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Die Frau im Fahrstuhl

Die Frau im Fahrstuhl

Titel: Die Frau im Fahrstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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noch den Film, den ich zu deinem Vierzigsten zusammengeschnitten hatte, in den Videorekorder.
    Anschließend putzte ich überaus sorgfältig das ganze Haus. Ich wollte, dass bei seinem Nachhausekommen alles blitzblank war, damit er nicht weiter kontrollieren würde, wie ich meine Arbeit gemacht hatte. Er sollte ganz entspannt wie immer in die Küche gehen und sich einen großen Whisky eingießen. Der war wichtig. Eiskalt rechnete ich damit, dass eine so große Menge nach Teer schmeckendem Whisky seinen Geschmackssinn lahm legte und ihm dann der bittere Geschmack der Tabletten nicht weiter auffiele. Offenbar behielt ich Recht. Er nahm den Rotwein und leerte die ganze Flasche. Es ist merkwürdig, dass er nicht schon das Bewusstsein verlor, bevor er alles getrunken hatte, aber das lässt sich vermutlich dadurch erklären, dass er so zügig trank. In der Tat kam er mit seinem Whiskyglas noch bis ins Wohnzimmer. Aber dort hieß es dann gute Nacht.
    Da saß ich bereits in der Maschine zurück nach Florida. Auf der ganzen Reise schlief ich wie ein Murmeltier. Nach der Landung fuhr ich direkt ins Hotel. Es war angenehm, noch ein wenig ausruhen zu können, bevor der Kurs am Montag begann. Montagabend rief ich meinen Chef an und sagte ihm, ich hätte erfahren, du seist gestorben. Er war sehr verständnisvoll und gab mir eine Woche Zusatzurlaub, damit ich nach Hause zu deiner Beerdigung fahren konnte.
    Yvonne ahnte, dass beim Tod meines Schwagers nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war. Sie begriff nur nicht, wie ich an der Sache beteiligt sein konnte. Sie hatte jedoch einen Verdacht. Als ich bei ihr zu Abend aß, wusste sie, dass ich direkt aus Miami gekommen war, glaubte aber, dass ich dort nur umgestiegen sei. Sie hätte wegen der Pentobarbitalspuren weitere Nachforschungen veranlassen können. Ich bin mir nicht sicher, ob mein Alibi dann immer noch wasserdicht gewesen wäre. Aber sie tat es nicht.
    Und ich rächte uns, meine Schwester.

Die Frau im Fahrstuhl II
    Was ich jetzt erzählen will, geschah vor bald fünfzig Jahren. Ich hatte gerade das Krankenschwesterexamen abgelegt und bekam eine Stelle als Nachtschwester auf einer Station der Abteilung für Innere Medizin. Diese lag im neuen Gebäude für »Dermatologie und Venerologie« des Sahlgrenska Krankenhauses. Es handelte sich um einen fünfstöckigen, würfelförmigen Neubau auf einer Anhöhe. Die Innere lag in der zweiten Etage. Darüber waren die Patienten der Hautklinik untergebracht.
    Recht bald merkten wir Nachtschwestern, dass sich in Vollmondnächten geheimnisvolle Dinge ereigneten. Immer um Mitternacht benutzte eine unbekannte Frau den Fahrstuhl. Sie fuhr ganz oben, dort wo die Verwaltung lag, los. Wir bekamen nie mit, wie sie nach oben kam, sosehr wir auch versuchten, den Fahrstuhl den Abend über im Auge zu behalten. Allerdings sahen wir sie in den besagten Nächten auf dem Weg nach unten.
    Sie sah immer gleich aus. Reglos stand sie in einem grünen Kostüm mitten im Aufzug, mit schwarzen, hochhackigen Schuhen. Ich erinnere mich, dass sie immer ihre Handtasche fest umklammert vor sich hielt. Ihr Haar, ein hübscher Pagenkopf, glänzte kupferrot. Die Brille war möglicherweise eine Spur altmodisch, und sie sah uns immer ernst an, wenn wir unsere Nasen am Fenster der Fahrstuhltür platt drückten. Wir hatten mehrmals versucht, den Lift anzuhalten, indem wir auf den Knopf drückten, wenn er auf dem Weg zu unserem Stockwerk war. Sonst funktionierte das immer, aber nie, wenn sich diese Frau im Fahrstuhl befand.
    Ich arbeitete zusammen mit Schwester Majvor und der Pflegehelferin Gunilla. Mehrere Monate lang war die seltsame Frau Tagesthema bei uns.
    Weshalb benutzte sie unseren Fahrstuhl? Wie gelangte sie ins Verwaltungsstockwerk? Wer war sie? Wieso zeigte sie sich nur bei Vollmond?
    Wir drehten und wendeten die wenigen Anhaltspunkte die wir hatten, ohne auf irgendwelche vernünftigen Erklärungen zu kommen. Deswegen beschlossen wir, nach einer Antwort auf unsere Fragen zu suchen.
     
    Vermutlich waren wir alle drei ähnlich angespannt, aber wir versuchten, uns nichts anmerken zu lassen, sondern erledigten unsere abendlichen Aufgaben wie immer. Eine Viertelstunde bevor es zwölf schlug, reichte ich Gunilla den Hauptschlüssel.
    »Was auch immer du tust, du darfst ihn nicht verlieren!«, ermahnte ich sie.
    Gunilla wirkte fast feierlich, als sie den Schlüssel entgegennahm. Ich fand sie sehr gefasst vor ihrem großen Einsatz.
     
    Majvor und ich begaben uns ins

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