Die Formel (Ein Fall für Die Nachtfalken - Band 1) (German Edition)
getötet worden waren. Heinrich hat dann die Vormundschaft für mich übernommen und mich in ein teures Internat gesteckt.“
Sie legte ihre Hand auf seine. „Das tut mir sehr leid.“
„Schon gut. Es ist lange her. Lass uns gehen. Wir haben ein Stück zu fahren.“ Er steckte den Brief ein und gab die Handschrift von Der Vulkan zurück.
Sie verließen die Bibliothek. Kaum hatten sie das an der Straße geparkte Motorrad erreicht, flog die Seitentür eines danebe nstehenden weißen Transporters auf. Zwei Männer sprangen heraus, drückten ihnen Messer an die Kehlen und zerrten sie in den Wagen.
Sara spürte ein feuchtes Tuch auf ihrem Gesicht, das einen ch emischen Geruch verströmte. Ihr schwanden die Sinne, bevor sie begriff, was eigentlich passierte.
„ Sara?“
Kalte feuchte Luft und der Geruch von zu lange gelagerten Äpfeln war das Erste, was sie wahrnahm, als Sara mit dröhnenden Kop fschmerzen erwachte. Sie hob den Kopf. Es war bis auf ein paar Lichtstreifen dunkel um sie herum. Sie lag auf einer klammen Matratze. Ihre Hände waren mit einem Strick an einem massiven rostigen Eisenring festgebunden, der in das rohe Mauerwerk eingelassen war. Sie zog sich in eine sitzende Position. Es war ein alter Lagerkeller, dessen Fenster mit Brettern vernagelt waren. Durch die Ritzen zwischen den Brettern drang Sonnenlicht herein und ließ tanzende Staubflocken in der Luft aufblitzen.
Neben ihr er Matratze stand ein Stuhl, auf den Luke gefesselt war. „Sara, alles in Ordnung?“ Seine Stimme klang besorgt.
„Könnte besser gehen“, stöhnte sie. „Was ist hier los?“
„Ich schätze, Steinberger steckt dahinter. Wir werden es bald erfahren.“
Schritte näherten sich. Die schwere Holztür wurde aufgesperrt und drei Männer betraten den Raum. Sara erkannte den kleinen, bie rbäuchigen Kerl mittleren Alters mit Glatze und blondem Ziegenbart als Nick Steinberger. Die anderen beiden mussten Mitarbeiter von ihm sein. Links von Steinberger baute sich ein großer rothaariger Typ auf, rechts von ihm ein schmieriger Typ mit gegelten schwarzen Haaren und einer fiesen Narbe im Gesicht, die sich von seiner rechten Augenbraue bis zu seinem Mundwinkel zog.
„Wieder munter?“ eröffnete Steinberger das Gespräch. Eine Antwort erwartete er offensichtlich nicht. „Ich sage es euch gleich: So zimperlich wie Reinhard Fuchs bin ich nicht. Also wo ist nun die Wunderwaffe?“ Er hielt Dittmanns Brief in die Luft.
Schweigen erfüllte den Raum.
Sara hatte Angst. Sie war sich sicher, dass er alle Mittel anwenden würde, um aus Luke die gewünschten Informationen herauszukitzeln. Und Steinberger musste klar sein, dass Luke nicht zulassen würde, dass sie ihr wehtaten. Also würde er Steinberger das Versteck mitteilen müssen. Sie lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen. Das war es jetzt wohl endgültig. Sie konnte nur hoffen, dass sie möglichst schnell und schmerzlos sterben durfte.
„Schweigen ist keine Antwort. Sag mir, wo die Formel ist und ich lasse die Jungs nicht mit deiner Freundin alleine“, bellte Steinberger in die Stille und stach mit dem Zeigerfinger in Saras Richtung.
Der Rotschopf un d das Narbengesicht ließen gierige Blicke über Sara gleiten und grinsten.
„ Lassen Sie Sara in Ruhe. Ich sag es Ihnen“, resignierte Luke.
Das dämliche Grinsen auf den Gesichtern von Rotschopf und Na rbengesicht verschwand wieder.
„Das hört sich doch schon ganz gut an. Aber ihr zwei werdet uns begleiten, damit ihr keinen Unsinn macht.“
Er nickte dem Rothaarigen zu. „Abfahrt in einer Viertelstunde.“
Sara sah i hnen nach, als sie das Licht löschten und den Raum verließen.
„Was hast du vor?“, flüsterte sie in die Dunkelheit.
„Eigentlich hatte ich gehofft, sie lassen uns hier alleine. Vielleicht hätten wir einen Weg raus gefunden.“
„Willst du sie wirklich an den richtigen Ort führen?“
„Was anderes wird mir nicht übrig bleiben.“
Frustriert schloss Sara die Augen. „Dann war alles umsonst. Wenn Steinberger die Formel in die Finger kriegt, wird er sie sicher nicht an Menschenfreunde verkaufen. Und am Leben wird er uns bestimmt auch nicht lassen.“
„Noch leben wir. Es gibt immer einen Weg.“
Sara spürte Tränen der Verzweiflung in den Augen, doch sie drängte sie zurück. „Du verdammter Optimist!“
„Aufgeben bringt uns auch nicht weiter. Kopf hoch, Sara. Ich verteidige dich mit meinem Leben.“ Er neigte den Kopf. „Vertraust du mir?“
Nun kamen die Tränen
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