Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
… nein. Nein, Ma’am.«
»Warum nicht? Was ist der Grund? Stimmt etwas mit Ihren Augen nicht?«
»Nein.« Er rutschte unbehaglich auf seinem Sessel hin und her, während Suzanna sich lächelnd auf ein großes Kissen sinken ließ.
»Max ist für ein paar Wochen zu Besuch hier«, eilte Coco ihm zu Hilfe. »Er hilft uns ein wenig bei … einer historischen Nachforschung.«
»Die Smaragde.« Colleens Augen funkelten, als sie sich zurücklehnte. »Halte mich nicht für dumm, Cordelia. Wir bekommen Zeitungen auf Schiffen. Kreuzfahrtschiffe«, sagte sie zu Trent, »sind viel zivilisierter als Hotels. Also, erzählt mir, was, zur Hölle, hier vor sich geht.«
»Wirklich, nichts.« Coco räusperte sich. »Du weißt doch, wie sehr die Presse alles übertreibt.«
»War ein Dieb hier im Haus und hat geschossen oder nicht?«
»Nun ja … ja. Es war beunruhigend, aber …«
»Sie!« Colleen stach mit ihrem Stock in Max’ Richtung. »Sie mit dem Doktor der Philosophie. Ich nehme an, Sie können sich verständlich ausdrücken. Erklären Sie mir die Lage. Und zwar kurz.«
Auf den flehenden Blick von Coco hin stellte Max seinen unerwünschten Tee beiseite. »Die Familie beschloss, die Legende der Calhoun-Smaragde auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Zuerst wurden die alten Familienpapiere katalogisiert, um die Existenz der Smaragde zu verifizieren.«
»Natürlich existierten sie«, knurrte Colleen ungeduldig. »Habe ich sie nicht mit meinen eigenen Augen gesehen?«
»Du warst schwer zu erreichen«, warf Coco ein und wurde mit einem Blick zum Verstummen gebracht.
»Jedenfalls wurde im Haus eingebrochen«, fuhr Max fort. »Eine größere Anzahl Unterlagen wurde gestohlen.« Er streifte kurz, wie er in die Sache verwickelt war.
»Hmm.« Colleen betrachtete ihn düster. »Was machen Sie? Schreiben?«
Max hob überrascht die Augenbrauen. »Ich lehre. Geschichte. An der … äh … Cornell University.«
Colleen schniefte erneut. »Nun, ihr habt alles gründlich verpatzt. Ihr alle zusammen. Holt Diebe unter dieses Dach, lasst euren Namen in der Presse breittreten, werdet beinahe umgebracht! Dabei wäre es sogar durchaus möglich, dass der alte Mann die Smaragde verkauft hat.«
»Darüber hätte er einen Beleg aufbewahrt«, warf Max ein.
Colleen betrachtete ihn erneut. »Da haben Sie recht, Mr Doktor der Philosophie. Er führte Buch über jeden Penny, den er verdiente oder den er ausgab.« Sie schloss ihre Augen für einen Moment. »Nanny erzählte uns, Mutter hätte die Steine versteckt. Für uns.« Sie öffnete wild die Augen. »Märchen!«
»Ich liebe Märchen«, sagte Lilah von der Tür her, in der sie von C. C. und Amanda flankiert stand.
»Kommt her, damit ich euch sehen kann.«
»Du zuerst«, raunte Lilah C. C. zu.
»Warum ich?«
»Du bist die Jüngste.« Sie versetzte ihrer Schwester einen leichten Schubs.
»Eine schwangere Frau den Wölfen vorwerfen«, zischte Amanda.
»Du bist die Nächste.«
»Was ist das da auf deinem Gesicht?«, fragte Colleen nach einem Blick auf C. C.
C. C. wischte sich mit der Hand über die Wange. »Motoröl, vermutlich.«
»Wohin treibt bloß die Welt! Du hast gute Knochen«, befand sie. »Du wirst im Alter gut aussehen. Bist du schon schwanger?«
Grinsend schob C. C. ihre Hände in die Taschen. »Allerdings, ja. Trent und ich erwarten im Februar ein Baby.«
»Gut.« Colleen winkte sie beiseite.
Amanda straffte sich und trat vor. »Hallo, Tante Colleen. Es freut mich, dass du zur Hochzeit gekommen bist.«
»Vielleicht freut es dich, vielleicht auch nicht.« Mit gespitzten Lippen betrachtete sie Amanda. »Jedenfalls verstehst du es, einen anständigen Brief zu schreiben. Er hat mich letzte Woche erreicht, zusammen mit der Einladung.« Sie ist reizend, dachte Colleen, genau wie ihre Schwestern. Sie verspürte Stolz darüber, hätte sich jedoch lieber die Zunge abgebissen, als das zuzugeben. »Gibt es einen Grund, warum du keinen Mann aus einer anständigen Ostküstenfamilie heiraten kannst?«
»Ja. Keiner von denen hat mich so sehr geärgert wie Sloan.«
Mit etwas, das fast wie ein Lachen klang, winkte Colleen sie beiseite.
Als ihr Blick sich auf Lilah richtete, brannten ihre Augen, und sie musste ihre Lippen fest aufeinanderpressen, damit sie nicht zitterten. Es war, als würde sie ihre Mutter betrachten, als wären all die Jahre, all der Schmerz ausgelöscht.
»Du bist also Lilah.« Als ihre Stimme brach, senkte Colleen ihre Brauen und blickte so Furcht
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