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Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Titel: Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Jenni
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Immerhin sind wir alte Opas. Und daher haben wir die Hobbys von alten Opas. Wir warten, ohne uns zu rühren, mitten auf dem Fluss, dass der Fisch anbeißt. Das macht es für uns leichter, die Zeit verrinnen zu sehen, das tröstet uns über die vergangene Zeit hinweg; und die zukünftige Zeit ist uns scheißegal: Wenn man in einem Boot sitzt, dann kommt sie derart langsam, dass sie genauso gut aufs Kommen verzichten könnte. Komm mit.«
    Mariani ließ sein Schlauchboot von zweien seiner Jungs an einem Kieselstrand auf die Rhône setzen, an dem das Allradfahrzeug mit dem Anhänger bis an das grüne Wasser mit den kleinen Wellen heranfahren konnte. Wir stiegen ins Boot und nahmen Plastikkörbe, Angelschnüre und genug zu essen und zu trinken mit für einen Tag, wenn nicht mehr. Wir setzten uns auf die aufgeblasenen Gummiwülste, die ganze Ausrüstung war militärisch grün, und als die Sonne in der Kühle hell und klar aufging, zogen wir unsere wasserdichten Parkas aus. Das sanfte Licht erwärmte alles, auf das es fiel. Mariani warf den Motor an, und wir ließen die beiden Jungs mit dem Allradfahrzeug und dem Anhänger am Ufer zurück. Sie blickten uns mit den Händen in den Taschen nach und kickten runde Kiesel ins Wasser.
    »Bleiben die beiden da?«
    »Sie warten da auf uns. Sie wissen, dass man im Krieg vor allem wartet, wie wir das in den Löchern im Dschungel gemacht haben, oder hinter sengend heißen Steinen. Sie trainieren.«
    Wir fuhren die von Galeriewäldern gesäumte Rhône hinab. Die weißen Wohnblocks zeichneten sich deutlich über den Bäumen ab. Unter dem überhängenden Laubdach am Ufer befanden sich Kiesstrände. Männer kamen bis ans Wasser und blieben dort stehen. Sie zogen den Mantel aus, knöpften das Hemd auf, manche zogen es sogar aus. Mit halb geschlossenen Augen ließen sie sich von der sanften Sonne in goldrosafarbenes Licht tauchen. Sie bildeten eine seltsame Ansammlung von halb entblößten, stummen Männern am Strand. Mariani beschleunigte ganz plötzlich. Wir klammerten uns an den Gummiwulst, das Schlauchboot hob die Nase aus dem Wasser und raste in Schräglage weiter und hinterließ eine tiefe Spur im Wasser wie ein Graben. Das Boot fuhr ganz nah ans Ufer, drehte eine scharfe Kurve, und eine hohe Welle spritzte die Männer nass, sodass sie auseinanderstoben. »Weicheier!«, brüllte Mariani ihnen hinterher; und dabei musste er lachen.
    »Hör auf, Mariani«, sagte Salagnon.
    »Ich kann sie nicht ausstehen«, knurrte er.
    »Das ist verboten«, sagte Salagnon grinsend.
    »Ich scheiß auf die Verbote.«
    Er steuerte wieder die Mitte der Rhône an und raste mit heulendem Motor schnurgerade flussabwärts, wobei das Boot auf der hart gewordenen Wasseroberfläche auf und ab hüpfte.
    »Über wen sprechen Sie da eigentlich?«
    »Wenn du das nicht weißt, dann brauchst du das auch nicht zu wissen, wie mit so vielen Dingen.«
    Sie lachten beide. Wir durchquerten Lyon auf dem Wasserweg, Mariani steuerte, hielt die Motorpinne fest in der Hand und hatte die Füße auf den Boden gestemmt, Salagnon und ich hielten uns an Tauen fest. Das Schlauchboot raste laut brummend mit Vollgas über das Wasser, ungehemmt, ohne auf Widerstand zu stoßen, wir waren stark und frei, wir rasten auf unsere Beute, die Fische, ebenso schnell zu wie Eisvögel. Wir gelangten an den Zusammenfluss und fuhren mehrere Kilometer lang das ruhigere Wasser der Saône flussaufwärts. Wir machten auf dem unbeweglichen Fluss zwischen zwei Baumreihen halt. Große Häuser aus goldgelben Steinen sahen uns aus ihren alten Gemäuern mit ruhiger Miene zu; großbürgerliche Landhäuser lagen verschlafen hinter großen Rasenflächen. Wir angelten. Sehr lang, stumm und jeder seiner Schnur entsprechend. Wir köderten und Salagnon bummte. Ich weiß nicht, wie das richtig heißt, aber er schlug mit einem leeren Rohr aufs Wasser, wobei bei jedem Schlag ein lautes »Bumm« ertönte, das im Wasser widerhallte. Das zog die Fische an, all die, die träge über den Schlamm glitten. Sie erwachten, kamen an die Oberfläche und bissen gedankenlos an. Jeder von uns angelte, und wir plauderten faul und ziemlich wenig. Ein Seufzer der Befriedigung konnte alles ausdrücken. Die beiden hatten ein gutes Verhältnis, sie schienen einander immer zu verstehen, sie lachten manchmal über ein einziges Wort, wenn es auf gewisse Weise ausgesprochen wurde. Die Worte, die sie wechselten, waren oft rätselhaft, voller Anspielungen, und ich verstand sie nicht, weil die

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