Die Frau aus dem Jenseits!
leises Lachen.
Ein junger Mann stand plötzlich neben ihm, der zweiundzwanzig jährige Sohn Henri, aus der zweiten Ehe von Aurelius und Desiree.
„Sind sie der Privatdetektiv?“ fragte Henri und nickte David grinsend zu. „Da haben sie sich das größte Fettnäpfchen ausgesucht, in das sie bei unserer lieben Mutter steigen können.“
„Und warum, wenn ich fragen darf?“ erwiderte David gelassen.
Henri warf sich in einen der Korbstühle auf der Terrasse und zog sich ein Glas und die Wodkaflasche näher.
„Unsere Eltern sind ein reizendes Pärchen“, antwortete er und entblößte zwei Reihen makellos weißer Reklamezähne in dem sonnengebräunten Gesicht. „Mutter bringt Papa mit ihren spitzen Bemerkungen über ihr Vermögen in Wut. Papa rächt sich an Mutter, indem er ihr seine erste Frau als wahren Engel vorhält. Wundern sie sich noch darüber, dass die arme Mutter rot sieht, wenn der Name Selina fällt? Sie schaltet sogar Radio und Fernseher ab, wenn der Name genannt wird, so sehr hasst sie diesen.“
David enthielt sich eines Kommentars. Ihn interessierte nur, wieso der Architekt Aurelius von Bartenstein behaupten konnte, seine erste Frau wäre aus dem Reich des Todes zurückgekehrt und hätte ihn besucht. Selbst David Buchmann, der in übersinnlichen und übernatürlichen Dingen bewandert war, der durch die merkwürdigen Erlebnisse auf Schloss Willburg und den Morden in der Schwabinger Wohnung nichts mehr für unmöglich hielt, schluckte eine solche Behauptung nicht ohne weiteres.
„Wissen sie etwas über den Tod von Selina?“, forschte er. „Über die genauen Umstände des Unfalls?“
Darüber hatte ihm Aurelius nämlich keine Auskünfte gegeben.
„Natürlich weiß ich Bescheid“, grinste Henri von Bartenstein, dessen Hauptlebensinhalt aus Grinsen zu bestehen schien.
„Aber keiner kann ihnen darüber so gut Auskunft geben wie unsere Trauerweide. Da hinten kommt sie.“
Er deutete über den Rasen auf eine junge Frau, die sich mit langsamen Schritten der Terrasse näherte.
„Ich verziehe mich, Sherlock Holmes! Übrigens“, flüstere er gespielt geheimnisvoll David zu, als er sich erhob. „Clara hasst ihren Vater!“
David Buchmann blickte stirnrunzelnd hinter dem jungen Mann her, der elastisch ins Haus lief, dann wandte er seine Aufmerksamkeit der fünfundzwanzig jährigen Clara zu, Aurelius von Bartensteins Tochter aus erster Ehe. Um ihre Mutter ging es hier.
Schon aus einer Distanz von mehreren Schritten stellte David aufgrund seiner Menschenkenntnis fest, dass diese junge Frau unter schweren Depressionen litt, die wahrscheinlich krankhaft waren. Ihre Augen und der bitter-traurige Zug um den Mund sprachen davon.
„Sie sind der Privatdetektiv, der einmal einer der berühmtesten Theaterregisseure weltweit war? Der, der bei einem blutigen Attentat seine besten Freunde verloren hat?“, sie wartete auf keine Antwort, denn sie schien David bereits von Fotos zu erkennen.
„Sie untersuchen die Anschläge auf meinen Vater, nicht wahr? Verdächtigen sie mich? Hat ihnen mein Halbbruder schon gesagt, dass ich meinen Vater hasse?“
David konnte über die vielen Fragen nur leicht mit dem Kopf schütteln. Er fühlte sich wie in einem Schützengraben, der von einer Maschinengewehrsalve beschossen wurde. Immer mehr kam er zu der Überzeugung, dass alle in der Familie Bartenstein einen mehr oder minder großen Dachschaden hatten.
So verhielten sich jedenfalls keine normalen Menschen!
„Ich möchte etwas über den Unfall ihrer Mutter erfahren“, ging er direkt auf sein Ziel los.
Clara von Bartenstein wurde blass, als hätte sich der Unfall erst vor wenigen Tagen oder Wochen ereignet. Sie tastete unsicher nach einem Korbsessel und ließ sich hineinfallen.
„Wissen sie“, fragte sie mit bebender Stimme, „dass mein Vater damals den Wagen lenkte? Wissen sie, dass er betrunken war, als er gegen den Baum raste? Das meine Mutter eingeklemmt im Wrack lag, bei vollem Bewusstsein und erst nach drei Stunden befreit werden konnte? Da war sie schon tot, aber sie starb bei vollem Bewusstsein!“
Clara steigerte sich so in Erregung, dass sie nicht mehr weitersprechen konnte.
Sie sprang auf und lief laut weinend in das Haus. Am Eingang wäre sie beinahe mit einer anderen jungen Frau zusammengestoßen, die ihr entfernt ähnlich sah. Das musste Louise von Bartenstein sein, die Tochter aus der zweiten Ehe. Sie trat neben David und lächelte ihn mit warmherzigen und freundlichen Augen an.
„Ich
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