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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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bei meinem ersten Besuch sorgfältig auseinandergesetzt hatte, neigen die Hinterbliebenen ohne einen toten, kalten Körper, den man sehen und beweinen kann, ohne eine Beerdigung, bei der man trauern, oder ein Grab, das man besuchen kann, dazu, in den Erinnerungen ihrer Lieben lebendig zu bleiben.
    In solchen Fällen, erklärte Laura, erscheine der Tod oft als irreal.
    Ich wusste genau, was sie meinte.
    Bobby, der gerade mal zweiunddreißig Jahre war, sollte tot sein! Mein Bobby, der in seiner Laufbahn ein halbes Dutzend Beinahe-Katastrophen überlebt hatte, zuerst als waghalsiger junger Frachtpilot bei der Navy und dann, später, als er für eine Ölfirma in Alaska die winzigen Maschinen geologischer Forschungsteams mitten in arktische Blizzards geflogen hatte. Bobby tot! Die Vorstellung war mir unbegreiflich.
    Mir war zwar schmerzlich bewusst gewesen, dass mein Liebster den größten Teil seines kurzen Erwachsenenlebens damit verbracht hatte, am Himmel sein Leben aufs Spiel zu setzen. Hatte ich nicht immer und ewig genörgelt, gedroht und ihm zugesetzt, diesen gefährlichen Beruf aufzugeben?
    Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich an dem Tag, an dem er endlich meinem verzweifelten Flehen nachgab, ein zutiefst dankbares Stoßgebet zum Himmel schickte. Denn ich wusste, dass Bobby ganz allein für mich seinen aufregenden und höchst gefährlichen Job bei der Ölfirma gegen die gepflegte Langeweile eingetauscht hatte, die es bedeutete, leitende Angestellte in
der blitzblanken neuen Gulfstream 500 der Firma durch die Weltgeschichte zu befördern.
    »Ich sehe aus wie ein gottverdammter Busfahrer.«
    Das war sein scherzhafter Kommentar gewesen, als er am Morgen des ersten Tages, an dem er die Gulfstream fliegen sollte, vor dem Spiegel im Schlafzimmer gestanden hatte. Zuerst war mir nicht klar gewesen, ob er wirklich ärgerlich war oder mich nur auf den Arm nahm.
    Wie er an diesem Morgen dastand, mit ordentlichen Bügelfalten und glatt rasiert, und das rosige Licht des Sonnenaufgangs auf den Silberflügeln über seiner linken Brusttasche glitzerte, hatte er ausgesehen wie ein heldenhafter junger Brad Pitt auf dem Weg zu einem exotischen Ort, an dem er zweifellos die Welt retten würde.
    »Schöner Busfahrer«, hauchte ich, ließ liebevoll die Finger in sein Jackett gleiten und streichelte den schneeweißen Stoff seines frisch gestärkten Hemdes.
    »Na ja, dieser Firmenjob wird sein wie Busfahren, nur dass Letzteres sogar gefährlicher sein dürfte.«
    Bobby hatte gelacht und sich dann umgedreht, um mir sein unglaublich attraktives Filmheldenlächeln zu schenken, und mich zärtlich auf die Lippen geküsst. »Sweet Sue«, hatte er geflüstert, diesen blöden Spitznamen, von dem er wusste, dass ich ihn hasste, »jetzt hast du mich endgültig gezähmt. Ich hoffe, du bist glücklich.«
    »Hmmm … ja«, seufzte ich, rückte so nah wie möglich an ihn heran, ohne die schöne neue Uniform zu zerknittern, und spürte an der Wärme seines wunderbaren, besitzergreifenden Kusses, dass er nur so tat, als wäre er wegen des langweiligen neuen Jobs böse auf mich.
    Aber glücklich wäre nicht das Wort gewesen, das ich gewählt hätte, um die Gefühle zu beschreiben, die ich
in diesem Moment empfand. In Wahrheit war ich vielmehr aus dem Häuschen, weil ich mir so sicher war, das Richtige getan zu haben, als ich ihn zwang, den Job zu wechseln.
    Schon komisch: Entscheidungen, die wir, wie wir meinen, aus lauter guten Gründen treffen, können sich im Rückblick als verhängnisvoll erweisen. Denn heute begreife ich, dass ich damals nur egoistisch gehandelt habe - weil ich so verliebt in Bobby war, dass ich den Gedanken nicht ertragen konnte, ihn jemals zu verlieren.
    Und nun hatte ich ihn trotzdem verloren. Und, Ironie des Schicksals, ausgerechnet der »sichere« Flieger, der dreißig Millionen schwere Hightech-Firmenjet, den zu fliegen ich ihn so kalkuliert getrieben hatte, hatte ihn in den Tod gerissen.
    Wenn … wenn er denn wirklich tot war.
    Wenn …
    Das war unweigerlich das erste Wort, das mir jedes Mal, wenn ich an Bobbys Tod dachte, durch den Kopf schoss. Weil es einfach nicht möglich zu sein schien, dass er mir an diesem letzten herrlichen Morgen im Juli einen Abschiedskuss gegeben hatte und dann für immer aus meinem Leben gegangen war!
    Aber genauso hatte es sich abgespielt.
    Wochen vergingen, nachdem ich die Nachricht erhalten hatte, dann Monate; und der anfängliche Schock und das taube Gefühl des frischen Schmerzes

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