Die Flusswelt Der Zeit
Zeit hinter ihnen; sie schienen sich beide auf einen Kampf zu freuen. Die Mannschaften hielten sich geduckt hinter der Reling verborgen; nur die Offiziere, Steuerleute und Bogenschützen waren dem Pfeilhagel von der Hadji ausgesetzt. Die Luft war von einem lauten Schwirren erfüllt, dann ergoß sich eine neue Ladung brennender Pfeile über das Deck. Das Segel brannte nun an einem Dutzend verschiedener Stellen. Einige Pfeile trafen den Mast, ein ganzes Dutzend versank zischend im Wasser, während ein einzelner nur um wenige Zentimeter Burtons Kopf verfehlte.
Während Esther das Ruder übernahm, schossen Alice, Ruach, Kazz, De Greystock, Wilfreda und Burton, was das Zeug hielt. Loghu verharrte auf der Mastspitze und wartete auf einen günstigen Moment, um sich wieder herunterzulassen. Mit fünf Pfeilen trafen die Verteidiger der Hadji drei Ziele: einen Kapitän, einen Rudergänger und einen Matrosen, der seinen Kopf im falschen Moment erhob.
Esther schrie auf. Burton wirbelte herum. Das Kriegskanu hatte sich nun am Heck der Hadji vorbeimanövriert und näherte sich dem Bug des Schiffes. Es gab keine Möglichkeit, der bevorstehenden Kollision auszuweichen. Die beiden am Bug stehenden Männer machten sich sprungbereit, während die Ruderer aufstanden. Der Bug der Hadji krachte gegen das Kanu, riß es in der Mitte auf und sorgte dafür, daß die abwartende Mannschaft über Bord ging. Der Aufprall führte dazu, daß auch die Besatzung der Hadji zeitweilig das Gleichgewicht verlor. De Greystock verlor die Balance und fiel ins Wasser.
Auch Burton stürzte. Er fiel der Länge nach auf die Planken und riß sich die Haut auf.
Esther hatte die Gewalt über die Ruderpinne verloren und rollte hilflos über das Deck, bis sie gegen die Kajütenwandung prallte. Unbeweglich blieb sie dort liegen.
Burton schaute nach oben. Das Segel stand jetzt in hellen Flammen und konnte nicht mehr gerettet werden. Loghu war verschwunden; möglicherweise hatte sie im Moment des Zusammenpralls den Halt verloren. Er sprang auf und sah De Greystock zur Hadji zurückschwimmen. In seiner Umgebung wurde das Wasser von den wild um sich schlagenden Gegnern aufgewühlt. Den Schreien nach zu urteilen, die die Männer ausstießen, konnten nur wenige von ihnen schwimmen.
Während Burton sich die Beschädigungen ansah, befahl er den anderen, De Greystock an Bord zu ziehen und nach Loghu Ausschau zu halten. Der Bug der HADJI wies ein großes Leck auf. Wasser drang in das Schiff ein. Der Qualm, den das lichterloh brennende Segel erzeugte, legte sich schwer auf ihre Lungen. Alice und Gwenafra husteten bereits.
Aus nördlicher Richtung raste ein weiteres Kriegskanu auf sie zu. Die beiden Schoner näherten sich ebenfalls wieder.
Entweder kämpften sie jetzt weiter, in der Hoffnung, möglichst viele ihrer Gegner zu töten, und begaben sich anschließend in Gefangenschaft – oder sie versuchten schwimmend zu entkommen. Was sie auch taten: Es würde unweigerlich damit enden, daß man sie gefangennahm.
Sie hatten inzwischen Loghu und De Greystock wieder an Bord gezogen. Frigate meldete, daß Esther noch immer besinnungslos sei. Ruach fühlte ihren Puls, schaute ihr in die Pupille und kehrte dann zu Burton zurück.
»Sie ist nicht tot; aber sie ist völlig erledigt.«
Burton sagte: »Die Frauen sollten sich darüber im klaren sein, was sie erwartet. Es ist natürlich ihre eigene Sache, aber ich würde vorschlagen, daß sie sich ins Wasser stürzen und sich nicht gegen das Ertrinken wehren.
Sie würden schon morgen wieder irgendwo aufwachen, ohne Schaden zu nehmen.«
Gwenafra kam aus dem Kajütenaufbau, legte die Arme um Burtons Hüften und sah ihn mit fragendem Blick an. Sie fürchtete sich. Burton streichelte ihren Rücken und rief: »Alice! Nimm sie mit dir!«
»Wohin denn?« fragte Alice. Sie warf einen Blick auf das sich nähernde Kanu und dann auf Burton. Eine Qualmwolke hüllte sie plötzlich ein und erzeugte einen Hustenanfall.
»Ins Wasser«, sagte Burton.
Er deutete auf den Fluß.
»Ich kann nicht«, erwiderte Alice.
»Du würdest es ebenfalls nicht zulassen, daß die Kleine den Männern in die Hände fiele. Auch wenn sie nur ein kleines Mädchen ist – das würde diese Burschen nicht davon abhalten, über sie herzufallen.«
Alice sah ihn an, als sei sie kurz davor, in Tränen auszubrechen. Aber kein klagender Laut drang über ihre Lippen.
Schließlich sagte sie: »Na gut. Es ist jetzt keine Sünde mehr, sich selbst das Leben zu nehmen. Ich
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