Die Frau aus dem Jenseits!
bin Louise“, stellte sie sich vor und reichte David die Hand.
„David Buchmann“, nannte der Privatdetektiv seinen Namen.
„Lieber Himmel, sie müssen einen fürchterlichen Eindruck von meiner Familie bekommen“, lächelte Louise, die nach den Angaben ihrer Mutter einundzwanzig Jahre alt war, den Besucher etwas traurig an.
„Aber ich kann ihnen nur bestätigen, dass der erste Eindruck stimmt. Meinen Vater kennen sie bereits. Er ist ein netter Mann, aber er hat keinen Mumm und kann sich nicht durchsetzen. Sogar seine Baustellen besucht er nach Feierabend, damit er sich nicht mit den anderen Fachkräften herumschlagen muss.“
Sie bot David etwas zu trinken an, das dieser dankend annahm.
„Mein Bruder Henri hat selbst noch nicht entdeckt, wozu er lebt. Er taugt nichts, nur zum Grinsen. Also grinst er den ganzen Tag und macht dumme Bemerkungen, die er für witzig hält.“
Insgeheim stimmte ihr David zu und lächelte die sympathische junge Frau an.
„Meine Halbschwester Clara weint heute noch um ihre Mutter, die wenige Monate nach ihrer Geburt verunglückte, als wäre es gestern geschehen. Und sie hasst heute noch ihren Vater, weil er betrunken das Auto steuerte, indem die arme Selina starb. Clara wäre ein Fall für ein ganzes Heer von Psychiatern, doch sie geht zu keinem einzigen, weil sie sich in der Rolle der trauernden, den Vater anklagenden Tochter gefällt.“
In Davids Kopf begann es bereits zu summen, so verwirrend fand er die Zusammenhänge innerhalb der Bartenstein Familie.
„Schließlich meine Mutter!“, rief Louise bitter aus. „Sie hat den falschen Mann geheiratet, der nicht zu ihr passt. Das muss jeder büßen, mit dem sie zu tun hat. In erster Linie ihre Kinder, also wir.“
„Und was ist mit ihnen?“, meldete sich David endlich auch zu Wort. „Wie würden sie sich selbst einschätzen?“
Louise lächelte ihn entwaffnend ehrlich an.
„Ich warte auf eine günstige Gelegenheit, wie ich aus diesem Irrenhaus fortkommen kann, ohne auf mein bequemes Leben verzichten zu müssen.“
David lachte laut auf. Die Ehrlichkeit dieses jungen Mädchens tat ihm gut nach so viel Verschrobenheit.
Er trank einen Schluck Wasser, dann steuerte er sein Ziel an.
„Sieht Clara ihrer Mutter Selina ähnlich?“
„Ganz und gar nicht!“ Louise schüttelte energisch den Kopf.
„Schade“, murmelte der Privatdetektiv. Er hatte gehofft, aus einer Ähnlichkeit Claras mit ihrer toten Mutter Schlüsse ziehen zu können, ob die angebliche Doppelgängerin tatsächlich Selina so ähnlich sah. So aber musste er zu anderen Mitteln greifen.
„Existiert ein Foto von Selina, der Mutter von Clara?“, erkundigte er sich bei Louise.
„Aber sicher“, antwortete sie achselzuckend. „Nur leider hat Clara alle existierenden Bilder an sich gerissen und gibt sie nicht heraus. Nicht einmal für einen Moment! Sie ist krank vor Eifersucht, jemand könnte ein Bild ihrer toten Mutter sehen. Auch eine ihrer Marotten, aber in dieser Familie spinnt jeder.“
„Sagt ihnen der Name Lius etwas?“, schloss David seine letzte Frage ab, doch auch das brachte ihn nicht weiter.
„Nein, tut mir leid. Den Namen habe ich noch nie gehört“, antwortete sie.
David plauderte noch eine Weile mit Louise, dann verabschiedete er sich und ging zu seinem dunkelroten Mercedes SLC.
Sehr langsam steuerte er aus Grünwald in Richtung Münchner Innenstadt. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen, zuviele Fakten und Informationen hatte er in den letzten Stunden erfahren.
In der Nähe seines kleinen Büros parkte er, ging in ein Straßencafé und dachte nach. Entweder war alles Schwindel und irgendjemand zog einen ganz faulen Zauber ab, indem er die Doppelgängerin einer Toten in Umlauf brachte.
Welchen Zweck das haben sollte, konnte sich David vorläufig noch nicht ausmalen, weil es dafür zu viele Möglichkeiten gab.
Oder... David rührte seine zweite Tasse Cappuccino um, als er sich dieses >oder< noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Oder es handelte sich um eines jener rätselhaften Phänomene, die in den Bereich des Übersinnlichen gehörten. Als er seine Augen schloss, sah er wieder die Bilder vor sich. Die beiden unheimlichen Besucher in der Schwabinger Wohnung verwandelten ihr Äußeres. Noch immer konnte er die stechenden Augen dieser Wesen vor seinem geistigen Auge sehen.
Im ersten Fall hatte es der Privatdetektiv mit raffinierten menschlichen Verbrechern zu tun, gegen die ihm der gesamte Apparat der Münchner
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