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Die Flusswelt Der Zeit

Die Flusswelt Der Zeit

Titel: Die Flusswelt Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ihre Kultur hatte eine Weile geblüht und war dann unter dem Ansturm von Barbaren und den Schwierigkeiten, die aus der wüstenhaften Umwelt erwuchsen, zusammengebrochen.
    Obwohl die Forschungsergebnisse Burtons natürlich nur sporadisch erfolgten, hatte er doch herausgefunden, daß jedes Gebiet in der Regel eine zu sechzig Prozent homogene Bevölkerungsstruktur aufwies, was Nationalität und Herkunft aus einer bestimmten Zeitepoche anbetraf. Dreißig Prozent der jeweiligen Zonenbewohner gehörten entweder anderen Völkern an oder stammten aus einer unterschiedlichen Zeit. Der Rest war ein buntes Gemisch aus Angehörigen verschiedener Nationalitäten oder Epochen.
    Während die Männer alle beschnitten wiedergeboren worden waren, wiesen die Frauen ausnahmslos den Zustand der Jungfräulichkeit auf, der sich allerdings beim größten Teil nicht über die erste Nacht hinaus erhalten hatte.
    Allerdings hatte man bisher weder eine schwangere Frau gesehen noch von einer gehört. Wer immer für ihr Hiersein verantwortlich war, mußte sie sterilisiert haben, und das mit gutem Grund. Wäre die Menschheit in der Lage gewesen, sich zu vermehren, das Flußtal wäre innerhalb eines einzigen Jahrhunderts übervölkert gewesen.
    Zunächst hatte man angenommen, daß es außer den Menschen keinerlei tierisches Leben auf diesem Planeten gab. Doch bald war allgemein bekannt, daß es viele verschiedene Arten von Würmern gab, die bei Nacht aus dem Erdreich gekrochen kamen. Und was den Fluß anbetraf: Er enthielt mindestens Hunderte verschiedene Arten Fisch, angefangen von Geschöpfen, die nicht länger waren als zwölf Zentimeter, bis hinauf zu dem als »Flußdrachen« bekannten, walähnlichen Monstrum, das auf dem Grund des Flusses, dreihundert Meter unter dem Wasserspiegel, hauste. Frigate war der Ansicht, daß die Fische den Fluß aus gutem Grund bevölkerten: Sie seien dafür da, ihn sauberzuhalten. Einige der Würmer schienen ähnliche Aufgaben zu haben: Sie fraßen Abfälle, Kot und die Leichen. Andere hingegen nahmen die gleiche Funktion wahr wie ihre Vettern auf der Erde.
    Gwenafra begann größer zu werden. Wie alle anderen Kinder wuchs auch sie heran. Innerhalb von zwölf Jahren würde es im Flußtal kein Kind und keinen Halbwüchsigen mehr geben, wenn die Bedingungen die gleichen blieben.
    Burton, der über diesen Punkt nachdachte, fragte plötzlich Alice: »Dieser Reverend Dodgson, Ihr Freund von damals, der nur kleine Mädchen liebte – für ihn wird das über kurz oder lang bestimmt zu einer frustrierenden Situation werden, nicht wahr?«
    »Dodgson war keiner von diesen Perversen«, erwiderte Frigate. »Aber ich frage mich dennoch, was mit all denen geschehen wird, die ihre sexuelle Erfüllung wirklich nur an Kindern finden. Was werden sie tun, wenn einfach keine mehr da sind? Und was tun jene, die sich vorzugsweise mit Tieren abgeben? Ich bedauere übrigens auch, daß es hier keine Tiere gibt, wissen Sie? Ich habe Katzen und Hunde immer gern gehabt, sogar Bären und Elefanten; na, eben die meisten Tiere außer den Affen, die mir zu menschenähnlich sind.
    Andererseits freut es mich, daß sie nicht hier sind. So kann man sie wenigstens nicht mißbrauchen. Niemand wird ihnen Schmerzen zufügen. Und sie werden weder verhungern noch verdursten, weil irgendein gedankenloses menschliches Wesen sie einfach vergißt. Jetzt nicht mehr.«
    Er tätschelte Gwenafras bereits auf zwanzig Zentimeter angewachsenes blondes Haar.
    »Die gleichen Gefühle habe ich auch stets all diesen hilflosen und mißbrauchten Kleinen entgegengebracht.«
    »Welch eine Welt ist das, auf der es keine Kinder gibt?« fragte Alice. »Und ebenso keine Tiere? Ob Mißbrauch oder Tierquälerei, man kann sie auch nicht mehr streicheln und liebhaben.«
    »So bildet eine Sache auf dieser Welt das Gleichgewicht zu einer anderen«, führte Burton aus. »Man kann keine Liebe ohne Haß haben, keine Freundlichkeit ohne Niedertracht, keinen Frieden ohne Krieg. Auf jeden Fall haben wir auf diese Dinge keinen Einfluß. Die unsichtbaren Herren dieser Welt haben entschieden, daß wir weder über Tiere verfügen noch daß unsere Frauen jemals Kinder gebären werden. Und so sei es.«
     
    Der Morgen des vierhundertsechzehnten Tages ihrer Reise unterschied sich in nichts vom vorhergehenden. Die Sonne erhob sich über die Berggipfel zu ihrer Linken. Der Gegenwind betrug etwa einundzwanzig Kilometer in der Stunde – wie immer. Mit der Sonne stieg auch die Temperatur, die am

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