Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
erwarte, dass ihr von Schreien und Lärmen Abstand nehmt, solange ich im Hause bin. Darüber hinaus …« Sie verstummte, als etwas an ihrem Bein entlangstrich. Nach unten blickend, entdeckte sie Fred, der den Teppich nach Krümeln abschnüffelte. »Was ist denn das?«
»Das ist unser Hund.« Alex bückte sich und hob den Welpen auf seine Arme. »Wenn du gemein zu uns bist, beißt er dich!«
»Das wird er nicht tun.« Suzanna legte ihre Hand auf Alex’ Schulter.
»Wird er doch.« Alex nickte. »Er mag keine schlechten Menschen. Nicht wahr, Fred?«
Colleens Haut wurde noch eine Spur blasser. »Wie heißt er?«
»Er heißt Fred«, verkündete Jenny fröhlich. »Trent hat ihn auf den Klippen gefunden und uns mitgebracht.« Sie entrang ihrem Bruder den Hund und streckte ihn Colleen entgegen. »Und er beißt gar nicht. Er ist ein lieber Hund.«
»Jenny, setz ihn auf den Boden, bevor er …«
»Nein.« Colleen wehrte Suzannas Warnung ab. »Zeig ihn mir.« Fred strampelte und beschmutzte Colleens makellos weißes Kostüm, als sie ihn auf den Schoß nahm. Ihre Hände zitterten, als sie sein Fell streichelte. »Ich hatte auch einmal einen Hund namens Fred.« Eine einzelne Träne lief über ihre bleiche Wange. »Ich hatte ihn nur sehr kurze Zeit, aber ich habe ihn sehr geliebt.«
Wortlos tastete Lilah nach Max’ Hand und drückte sie.
»Du darfst mit ihm spielen, wenn du willst«, erlaubte Alex, betroffen darüber, dass ein so alter Mensch weinen konnte. »Er beißt nämlich wirklich nicht.«
»Natürlich würde er mich niemals beißen.« Colleen fasste sich und setzte den Hund auf den Boden, ehe sie sich langsam aufrichtete. »Er weiß, dass ich zurückbeißen würde. Zeigt mir jetzt endlich jemand mein Zimmer, oder muss ich hier den ganzen Tag und die halbe verdammte Nacht herumsitzen?«
»Wir bringen dich nach oben.« Lilah zog an Max’ Hand, damit er aufstand und ihr auf die Füße half.
»Bringt den Brandy mit«, befahl Colleen majestätisch und verließ, auf ihren Stock gestützt, den Raum.
»Reizende Verwandte hast du, Calhoun«, murmelte Sloan.
»Zu spät für einen Rückzieher, O’Riley.« Amanda stieß einen Seufzer aus. »Ich werde Tante Coco in der Küche helfen.«
»In welches Zimmer habt ihr mich denn gesteckt?« Nur leicht außer Atem, blieb Colleen im ersten Stock stehen.
»Es ist dieses hier.« Max öffnete die Tür und trat zurück.
Die Terrassentür war geöffnet worden, um frische Luft hereinzulassen. Die Möbel waren hastig poliert, ein paar Extrastücke aus Abstellräumen angeschleppt worden. Frische Blumen standen auf der Rosenholzkommode. Die Tapete blätterte ab, doch hastig herbeigeholte Gemälde aus anderen Zimmern sollten das Schlimmste verbergen. Eine zarte Spitzendecke zierte das massige Pfostenbett.
»Das wird gehen«, murmelte Colleen, fest entschlossen, gegen die Nostalgie anzukämpfen. »Sorge dafür, dass frische Handtücher da sind, Mädchen. Und Sie … Quartermain, nicht wahr? Schenken Sie mir noch ein Glas von diesem Brandy ein, und seien Sie dabei nicht knickerig.«
Lilah warf einen Blick in das angrenzende Bad und fand, dass alles so war, wie es sein sollte. »Gibt’s noch was, Tantchen?«
»Hüte deine Zunge, und nenne mich nicht Tantchen. Du kannst eines der Hausmädchen heraufschicken, wenn es Zeit zum Dinner ist.«
Lilah verkniff sich ein Lächeln. »Ich fürchte, in diesem Jahr hat das Personal Ausgang.«
»Unfassbar!« Colleen stützte sich schwer auf ihren Stock. »Willst du etwa andeuten, ihr habt nicht einmal eine Tageshilfe?«
»Du weißt sehr genau, dass wir schon lange unter chronischer Geldnot leiden.«
»Und ihr bekommt auch weiterhin keinen einzigen Penny von mir, um ihn in dieses verfluchte alte Haus zu stecken.« Sie ging steif zu den offenen Türen und blickte hinaus. Mein Gott, dieser Ausblick, dachte sie. Er ändert sich nie. Wie oft in wie vielen Jahren hatte sie ihn sich vorgestellt? »Wer bewohnt das Zimmer meiner Mutter?«
»Ich«, sagte Lilah und hob ihr Kinn an.
Bedächtig drehte Colleen sich um. »Natürlich, du.« Ihre Stimme wurde sanfter. »Weißt du, wie sehr du ihr ähnelst?«
»Ja. Max hat ein Bild in einem Buch gefunden.«
»Ein Bild in einem Buch.« Diese Bitterkeit. »Das ist alles, was von ihr geblieben ist.«
»Nein, nein«, widersprach Lilah energisch, »da ist noch mehr. Ein Teil von ihr ist noch immer hier und wird auch immer hier sein.«
»Rede keinen Unsinn. Geister, Gespenster – das ist Cordelias Einfluss,
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