Die Frau aus dem Jenseits!
hatte, war Fabian Böhm bereits um fünf Uhr nachmittags wieder zu Hause.
Die ganze Zeit über hatte ihn der Gedanke an das seltsame Verhalten seiner Frau Dagmar beschäftigt. Er hatte sogar schon spekuliert, dass sie vielleicht wieder schwanger war und sich deshalb ein wenig seltsam verhielt. Das sollte ja vorkommen.
Als Fabian sein kleines Reihenmittelhaus betreten wollte, wurde er angerufen. Er wandte den Kopf und sah auf der anderen Seite des niedrigen Zauns seine Nachbarin Susanne stehen, die ihm aufgeregt Zeichen machte. Erstaunt näherte er sich der Freundin seiner Frau.
„Hallo, Susanne“, sagte er. „Was ist denn?“
„Marvin ist bei mir“, antwortete Susanne, wobei sie ihm nicht in die Augen schauen konnte. „Ich habe ihn Dagmar noch nicht zurückgebracht, denn ich fürchte, sie könnte sich nicht um ihn kümmern. Sie hat nicht einmal nach ihm gefragt.“
„Mein Gott!“, entfuhr es Fabian. „Was ist passiert? Wieso ist Marvin bei dir?“
In Kürze erfuhr er, dass sich das Verhalten seiner Frau nach seinem Weggehen an diesem Morgen noch verschlimmert hatte.
„Du brauchst dir um Marvin keine Sorgen zu machen, Fabian“, versicherte ihm Susanne eifrig. „Der Kleine ist bei mir gut aufgehoben, er fühlt sich wohl bei mir. Jetzt schläft er und kann gerne über Nacht bei mir bleiben, bis es Dagmar wieder besser geht.“
„Dagmar!“ In seinem ersten Erschrecken darüber, dass sein Sohn bei der Nachbarin war, hatte er für einen Moment seine Frau vergessen.
„Danke, Susanne!“, rief er eben noch, dann hetzte er bereits in das Haus und stürmte ins Wohnzimmer.
Dagmar saß in dem alten Lehnstuhl, den sie von ihren Eltern übernommen hatten. Mit abwesenden Augen starrte sie ihn an, doch sie schien durch ihn durchzusehen.
„Aurelius“, flüsterte sie, als er den Raum betrat. „Lius!“
Ihre rötlichen Haare schimmerten wie Kupfer im Licht der Stehlampe, ihr Gesicht war geisterhaft bleich. Ein entrücktes Lächeln lag auf ihren Zügen.
Fabian Böhm ging rasch auf seine Frau zu und kauerte sich neben dem Lehnstuhl auf den Boden. Er nahm Dagmars Hand. Ihre Finger fühlten sich wie Eis an, wie die Hand einer Toten.
„Mein armer Schatz“, murmelte er erschüttert. „Morgen bringe ich dich zu einem Arzt. Er wird dir sicher helfen können. Bleib jetzt ganz ruhig und entspanne dich!“
Sie hörte nicht darauf, was er sagte. Ihre Lippen bewegten sich, manchmal neigte sie den Kopf, als halte sie mit jemandem stumme Zwiesprache. Dann nickte sie wieder, lachte kurz auf. Sie verhielt sich, als wäre noch jemand Unsichtbares im Raum.
Ihr unglücklicher Mann zweifelte keine Sekunde mehr daran, dass der Geist seiner Frau verwirrt war. Er befürchtete, dass sie ernsthaft krank geworden war. Er wollte sie in das Schlafzimmer führen, als mit ihr eine erschreckende Veränderung vor sich ging.
Wie er schon einmal beobachtet hatte, verzerrte sich ihr bisher so gelöstes Gesicht in Todesangst. Sie warf die Arme vor den Kopf und schrie, als hätte sie grauenhafte Schmerzen. Durch ihren Körper ging ein fürchterlicher Ruck, als wäre sie aus voller Fahrt gegen ein Hindernis geprallt.
Sie wurde aus dem Sessel geschleudert und stürzte auf den Teppich.
Noch ehe Fabian sein Handy finden konnte, um Hilfe zu holen, schlug Dagmar die Augen wieder auf. Diesmal waren sie klar und vernünftig.
Ihre Stimme klang wieder ganz normal, wenn auch sehr schwach.
„Schatz! Du bist wieder da. Es tut mir so leid, ich habe nichts für dich gekocht. Ich bin so müde, so müde...“
Lächelnd schlief sie auf dem Boden liegend ein. Fabian hob sie hoch und trug sie in das Schlafzimmer. Vorsichtig legte er sie auf das Bett, deckte sie zu und kehrte in das Wohnzimmer zurück.
Morgen würde er mit dem Betriebsarzt des MVV sprechen. Er wollte sich einen Rat holen, ehe er etwas unternahm.
Fabian Böhm fürchtete sich davor, den entscheidenden Schritt zu tun. Vergeblich grübelte er über den Zustand seiner Frau, bis er vor Erschöpfung einschlief.
12
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David Buchmann arbeitete sehr gerne. Sie war für ihn nicht nur Mittel zum Geldverdienen, sie machte ihm auch Freude. Außerdem vertrieb er so seine Erinnerungen an das Massaker in Schwabing. Er lebte alleine, konnte noch nicht das Vertrauen zu einer neuen Partnerschaft finden.
Da er in den Ermittlungen im Fall Bartenstein vorläufig auf einem toten Punkt angekommen war, beschloss er in sein Wohnbüro zu fahren.
Er schaltete sein Handy an und hörte die Mailbox
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