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Die Frau im gepunkteten Kleid

Die Frau im gepunkteten Kleid

Titel: Die Frau im gepunkteten Kleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beryl Bainbridge
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Himmel durchquert und musste nun feststellen, dass die Zeit stillgestanden und der Tag sich kaum vorwärtsbewegt hatte.
    Harold wanderte weiter und begutachtete Feuerlöscher. Sie hatte vergessen, dass er einen Buckel und weißblonde Wimpern hatte. Polly kannte ihn von einer Konferenz zum Thema »Dauerhafte Schädigung von Kindern, deren Mütter von ihren Ehemännern verlassen wurden«. Sie hatte gesagt, für einen Amerikaner habe er eine bemerkenswerte Aversion gegen flüchtige Väter. Aus Höflichkeit hatte Rose zustimmend genickt. Ihrer Ansicht nach hätte man die Abwesenheit von Vätern eher fördern sollen.
    Es gab keine richtigen Stühle, deshalb hockte sie sich auf einen Heizkörper, mit Blick auf eine Pyramide brennender Scheinwerfer unter gewölbtem Glas, es war wie im Theater. Aus den Wänden kamen die Klänge eines Pianos, die Töne prasselten auf den silbernen Maschinenpark hernieder. Sie schloss die Augen, und durch das Dunkel näherte
sich Dr. Wheeler, und die Krempe seines Trilbyhuts wippte in der Meeresbrise.
    Eine Weile saßen sie da, jeder auf einem Grabstein, sprachen nicht und lauschten nur auf den Wind, der durch die Föhren rauschte. Er trug einen blauen Schal, den er sich in den Dufflecoat gestopft hatte, und Strickhandschuhe. Einmal beugte er sich vor und schubste ihr die Hand vom Mund, dabei kratzten seine Wollfinger sie am Kinn. Dann begann er ihr Vorträge über Napoleon zu halten, insbesondere über die französischen Soldaten, die bei dem Versuch, Russland zu erobern, umgekommen waren. Sie meinte, es müsse schrecklich sein, für den Tod Tausender Menschen verantwortlich zu sein, doch er antwortete, die Anzahl spiele keine Rolle, es sei schon verwerflich, wenn man nur einen einzigen Tod verursacht habe. Er sah sie nicht an, aber das tat er ja nie, niemals direkt, nie Auge in Auge. Vielleicht, hielt sie dagegen, sei Napoleon als Kind tyrannisiert worden … von seinem Vater. Er schwieg und starrte nach oben in die Wolken, die über die schwankenden Bäume jagten.
    Jemand schüttelte sie an der Schulter, vor und zurück. »Du wirst mir doch nicht umkippen?«, fragte Harold.
    »Bitte nicht«, protestierte sie, »ich bin hundemüde«, und sie sackte unter seiner Hand ganz schief zusammen.
    Er zeigte kein Mitleid, zog sie nur hoch.

    »Tut mir leid, dass ich dir so zur Last falle.« Sie hörte das Jammern in ihrer Stimme. »Hast du einen Dachständer gefunden?«
    »Ja, klar. Wenn er passt, ist er in Ordnung.«
    Er brauchte lange, um die richtigen Befestigungen zu besorgen, und noch länger, um den Scheck auszustellen. Dann musste noch Essen gekauft werden, Öl, Salat, Challa-Brot, ein paar Scheiben rotes Fleisch. Draußen regnete es noch immer.
    Es dauerte über eine Stunde, bis sie in seiner Wohnung ankamen. Als sie den Freeway verlassen hatten und durch Straßen mit Backsteinhäusern fuhren, gesäumt von sich schälenden Platanen, hätte es London sein können – abgesehen von den hochbeinigen Briefkästen und den überlangen Autos. An einer Kreuzung in der Nähe eines Möbelhauses wurden sie von drei Männern in gelben Öljacken aufgehalten, die den Verkehr umleiteten. Vor ihnen stieg schwarzer, gekräuselter Rauch in den Himmel.
    Harold fluchte und stieß rückwärts in eine Nebenstraße. In der Stadtmitte sei es zu einem Tumult gekommen, erklärte er. Seit der Ermordung von Martin Luther King jr. gebe es überall in den Staaten Unruhen. Weil Baltimore so nah an Washington liege, sei es besonders betroffen. »Die Neger lassen sich das nicht mehr gefallen«, sagte er. »Es reicht ihnen.«
    »Wo ich geboren bin«, erzählte Rose, »gab es immer viele Farbige. Wir haben sie kaum wahrgenommen.«

    Sie war entsetzt von Harolds Wohnung. Bisher kannte sie Amerika nur aus Filmen, deshalb war sie auf die Freudlosigkeit seines Wohnzimmers nicht gefasst. Von der hohen Decke hing eine nackte Glühbirne, und auf dem Sofa lag ein gelber Überwurf. Auf dem Sims über dem elektrischen Kamin lehnte ein düsteres Bild von einem Haus auf einem Berg. Die Wand hinter dem Herd war fettverspritzt.
    »Sehr gemütlich«, sagte sie.
    »Verwend ich nicht, dieses Wort«, sagte er.
    Sie hätte sich gern irgendwo hingelegt, am liebsten auf den Boden. Jetzt saß sie auf dem Sofa, und da bohrte sich etwas Hartes durch die Decke. »Bitte«, bat sie, »ich muss mich ausruhen«, aber er bestand darauf, dass sie zuerst etwas essen müsse. Sie kannte ihn nicht gut genug, um zu streiten.
    Es dauerte, bis er das Fleisch

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