Die Fotografin
und aus dem Bett zu schlagen.
Aber ich habe ja meine Kamera wieder, wenn auch ohne Chip, den hat Gregor konfisziert. Doch das Blitzlicht funktioniert ausgezeichnet. Ehe Gregor mich anfassen kann, reiße ich die Kamera in die Höhe und drücke ab. Das Blitzlicht ist so grell, dass Gregor mit einem unterdrückten Schrei zurückweicht und heftig blinzelt.
„Gib sofort die Kamera her, du arme Irre!“, schreit er und jetzt weiß ich endlich, woran ich bin. In Gregors Augen bin ich nichts weiter als eine verachtenswerte Verrückte, die in seinem brutalen Weltbild einfach keinen Platz hat.
„Nie im Leben bekommst du meine Kamera!“, schreie ich und bleibe hinter dem riesigen Teleobjektiv in Deckung. „Wie kommst du darauf, dass ich Isabelle Wagner etwas erzählt habe?“
„Diese unverschämte Polizistin hat es mir direkt ins Gesicht gesagt. Wenn Sie nicht mit dir reden kann, dann lässt sie dich eben vorladen.“ Gregor leckt sich nervös die Lippen und seine Augen sind rot unterlaufen. Er steht ziemlich unter Stress.
„Dr. Atzbach, der Anwalt, kommt so schnell wie möglich!“ Brandt ist wieder in mein Schlafzimmer getreten und starrt mich finster an. „Reißt euch gefälligst zusammen!“, instruiert er Gregor und spielt auf unseren Streit an. „Die Polizistin kann ja alles mithören!“ Die beiden Männer wirken in ihren dunklen Anzügen ziemlich bedrohlich und es würde mich nicht wundern, wenn ich jetzt von ihnen an einen geheimen Ort verschleppt und versteckt werden würde.
„Wie verhindern wir, dass die Polizistin mit ihr spricht?“ Gregor wendet sich an Brandt und redet, als würde ich gar nicht mehr existieren. So wie Talvin. „Sie darf nicht mit der Polizistin reden!“
„Cool bleiben, Gregor!“ Brandt klopft Gregor beruhigend auf die Schulter. „Ich regle das! Es geht ja nur um die Zeit, bis Atzbach kommt und die Polizistin mit seinem Juristenkauderwelsch zur Schnecke macht. Kümmere dich lieber um die da!“ Er macht eine abfällige Kopfbewegung in meine Richtung. Mehr Verachtung ist fast nicht mehr möglich und Brandt hat mir jetzt anschaulich demonstriert, dass ich für ihn nichts weiter als ein ekelhafter Störfaktor seiner Wahlkampfstrategie bin.
Wie recht er doch hat. Ich bin nicht mehr zurechnungsfähig und eine Gefahr für die Karriere meines Mannes. Einer der Spitzenkandidaten mit einer verrückten Frau. Na, da müssen Brandt und Gregors attraktive PR-Assistentin A. M. sämtliche Register ziehen, um einen Super-GAU zu verhindern.
Gerne würde ich jetzt mit Isabelle Wagner sprechen oder auch nur einfach neben ihr sitzen. Sie ist der einzige Mensch, zu dem ich noch Vertrauen habe. Gregor ist ja völlig in seiner Politikarbeit gefangen und Marion hat sich schon seit Tagen nicht mehr gemeldet. Aber ich darf mein Schlafzimmer nicht verlassen, das hat Gregor mir eingeschärft.
„Wenn dich diese Polizistin sieht, dann will sie mit dir reden und meine Karriere ist kaputt. Also bleib bitte hier in deinem Schlafzimmer. Mach das bitte, wenn du mich liebst!“, hat er mir rasch zugeflüstert, ehe er und Brandt nach unten gegangen sind, um meinen nächtlichen Anruf bei Isabelle Wagner zu relativieren. Ich habe Gregor zwar versprochen, das Schlafzimmer nicht zu verlassen, aber an der Tür zu lauschen ist gestattet.
„Ich rekapituliere“, höre ich Isabelle Wagners leicht zittrige Stimme, „Sie sagen, Ihre Frau hätte gestern Nacht schlecht geträumt und Verschiedenes durcheinandergebracht! Sie hatte diesen Erinnerungsfetzen, in dem sie ihren Liebhaber mit einem Messer getötet hat.“
„Es war keine Erinnerung, sondern ein Traum!“, wird Isabelle Wagner sofort von Gregor korrigiert.
„Warum hat sie mich dann angerufen, wenn alles doch nur ein Traum gewesen ist?“ Ich bewundere Isabelle Wagner für ihre Hartnäckigkeit. Sie lässt sich weder von Brandt noch von Gregor einschüchtern.
„Bevor wir uns jetzt in irgendwelchen Details verlieren, schlage ich vor, auf unseren Rechtsbeistand Dr. Atzbach zu warten. Der wird alles Weitere klären.“ Brandts Stimme klingt ruhig, als wäre dieses Gespräch reine Routine.
„Trotzdem würde ich gerne mit Frau See sprechen!“, beharrt Isabelle Wagner störrisch auf ihrem Wunsch. „Am Handy klang sie gestern ganz gefasst und klar. Sie erwähnte nichts von irgendwelchen Albträumen!“
„Es reicht!“, brüllt Georg plötzlich los. „Meine Frau ist krank und braucht ihre Ruhe! Begreifen Sie das doch endlich, verdammt noch einmal!“
Ehe
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