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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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zumindest geglaubt. Doch nun wollte er dabei offenbar auch noch reich werden. In Europa.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich bin mit dem Ausmaß und der Komplexität des Projekts und den Transaktionstypen, die denen vorschweben, bestens vertraut. Ihre Sicherheitsanforderungen sind bei Weitem nicht so aufwendig wie die, mit denen ich im Moment zu tun habe. Außerdem reden wir hier von Europäern. Jedes Kind weiß, dass die Europäer nicht so hart arbeiten.«
    Dexter hatte zwar keine Reichtümer angehäuft, doch er verdiente ganz anständig. Und Katherine hatte sich Stufe um Stufe auf der Gehaltsleiter nach oben gearbeitet. Zusammen hatten sie es im letzten Jahr immerhin auf eine Viertelmillion Dollar gebracht. Aber mit den Hypothekenzahlungen, zwei Autos, den endlosen und kostspieligen Reparaturen an ihrem alten Häuschen am Rande von Columbia Heights und den Kosten für die Privatschule – die Innenstadt von Washington war definitiv kein Ort, wo man als Angehöriger der weißen Mittelschicht seine Kinder in eine öffentliche Schule schickte – schienen sie nie flüssig zu sein. Es war gewissermaßen, als trügen sie goldene Handschellen. Nein, falsch, ihre waren nicht aus Gold, sondern bestenfalls aus Bronze oder sogar aus Blech. Und ihre Küche zerfiel in ihre Bestandteile.
    »Das heißt, wir werden richtig Kohle haben«, sagte Katherine. »Wir werden reisen, und du kannst Zeit mit mir und den Jungs verbringen? Oder wirst du ständig weg sein?«
    Während der letzten zwei Monate war Dexter so gut wie nie zu Hause gewesen und hatte so gut wie nichts vom Familienleben mitbekommen. Deshalb waren Dienstreisen ein wunder Punkt. Gerade war er von einer mehrtägigen Reise nach Spanien zurückgekehrt, einem spontanen Trip, der sie gezwungen hatte, all ihre privaten Termine über den Haufen zu werfen. Ihr Sozialleben beschränkte sich ohnehin auf ein Minimum, deshalb war sie alles andere als begeistert gewesen, absagen zu müssen.
    Früher waren es mal Katherines Geschäftsreisen gewesen, die für hitzige Diskussionen gesorgt hatten. Doch kurz nach Jakes Geburt hatte sie ihre Arbeitszeit drastisch reduziert, und seitdem verzichtete sie fast gänzlich auf Reisen. Trotzdem schaffte sie es nur selten, vor sieben Uhr abends zu Hause zu sein. Zeit für ihre Kinder hatte sie fast nur an den Wochenenden, zwischen Familieneinkäufen, Putzaktionen und Gläserzerschlagen und allem, was sonst noch so anstand.
    »Nicht oft«, sagte er vage. Sein Versuch, ihr auszuweichen, entging ihr nicht.
    »Und wohin?«
    »London. Zürich. Vielleicht in den Balkan. Aber nicht öfter als einmal pro Monat. Oder zweimal.«
    »In den Balkan?«
    »Sarajevo. Oder Belgrad.«
    Katherine wusste, dass Serbien zu den letzten Ländern auf dieser Welt gehörte, die Dexter gern besuchen wollte.
    »Die Bank hat dort Beteiligungen«, erklärte er mit einem angedeuteten Schulterzucken. »Jedenfalls ist Reisetätigkeit kein wesentlicher Faktor bei diesem Job. Dafür gibt’s einen Wohnsitz in Europa.«
    »Gefällt dir Luxemburg überhaupt?«, hakte sie nach.
    »Ich war ja bisher nur ein paarmal dort.«
    »Immerhin. Ich wusste nicht mal, auf welchem Kontinent es liegt.« Kaum hatte Katherine die Lüge ausgesprochen, war ihr klar, dass sie sie nun würde durchziehen müssen. Das war das A und O beim Lügen. Und bei ihrem Ehemann war es geradezu verstörend leicht.
    »Ich weiß, dass es ein reiches Land ist«, antwortete Dexter. »Das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Welt, in manchen Jahren.«
    »Das ist unmöglich«, widersprach sie, obwohl sie nur zu genau wusste, dass er recht hatte. »Das muss einer der ölexportierenden Staaten haben. Die Emirate oder Katar oder Kuwait oder so. Aber kein Land, von dem ich vor fünf Minuten noch dachte, es sei ein Teil von Deutschland.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Okay. Was weißt du sonst noch darüber?«
    »Es ist … äh … sehr klein.«
    »Wie klein?«
    »Etwa eine halbe Million Einwohner und ungefähr so groß wie Rhode Island. Obwohl … Rhode Island könnte sogar etwas größer sein.«
    »Und die Stadt selbst? Es gibt doch eine Stadt, oder nicht?«
    »Es gibt eine Hauptstadt, die ebenfalls Luxemburg heißt. Dort leben achtzigtausend Menschen.«
    »Achtzigtausend? Das ist ja nicht mal eine Stadt. Das ist … keine Ahnung … ein College-Kaff.«
    »Aber ein sehr hübsches. Mitten in Europa. Wo eine Bank sitzt, die mir viel, viel Geld bezahlt. Folglich ist es kein College-Kaff wie Amherst oder so, sondern

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