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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Berichten sowohl im Neuwe Blatt als auch im Telegraaf. Ausführlich und nichts sagend, aber natürlich war das genau das richtige Kalkül – was, zum Teufel, hatten die Leute denn an einem nassen, windigen Januartag anderes zu tun, als in ihrer Stube zu hocken und noch größeres Elend zu konsumieren?
    Van Veeteren war Abonnent und brauchte somit seine Nase nicht vor die Tür zu stecken, um seine Zeitung zu bekommen. Stattdessen blieb er den ganzen Tag zu Hause, las ausgewählte Teile aus Rimleys Berühmte Schachpartien und hörte Bach. Er hatte der Leufwens Allee am Samstagabend einen Besuch abgestattet, der ihn keinen Schritt weitergebracht hatte. Die Kollegen vom Spurendienst hatten Haus und Garten durchkämmt, und sich einzubilden, er würde etwas finden, was sie übersehen hatten, hieße, seine Fähigkeiten doch zu überschätzen. Obwohl es schon vorgekommen war.
    Übrigens war es noch gar nicht sicher, dass er sich überhaupt um den Fall kümmern musste. Hiller würde das wohl entscheiden, wenn er am Montagmorgen zurückkam. Vielleicht genügte es ja, wenn Reinhart und Münster die Fäden in der Hand behielten. Das wäre schön, keine Frage. Eine Gnade, um die leise zu beten wäre, dachte er – sollte er einen Monat auswählen, an dem er Winterschlaf halten würde, dann wäre es zweifellos der Januar.

    Dürfte er zwei wählen, hätte er den Februar noch dazugenommen.
    Am Montag streikte das Auto. Wahrscheinlich war die ständige Feuchtigkeit daran schuld. Also war er gezwungen, vier Häuserblocks entlangzugehen, bevor er endlich vollkommen durchnässt am Rejmers Plejn in ein Taxi steigen konnte. Er kam zehn Minuten zu spät zur Lagebesprechung. Reinhart, der sie leitete, traf erst eine Minute nach ihm ein, und es wurde eine wenig ergiebige Veranstaltung.
    Die Spurensicherung war mit ihrer Arbeit fertig, und es war nichts Neues herausgekommen. Ryszard Malik war am Freitagabend irgendwann zwischen halb acht und halb neun mit einer Berenger 7,65 Millimeter Kaliber erschossen worden. Da niemand in der Nachbarschaft Schüsse gehört hatte, konnte man davon ausgehen, dass der Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Schalldämpfer benutzt hatte.
    »Wie viele Berenger gibt es in der Stadt?«, fragte Münster.
    »So um die fünfzig, schätzt le Houde«, antwortete Rooth. »Aber wer will, kann in einer halben Stunde eine auftreiben. Man muss nur wissen wie.«
    Van Veeteren nieste, und Reinhart fuhr fort, indem er die Schusswunden beschrieb, den Einschusswinkel und weitere düstere Details. Offensichtlich hatte der Mörder seine Waffe in einem Abstand von einem bis anderthalb Metern abgefeuert, was darauf hindeutete, dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, vorher einzutreten. Die Tür ging nach innen auf, und es war anzunehmen, dass er bereits schussbereit dastand, als Malik öffnete. Zwei Schüsse in die Brust also, jeder für sich tödlich – der eine durch den linken Lungenflügel, der andere durch die Hauptschlagader, daher der ungewöhnlich große Blutverlust.
    Und dann zwei in den Unterleib. Aus etwas geringerem Abstand.
    »Warum nur?«, fragte Van Veeteren.
    »Ja, was denkt ihr?«, gab Reinhart die Frage weiter und
schaute sich um. Niemand antwortete. Heinemann schaute nach unten auf seinen Schritt.
    »Ein Profi?«, fragte Münster.
    »Was?«, entgegnete Reinhart. »Ach so, du meinst, der Getötete … nein, nicht unbedingt. Ein Zehnjähriger kann mit einer Berenger aus einem Meter Abstand einen Punkt treffen. Das kann jeder gewesen sein. Aber die Unterleibsschüsse haben doch irgendwas zu bedeuten, oder was meint ihr?«
    »Bestimmt«, bestätigte Rooth.
    Einige Sekunden lang blieb es still.
    »Nur keine Hemmungen«, sagte Moreno.
    »Kann Zufall gewesen sein«, meinte Münster.
    »Es gibt keine Zufälle«, sagte Reinhart. »Nur fehlendes Wissen.«
    »Aber der Brustschuss kam zuerst, oder?«, fragte Heinemann mit krausgezogener Stirn.
    »Natürlich«, seufzte Reinhart. »Die anderen beiden Schüsse sind erst abgefeuert worden, als er schon dalag, das haben wir doch gesagt. Hörst du nicht zu?«
    »Nur zur Kontrolle«, entgegnete Heinemann. »Irgendwie nicht besonders logisch, jemandem die Eier abzuschießen, nachdem man ihn schon umgebracht hat«, stellte Rooth fest. »Ein bisschen wahnsinnig, wie ich finde. Irgendwie krank.«
    Reinhart nickte, und Van Veeteren nieste von neuem.
    »Friert der Hauptkommissar vielleicht?«, fragte Reinhart besorgt.
    »Sollen wir eine Wolldecke besorgen?«
    »Lieber

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