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Die Flusswelt Der Zeit

Die Flusswelt Der Zeit

Titel: Die Flusswelt Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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bisherigen Leben noch nicht allzu oft vorgekommen.
    Frigate warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu und grinste. Irgendwie schien ihm Burtons Kummer ein freudiges Gefühl zu vermitteln.
    »Daß sie den Parfümierten Garten verbrannt hat, war zwar zu bedauern, aber nicht das Schlimmste. Viel mehr Erschrecken rief die Tatsache hervor, daß sie auch deine privaten Notizen den Flammen übergab; all jene Aufzeichnungen, in die du deine geheimsten Gedanken, deine intimsten Gefühle und deinen brennendsten Haß schonungslos offen legtest. Nun, ich habe ihr das jedenfalls nie verziehen. Einer ganzen Reihe anderer Leute erging es in dieser Beziehung nicht anders. Es war ein großer Verlust; nur eines deiner Notizbücher, ein ziemlich kleines, entging ihr. Aber auch das wurde während einer Bombardierung Londons im Zweiten Weltkrieg vernichtet.«
    Frigate machte eine Pause und fragte: »Stimmt es eigentlich, daß du noch auf Bitten deiner Frau kurz vor deinem Tod zur katholischen Kirche übergetreten bist?«
    »Ich hätte es fast getan«, erwiderte Burton. »Isabel drängte mich jahrelang dazu, auch wenn sie mich nie stark unter Druck setzte. Als ich dann schwerkrank dalag, hätte ich ihr gern gesagt, daß ich dazu bereit sei, weil es sie sicher glücklicher gemacht hätte. Sie war so voller Sorgen und Kummer und fürchtete, meine Seele würde sonst ewig in der Hölle braten.«
    »Dann hast du sie geliebt?« hatte Frigate gefragt.
    »Ich hätte dasselbe auch für einen Hund getan.«
    »Für einen Menschen, der so offen ist wie du, kannst du manchmal sehr zweideutig reden.«
     
    Dieses Gespräch hatte zwei Monate nach dem Ersten Tag stattgefunden. Das Resultat war in etwa das gleiche, das sich ergeben hätte, wäre Dr. Johnson einem zweiten Boswell begegnet.
    Damit erreichten sie das zweite Stadium ihrer ungewöhnlichen Beziehung.
    Obwohl Frigate ihm etwas nähergekommen war, fiel er Burton gleichzeitig auf die Nerven. Aber der Amerikaner hielt sich, was Burtons Ansichten betraf, weitgehend zurück. Er tat das zweifellos, weil ihm nicht daran gelegen war, einen Streit zu provozieren. Auch den anderen gegenüber nahm er diese Position ein, obgleich er offensichtlich bestrebt schien, unter ihnen die Rolle des Antagonisten zu spielen. Seine Feindseligkeit kam jedoch meist nur in zweideutig auslegbaren Worten, weniger in Handlungen zum Vorschein.
    Burton gefiel das nicht, da er selbst in seinem Benehmen offen und direkt war und sich vor Streit nicht fürchtete. Vielleicht war er sogar, wie Frigate meinte, zu begierig, Konfrontationen offen auszutragen.
    Eines Abends, als sie unter einem Gralstein um ein Feuer herum versammelt waren, sprach Frigate über Karatschi. Dieser Ort, der später zur Hauptstadt von Pakistan geworden war, hatte zu Burtons Lebzeiten nur 2000 Einwohner gehabt. Im Jahre l970 war die Bevölkerung auf 2.000.000 angestiegen. Das führte Frigate zu der Frage nach einem Bericht, den Burton seinerzeit seinem General, Sir Robert Napier, über männliche Prostitution in dieser Stadt geliefert hatte. Der Bericht verschwand zwar zunächst in den Tresoren der Ostindischen Armee, aber einer der zahlreichen Feinde Burtons hatte ihn schließlich doch ans Tageslicht befördert. Obwohl er in der Öffentlichkeit niemals erwähnt wurde, hatte man ihn zeit seines Lebens gegen Burton verwandt. Burton hatte sich damals in der Verkleidung eines Eingeborenen in eines dieser Bordelle begeben und war Zeuge von Dingen geworden, die die Augen eines Europäers vor ihm nie zu Gesicht bekommen hatten. Er hatte diese Aufgabe nur deswegen übernommen, weil er der einzige war, der ihn ausführen konnte, und weil sein geliebter General Napier ihn darum gebeten hatte. Und er war tatsächlich zurückgekommen, ohne entdeckt zu werden.
    Burton sagte irgend etwas Mürrisches darauf. Alice hatte ihn einige Zeit vorher verärgert – dies schien ihr seit einigen Tagen immer leichter zu gelingen, und so dachte er darüber nach, wie er sich an ihr rächen könnte.
    Automatisch übertrug sich seine Wut auf Frigate, und er berichtete in zynischem Tonfall über das, was er in diesen Bordellen zur Kenntnis hatte nehmen müssen. Ruach gab schließlich auf und verschwand, während Frigate, dem es offenbar kurz darauf schlecht wurde, sich dazu zwang, sitzenzubleiben. Wilfreda lachte, bis sie umkippte und sich vor Vergnügen am Boden wälzte, während Kazz und Monat blöde vor sich hinstierten. Da Gwenafra auf dem Boot bereits eingeschlafen war, brauchte

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