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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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grau gestrichenen Verhörraum der Mordkommission, der außer einer Kamera, einem Tisch und zwei Stühlen nichts enthält. Auf einem der Stühle sitze ich. Mein linker Arm ist mit einer Handschelle an den Tisch gefesselt, das ist Vorschrift, wenn ein Mordverdächtiger zum Verhör muss.
    „Ich bin keine Mörderin!“, wiederhole ich, denn mehr kann ich im Augenblick zu der Katastrophe, die über mich hereingebrochen ist, nicht sagen. Mein Leben ist zerstört und alles was ich will, ist ein Ort, wo ich mich verstecken kann. Aber das ist natürlich nur ein Wunschgedanke, der nicht in Erfüllung gehen wird. Ich hole tief Luft, ehe ich weiterrede. „Ich will zu meinem Arzt Dr. Mertens, ich bin unzurechnungsfähig.“
    „Vorhin haben Sie aber noch gesagt, dass Sie jetzt wieder ganz normal sind und genau wussten, was Sie taten.“
    Ich merke, dass ich mich in Widersprüche verstricke. Hellwig macht einen gemütlichen Eindruck, aber sein Phlegma und seine Korpulenz täuschen gewaltig. Hellwig stellt präzise Fragen und führt mich immer wieder aufs Glatteis. Deshalb ist es jetzt besser, den Mund zu halten.
    „Ich brauche meinen Arzt! Ich bin krank!“, sage ich und streiche mir hektisch die Haare aus dem Gesicht. „Ich muss untersucht werden.“
    „Alles zu seiner Zeit!“ Hellwig lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, sondern blättert in verschiedenen Unterlagen. Es gibt also bereits eine dicke Akte über mich. Das würde mich nicht weiter wundern, nach all den Exzessen der letzten Wochen.
    „Der Kollegin, die als Erste am Tatort eingetroffen ist, haben Sie aber einen Mord gestanden.“
    „Das war doch nur, weil ich unter extremem Stress stand! Ich war völlig außer Atem!“ Jetzt bin ich wirklich beunruhigt, habe Angst, mich um Kopf und Kragen zu reden.
    „Geständnis ist Geständnis!“, brummt Hellwig, scheint aber von seinen Worten selbst nicht sehr überzeugt zu sein.
    „Wo ist die Beamtin, die das notiert hat?“ Ich blicke suchend umher, tue so, als würde sich Isabelle Wagner in einer Ecke unsichtbar machen. „Wo ist Isabelle Wagner? Fragen wir sie doch selbst!“
    „Isabelle Wagner ist beurlaubt. Genau genommen hätte sie Ihr Geständnis gar nicht protokollieren dürfen. Die Aussage ist daher wertlos!“ Achselzuckend legt er das Papier wieder zurück in die Akte und wippt mit seinem Stuhl vor und zurück. „Machen wir uns das Leben doch nicht so schwer. Sie gestehen die Morde, kommen in eine komfortable Einzelzelle und gleich morgen früh auf die Krankenstation zu einer Untersuchung. Na, ist das nicht ein guter Deal?“ Lauernd beugt er sich vor, sieht mir unverwandt in die Augen. „Schöne blaue Augen haben Sie. Damit machen Sie wohl alle Männer verrückt!“
    Ich bin mir nicht sicher, ob Hellwig diese Bemerkung wirklich gemacht hat oder ob ich seinen Gesichtsausdruck nur dahingehend interpretiert habe.
    Hinter mir wird eine Tür aufgerissen, doch ich drehe mich nicht um, denn das gehört sicher zu der Verhörstrategie von Hellwig, die wahrscheinlich dazu dient, den Angeklagten auf ganzer Linie zu verunsichern.
    „Eine erste schnelle Überprüfung der Tatwaffe!“, höre ich in meinem Rücken eine volle, aber doch noch junge Stimme. Gerne würde ich das Gesicht dazu sehen. Aber ich reiße mich zusammen und starre unverwandt auf die verschrammte Tischplatte vor mir.
    „Das ging aber schnell!“ Hellwig ist sichtlich erfreut, grinst breit und bleckt seine gelben Zähne.
    „Na, wenn es sich um einen prominenten Politiker handelt, dann geht bei uns ja immer alles fix.“
    Eine Zustimmung nuschelnd, steht Hellwig auf, geht an mir vorbei und blättert hinter mir durch irgendwelche Papiere, die ihm der Unbekannte gereicht hat. „Interessant, interessant!“, murmelt er. „Da gibt es keinen Zweifel?“
    „Warten wir auf die genaue Analyse, die morgen Nachmittag eintreffen wird. Aber ich glaube nicht, dass sich das Ergebnis noch großartig ändert.“
    Der Mann verschwindet und Hellwig lässt sich wieder ächzend mir gegenüber auf seinem Stuhl nieder. Ich mache ein unbeteiligtes Gesicht, denn die Kamera ist aktiv, das merke ich an dem kleinen roten Lämpchen, das unablässig bis in mein tiefstes Inneres zu leuchten scheint. Die Videos werden später sicher von einem Polizeipsychologen interpretiert, deshalb ist es besser, ganz neutral zu bleiben.
    „Tja, das ist der vorläufige Bericht der Spurensicherung über die Untersuchung der einen Tatwaffe. Die Fingerabdrücke darauf wurden mit Ihren

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