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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Stark – und angesichts des Urlaubs, den Sie noch zu nehmen haben – die Frau Dr. Kämpfer wird sicherlich…«
    Sie hatte erst gar nicht verstanden. Und dann war ihr heiß geworden vor Zorn. Sie sollte abgeschoben werden. Man wollte sie weghaben. Damit Kollegin – Dr.! – Kämpfer ein freies Feld hatte, um sich unentbehrlich zu machen?
    »Aber ich…«
    Zacharias wedelte ihr beschwichtigend zu.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Ihre Fälle sind bei Angelika… bei Frau Dr. Kämpfer in besten Händen.« Er drohte doch tatsächlich neckisch mit dem Füllfederhalter. »Auch Ihr Lieblingsfall – wie hieß sie noch? Eva Rauch…«
    In den Fall Eva Rauch hatte sie tatsächlich beträchtliche Energie gesteckt – ohne sie wäre der Vorgang in der Ablage gelandet. Sie war mit der Sache so beschäftigt gewesen, daß sie dafür das eine oder andere hatte schleifen lassen. Selbst Wenzel war maßvoll ungeduldig geworden. Und nun sollten die Früchte dieser Arbeit der Neuen in den Schoß fallen. Sie war zu verblüfft, ach was: zu schockiert gewesen, um zu protestieren.
    »Ob Sie mir alles Nötige bald zukommen lassen würden, Frau Kollegin?« hatte die Kämpfer gleich hinter der Tür, die der Abteilungsleiter ihr mit großer Geste aufhielt, kühl gefragt. »Eine Einweisung ist nicht vonnöten, ich werde sicherlich mit der Aktenlage auskommen. Sagen wir – bis morgen?«
    Karen hatte wie betäubt genickt.
    »Die Sache bleibt ja unter Frauen«, murmelte StA Wenzel im Vorübergehen.
    »Ich glaube nicht, daß das in diesem Zusammenhang…« Karen sah mit Genugtuung, daß die Kämpfer nicht mehr ganz so gelassen guckte, grinste sie an, drehte ihr den Rücken zu und folgte Wenzel in die Kantine.
    Erst auf dem Weg zurück ins Büro erreichte sie die Botschaft mit voller Wucht. Sie war vor aller Augen gedemütigt, gekränkt, beleidigt worden. Man schickte sie wie einen Pflegefall in den Urlaub. Und wenn sie zurückkäme, hätte Kollegin Kämpfer eine strategische Position nach der anderen besetzt und würde ihr das Leben versauen, bis sie endlich entnervt um Versetzung nachsuchte und in der Abteilung für Jugend und Jugendschutzsachen landete.
    In ihrem Zimmer angekommen, schlüpfte sie aus den Schuhen, ließ sich im Waschkabinett kaltes Wasser über die Handgelenke laufen, setzte sich an den Schreibtisch und legte die Beine hoch. Nach zwei Minuten hatte sich ihr Puls wieder normalisiert. Urlaub, dachte Karen Stark, ist gar keine schlechte Idee.
    Und weil sie sich nicht nachsagen lassen wollte, sie sitze auf ihren Fällen wie die Fliege auf dem Handkäs’, ließ sie den Justizwachtmeister die Akten schon nach einer halben Stunde zu Angelika Kämpfer hinüberschaffen. Seitdem hatte sie die neue Kollegin nicht mehr gesehen.
    In der Garderobe des Trainingsclubs schlüpfte sie aus den nassen Klamotten und stellte sich unter die Dusche. Sie war, seit sie mit dem Training wieder angefangen hatte, deutlich schlanker geworden. Mehr Muskeln, weniger Fett. Mehr Sprungkraft.
    Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht, dachte sie und ballte versonnen die Faust.
    Die Fingernägel müßten auch mal wieder lakkiert werden.

3
    Beaulieu
    A lexa hatte ihre Einkäufe erledigt, gerade rechtzeitig vor dem Touristenaufmarsch. Der Markt in St. Julien galt als der schönste weit und breit, und insbesondere während der Sommersaison pulsierte er in zwei verschiedenen Rhythmen. Die einen durchquerten den Platz unter den Platanen in aller Frühe zügig und in engen Kreisen. Man wußte, was man wollte, wo es die besten Poularden und die zartesten Kaninchen und das frischeste Gemüse gab. Die anderen, meist Menschen in kurzen Hosen, ungeduldige Kinder im Schlepptau, in der Hand die Kamera, zog in weiten Bögen und gemächlich über den Markt.
    Alexa war schon auf dem Weg zum Parkplatz, als sie Catherine sah. Lebhaft wie immer redete sie auf eine ältere Frau ein, die einen Einkaufskorb zwischen die Beine gestellt und die Hände in die Hüften gestemmt hatte. Alexa hoffte, sich an den beiden vorbeidrücken zu können. Nicht, daß sie Catherine nicht dankbar wäre. Sie war es gewesen, die nach dem Einzug als erste bei ihnen vorbeigekommen war, mit einer Flasche Wein und einem Brot.
    »Das gehört sich doch unter Nachbarn!« hatte sie gerufen und, an Alexa vorbei, ihm zugezwinkert.
    »Na wenigstens weißt du jetzt, daß er nicht hinter deinem Geld her war«, lautete ihr Kommentar, als Alexa wieder allein war. Fast war sie Catherine dankbar

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