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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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Dong, die im Haus gegenüber wohnte.
    »Ihr einziger Sohn war mit Feng auf demselben Schiff, der Goldenen Hoffnung, aber er hat sich seither nicht zu Hause gemeldet«, informierte ihn Zhao, bevor sie an die Tür klopften.
    Eine kleine, weißhaarige Frau mit wettergegerbtem, faltigem Gesicht öffnete ihnen. Sie blieb in der Tür stehen, ohne sie hereinzubitten.
    »Genossin Dong, wir würden Sie gern zum Verschwinden Ihrer Nachbarin Wen Liping befragen«, sagte Yu. »Haben Sie irgendwelche Angaben zu machen, speziell was die Nacht des fünften April betrifft?«
    »Angaben über diese Frau? Ich kann Ihnen nur eines sagen. Er ist ein weißäugiger Wolf, und sie eine jadegesichtige Hündin. Und jetzt sind sie beide in Schwierigkeiten, was? Das geschieht ihnen recht.« Dong schloß die Lippen zu einem schmalen, ärgerlichen Schlitz und knallte ihnen die Tür vor der Nase zu.
    Yu sah sich verwundert zu Zhao um.
    »Gehen wir zu den nächsten«, erwiderte Zhao. »Dong glaubt, daß Feng ihren Sohn dazu überredet hat, ins Ausland zu gehen. Er ist erst achtzehn. Deshalb nennt sie Feng einen weißäugigen Wolf – ein höchst grausames Tier.«
    »Und warum hält sie Wen für eine jadegesichtige Hündin?«
    »Feng hat sich von seiner ersten Frau scheiden lassen, um Wen heiraten zu können. Sie hat ziemliches Aufsehen erregt, als sie zum ersten Mal hier auftauchte. Im Dorf kursieren alle möglichen Geschichten über diese Heirat.«
    »Noch eine Frage. Wie kann Dong erfahren haben, daß Feng in Schwierigkeiten ist?«
    »Keine Ahnung.« Zhao wich Yus Blick aus. »Viele hier haben Verwandte oder Freunde in New York. Oder sie haben etwas gehört, nachdem Wen verschwunden ist.«
    »Verstehe.« Yu verstand zwar nicht, hielt es aber für besser, momentan nicht weiter zu insistieren.
    Yu versuchte, hinter Wachtmeister Zhaos ausweichender Reaktion nichts Besonderes zu sehen. Einen Kollegen aus Shanghai vor die Nase gesetzt zu bekommen, mußte die Polizei in Fujian als Zurückstufung auffassen. Yu wunderte sich daher nicht, daß er es hier mit einem wenig enthusiastischen Partner und mit unfreundlichen Leuten zu tun hatte. Schließlich waren die meisten seiner Einsätze mit Oberinspektor Chen alles andere als ein Zuckerschlecken gewesen.
    Auch hatte er seine Zweifel, daß Chens Job in Shanghai sehr viel angenehmer sein würde. Das mochten vielleicht andere denken – Hotel Peace, unbeschränkte Mittel und eine attraktive Kollegin. Doch Yu wußte es besser. Während er sich seine nächste Zigarette anzündete, dachte er, daß er an Chens Stelle Parteisekretär Li eine Abfuhr erteilt hätte. Das war einfach keine Aufgabe für einen Polizisten, und hierin lag wohl auch der Grund, warum er selbst nie zum Oberinspektor aufsteigen würde.
    Als sie ihre Befragungen für den Tag beendet hatten, war das Büro des Dorfkomitees bereits geschlossen. Zhao schlug vor, zu Fuß zum Hotel zu gehen, ein Spaziergang von etwa zwanzig Minuten. Als sie den Rand des Dorfes erreichten, wandte Yu sich an einen alten Mann, der unter einem verblichenen Ladenschild einen Fahrradreifen flickte. »Wissen Sie, wer hier ein Telefon hat?«
    »Es gibt nur zwei Apparate im Dorf. Einer steht im Büro des Dorfkomitees, der andere gehört Frau Miao. Ihr Mann ist seit fünf oder sechs Jahren in den Vereinigten Staaten. Die hat vielleicht Glück – ein Telefon bei sich zu Hause!«
    »Danke. Wir werden ihren Apparat benutzen.«
    »Das kostet aber was. Viele benutzen ihr Telefon. Wegen der Anrufe aus dem Ausland. Wenn jemand zu Hause anruft, muß er immer erst mit Frau Miao reden.«
    »Das ist in Shanghai auch nicht viel anders«, sagte Yu. »Meinen Sie, daß auch Wen Frau Miaos Telefon benutzt hat?«
    »Jeder im Dorf tut das.«
    Yu wandte sich mit fragendem Blick an Zhao.
    »Tut mir leid«, antwortete Zhao irritiert. »Davon wußte ich gar nichts.«
     

5
     
    E NDLICH WURDE der Flugsteig geöffnet.
    Eine Gruppe Erste-Klasse-Passagiere erschien, die meisten waren Ausländer. Unter ihnen sah Oberinspektor Chen eine junge Frau in cremefarbenem Blazer und passender Hose. Sie war groß, schlank und hatte blaue Augen, ihr blondes Haar war schulterlang. Er erkannte sie sofort, obgleich sie nicht genau wie auf dem Bild aussah, das vielleicht einige Jahre früher aufgenommen worden war. Ihre Haltung drückte Anmut und eine gewisse Autorität aus, sie hätte die Managerin eines Shanghaier Joint Venture sein können.
    »Inspektor Catherine Rohn?«
    »Ja?«
    »Ich bin Chen Cao,

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