidung zu basteln, denn eine ganze Reihe Leute brach bei Alices Erscheinen in Gelächter aus, zeigte mit den Fingern auf sie und machte obszöne Bemerkungen. Alice wurde rot, aber sie machte keinerlei Anstalten, sich ihres selbstentworfenen Kleides wieder zu entledigen. Die Hitze wurde immer größer, und bald begann sie sich heimlich unter ihrem gräsernen Gewand zu kratzen. Es wäre ihr sicher nie in den Sinn gekommen, dies in aller Öffentlichkeit zu tun: schließlich war sie Aristokratin und hatte eine viktorianische Erziehung genossen.
    Als sie allerdings das Flußufer erreichten, stießen sie auf etwa ein Dutzend Grasmatten, die wie selbstgefertigte Kleider aussahen. Offensichtlich gehörten sie den Männern und Frauen, die sich im Moment lachend, spritzend und schwimmend im Wasser vergnügten.
    Für Burton stellte der Anblick eine Neuheit dar. Hier hatte er die gleichen Menschen vor sich, die in ihrem früheren Leben von den Fersen bis zum Hals bedeckt gewesen waren, wenn sie in die Fluten stiegen. Sie waren Produkte ihrer Umwelt gewesen, die ihnen keine andere Wahl gelassen hatte, und sie hatten deren Regeln widerspruchslos akzeptiert. Und jetzt, nur einen Tag nach ihrem Erwachen, schwammen sie nackt. Und es machte ihnen Spaß.
    Ein Großteil ihrer Bereitschaft, die Nacktheit zu akzeptieren, hatte natürlich mit dem Schock der plötzlichen Wiedererweckung zu tun. Zudem hatten sie am ersten Tag wirklich keine Möglichkeiten gehabt, sich groß darüber Gedanken zu machen. Viele von ihnen gehörten völlig fremden Kulturkreisen an. Man hatte zivilisierte mit barbarischen Geschöpfen gemischt, und eine ganze Reihe derjenigen, die hier erwacht waren, stammten aus tropischen Gefilden, wo Nacktheit ohnehin fast etwas Natürliches war.
    Burton sprach eine Frau an, die bis zu den Hüften im Wasser stand. Sie hatte ein hübsches Gesicht und leuchtend blaue Augen.
    »Das ist die Frau, die Sir Robert Smithson angriff«, erklärte Lev Ruach.
    »Ich glaube, sie heißt Wilfreda Allport.«
    Burton musterte neugierig ihren ausladenden Busen und rief: »Wie ist das Wasser?«
    »Herrlich!« rief sie lächelnd zurück.
    Er löste den Gral von seinem Handgelenk, legte den Behälter ab, in dem sich sein Messer und die Steinaxt befanden, und watete mit einem Stück grüner Seife in der Hand ins Wasser. Die Wassertemperatur lag bei etwa 25 Grad.
    Während er versuchte, sich mit Wilfreda zu unterhalten, seifte er sich ein.
    Wenn sie Smithson gegenüber noch immer Haßgefühle hegte, so ließ sie es sich zumindest nicht anmerken. Ihr Akzent

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