Die Frau aus dem Jenseits!
Kriminalpolizei helfen konnte.
Im zweiten Fall jedoch war er auf sich allein gestellt. Kriminalhauptkommissar Albrecht B. Schubert glaubte nicht an übersinnliche Dinge.
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Um die gleiche Zeit sorgte auch der Architekt Aurelius für sein körperliches Wohlbefinden, indem er in ein kleines Café aufsuchte. Er flüchtete in die anonyme Atmosphäre, um sich von der ihm plötzlich feindlich erscheinenden Umwelt abzusetzen. Da er sich nicht in der Lage fühlte mit jemanden ein Gespräch zu führen, ließ er sich einen abgelegenen Tisch für eine Person zuweisen.
Es war ein reiner Zufall, dass Aurelius genau im gleichen Moment einen Cappuccino bestellte, wie der Privatdetektiv, den er mit der Lösung seines Falles beauftragt hatte.
Dies war aber auch der einzige Zufall!
Alle anderen Ereignisse an diesem Tag waren absolut kein Zufall mehr, sondern entsprangen einem genau berechneten Plan, einem teuflischen Plan, dessen Auswirkungen Grauen, Tod und Vernichtung bringen würden.
Die Gedanken von Aurelius kreisten unablässig um Selina, seine erste Frau. Er hatte ihren Tod verschuldet und wäre längst darüber hinweggekommen, hätte er nicht ein lebendes Mahnmal an diesen grässlichen Unglücksfall ständig in seiner Nähe gehabt – seine älteste Tochter Clara. Je länger er darüber nachdachte, umso deutlicher erkannte er, dass sie ihn hasste.
Seinetwegen hatte sie ihre Mutter verloren. Obwohl sie Selina nur aus Erzählungen und von Bildern kannte, klammerte sie sich mit ihrer ganzen Liebe an die tote Mutter. Es war einfach nicht normal, dass eine Frau mit fünfundzwanzig Jahren keinen anderen Lebensinhalt kannte, als die Trauer um die Mutter, die wenige Monate nach der Geburt des Kindes gestorben war.
Aurelius fragte sich, ob es vielleicht ein Fehler gewesen war, Clara nicht in ein Internat zu geben. Vielleicht hatte er einen Teil seiner Schuld Selina gegenüber dadurch wiedergutmachen wollen, dass er ihre Tochter ständig in seiner Nähe behielt.
„Pardon, mein Herr“, sagte einer der Kellner mit einem diskreten Räuspern. Er war an den Tisch gekommen, ohne dass der Architekt es bemerkt hatte, so sehr war Aurelius in seine Gedanken versunken.
Jetzt schaute er ungehalten auf.
„Ja, was ist denn?“, fragte er gereizt.
Er liebte es nicht, während seiner Tasse Cappuccino und tief in Gedanken versunken, gestört zu werden.
„Entschuldigung“, wiederholte der Kellner mit einer leichten Verbeugung.
„Eine Dame hat das soeben für sie abgegeben.“
„Eine Dame? Wer?“
Aurelius griff hastig nach dem Brief, der auf einem silbernen Tablett in der Hand des Kellners lag.
„Tut mir leid, die Dame hat keinen Namen genannt.“
Mit einer nochmaligen Verbeugung zog sich der Kellner zurück.
Wütend über die Unterbrechung riss Aurelius den Briefumschlag auf. Als er die wenigen Zeilen in einer ihm wohlbekannten, typisch schräg nach links geneigten Handschrift mit übermäßig betonten Ober- und Unterlängen sah, begann seine linke Hand so stark zu zittern, dass der Löffel klirrend von der Kaffeeuntertasse fiel.
Wie gebannt starrte er auf das Blatt Papier.
Als hätte sie eine hypnotische Kraft, brannten sich die Worte in sein Gehirn ein.
Liebster Lius,
auch wenn du nie verstanden hast, aber ich war immer in deiner Nähe. Ich versuchte, dich mit mir zu vereinen, doch du hast es nicht begriffen und hast dich dagegen gewehrt. Nun bin ich zu dir gekommen und werde alles tun, um für immer in deiner Nähe bleiben zu können.
Deine dich ewig liebende Selina.
Die Buchstaben, alle übertrieben nach links geneigt, tanzten vor seinen Augen, die sich verschleierten und unruhig zu flackern begannen. Sein seltsames Verhalten erregte bereits Aufsehen im Café, doch er kümmerte sich nicht darum.
Er holte aus seiner Tasche sein NOKIA Handy und wählte die Nummer, die er mittlerweile auswendig kannte.
„Hier spricht der automatische Anrufbeantworter von David Buchmann...“, hörte er die Stimme der Bandansage. Er wartete ab, bis das Band aufnahmebereit war, dann hinterließ er die Nachricht, dass sich David so schnell wie möglich melden sollte. Zur Sicherheit schrieb er noch eine kurze SMS und schickte die Nachricht an den Privatdetektiv.
Mit verbissener Miene steckte er sein Handy zurück in die Jackentasche. Seine Aufregung war verständlich!
Schließlich hatte er soeben einen Brief einer Toten erhalten.
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Da seine Schicht im Führerstand der S-Bahn an diesem Tag früher begonnen
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