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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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Sache. Nach all diesen Unfällen, Sie wissen schon …«
    »Ja, ich weiß.« Hier mußte Chen den Hauptwachtmeister unterbrechen. Das Ganze war mehr als verdächtig, das wußte Chen. Und Inspektor Rohn wußte es auch. Die Tatsache, daß sie bei ihrem Anruf die Abwesenheit der hiesigen Polizei erwähnt hatte, sprach für sich. Dennoch wollte er die Angelegenheit nicht in ihrer Gegenwart erörtern.
    »Daraufhin habe ich mich an die Flughafenpolizei gewandt. Sie haben mir einen Jeep zur Verfügung gestellt. Einige der Kollegen haben mich begleitet. Ich hatte das Gefühl, daß ich sie brauchen würde.«
    »Da hat Ihr Gefühl Sie nicht getrogen.«
    Während sie redeten, hörte Chen weitere Fahrzeuge und Personen ankommen. Als er aufblickte, sah er zu seiner Überraschung Dienststellenleiter Hong vom Präsidium in Fuzhou an der Spitze einer Gruppe bewaffneter Beamter auf sie zukommen.
    »Es tut mir schrecklich leid, Oberinspektor Chen«, sagte Hong entschuldigend. »Wir haben Sie am Bahnhof verpaßt. Mein Assistent hatte die falsche Ankunftszeit notiert. Auf dem Rückweg zum Präsidium erfuhren wir dann von der Schießerei und sind sofort losgefahren.«
    »Keine Sorge, Dienststellenleiter Hong. Es ist alles gelaufen.«
    Das verspätete Eintreffen von Hong und seinen Leuten setzte nur noch eine Fußnote unter ein bereits abgeschlossenes Kapitel.
    War es Chen möglich, die Situation hier und jetzt zu klären? Die Antwort lautete nein. Als Außenseiter konnte er von Glück reden, daß es nicht schlimmer gekommen war. Sie hatten ihre Mission erfüllt, niemand war zu Schaden gekommen, und eine Handvoll Verbrecher hatte ihre gerechte Strafe erhalten. Also sagte er bloß: »Die Fliegenden Äxte waren jedenfalls gut informiert. Kaum hatten wir das Dorf betreten, da griffen sie uns an.«
    »Ein Dorfbewohner muß Wen erkannt und die Bande verständigt haben.«
    »Dann bekamen sie die Information offenbar noch vor der örtlichen Polizei.« Chen mußte sich beherrschen, um nicht sarkastisch zu werden.
    »Jetzt sehen Sie, Oberinspektor, wie schwer uns die Arbeit hier gemacht wird«, sagte Hong und wandte sich dann kopfschüttelnd an Inspektor Rohn. »Es tut mir leid, Sie unter solchen Umständen zu treffen. Ich muß mich im Namen der hiesigen Kollegen bei Ihnen entschuldigen.«
    »Bei mir müssen Sie sich nicht entschuldigen, Dienststellenleiter Hong«, entgegnete Inspektor Rohn. »Ich danke Ihnen im Namen des U.S. Marshals Service für Ihre Kooperation.«
    Weitere Beamte kamen und räumten das Schlachtfeld. Einige der Fliegenden Äxte lagen verwundet am Boden. Mindestens einer von ihnen war bereits tot. Chen wollte gerade einen der Verletzten, der einem lokalen Beamten etwas zuraunte, befragen, als Hong ihn bat: »Können Sie ein chinesisches Sprichwort für mich erklären, Oberinspektor Chen? Mogao yichi, daogao yizhang.«
    »Wörtlich übersetzt heißt das: ›Der Teufel mißt einen Fuß, der Weg, oder die Gerechtigkeit, dagegen mißt hundert Fuß.‹ Anders gesagt, wie mächtig das Böse auch immer sein mag, am Ende siegt die Gerechtigkeit. Aber das ursprüngliche Sprichwort lautete genau anders herum. Offenbar war der chinesische Weise des Altertums eher pessimistisch, was die Macht des Bösen angeht.«
    »Die chinesische Regierung tut alles«, erklärte Hong großspurig, »um den kriminellen Elementen das Handwerk zu legen.«
    Chen nickte bloß, während er aus dem Augenwinkel beobachtete, wie ein Polizist mutwillig auf einen verwundet am Boden liegenden Verbrecher eintrat und dabei schimpfte: »Hör mit deinem verdammten Mandarin auf.«
    Der Verbrecher stieß einen markerschütternden Schrei aus, der wie eine fliegende Axt in die Unterhaltung schnitt.
    »Ich muß mich entschuldigen, Inspektor Rohn«, sagte Hong.
    »Diese Banditen sind ein schändlicher Abschaum der Gesellschaft.«
    »Jeder Tag, den ich hier verbrachte, war voller Entschuldigungen«, bemerkte Hauptwachtmeister Yu verbittert und verschränkte die Arme vor der Brust. »Meine ganz spezielle Fujian-Erfahrung!«
    Doch Oberinspektor Chen war klug genug, die Sache nicht weiter zu verfolgen. Vordergründig ließ sich alles durch Zufälle erklären. Es hatte also keinen Sinn, Inspektor Rohn und Wen noch länger warten zu lassen.
    »Der hiesigen Polizei sind die Hände gebunden«, sagte Hong und blickte Chen direkt in die Augen. »Das wissen Sie doch genauso gut wie ich, Oberinspektor Chen.«
    Sollte das ein Hinweis auf übergeordnete politische Interessen sein?
    Die

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