DIE FRAUEN DER DIKTATOREN
Herzen: „Sie glauben doch nicht, dass Mr. Peanut mir zwar ein Diplom der Universität Illinois anbieten könnte, das der Universität Washington jedoch nicht!“
Die Beziehungen zwischen Rumänien und den Vereinigten Staaten von Amerika wurden auf Eis gelegt. Zorn und Verachtung Elenas ergossen sich vor allem über Jimmy Carters Frau. Elena hatte um einen Nerzmantel gebeten. Stattdessen hatte man ihr Jimmy Carters Buch Why Not the Best? und einen Band mit Satellitenaufnahmen von Rumänien geschickt.
„Ich will Nerzmäntel“, schimpfte sie in Pacepas Anwesenheit. „Lange Mäntel und Capes. […] Ich bin sicher, Mrs. Peanut hat keine Ahnung, was man aus einem Nerz alles machen kann. Von der bekomme ich bestimmt nur ein Körbchen Erdnüsse, nicht wahr, mein Lieber?“
Nicolae verteidigt seine Frau auch angesichts dieser neuen Capricen vor ihren Kritikern. Soll die Frau des rumänischen Staatschefs etwa in Sack und Asche gehen, wo sie doch all ihre Zeit und Energie dem Wohl des Volkes widmet?
Ein Faustkampf mit Frau Carter konnte vermieden werden, doch der Zickenkrieg, den Elena bei einem Fußballmatch veranstaltet, ist leider nicht zu verhindern.
Alexandru Draghici ist seit zwanzig Jahren ein politischer Rivale Nicolae Ceauşescus. Welche Formen dieser Konkurrenzkampf annehmen kann, zeigt sich anlässlich eines Fußballspiels. Die Mannschaft „Dinamo“, die von Minister Draghici gesponsert wird, spielt gegen die „CCA“, Nicolaes Mannschaft. Elena Ceauşescu ist ebenso auf der Ehrentribüne zugegen wie Ministergattin Martha Draghici. Plötzlich bricht zwischen den beiden Frauen ein Streit aus. Sie beschimpfen sich wüst. Und schon ist das Spiel nicht mehr interessant, aller Augen wenden sich der Tribüne zu [18] .
… zur Paranoia
Echte Paranoia verschont gewöhnlich auch das Umfeld des Erkrankten nicht. Jeder Mensch, der ihm nahesteht, hat unter seiner Erkrankung zu leiden.
Zoia, die Tochter der Ceauşescus, bildet da keine Ausnahme, vor allem nicht, als sie in das Alter kommt, da sie sich für das andere Geschlecht interessiert. Elena hat keinerlei Skrupel, sie polizeilich überwachen zu lassen. So erfährt sie von der Beziehung ihrer Tochter zu einem jungen Journalisten der Zeitschrift Lumea , einem rumänischen Magazin für Außenpolitik. Noch bevor Zoia ihren Auserwählten den Eltern vorstellen kann, besitzt Elena eine dicke Akte über den jungen Mann und seine Familie. Und hält ihn ihrer Tochter nicht für würdig: zu niedrige Herkunft, seine Eltern besäßen keinerlei Bildung oder gar Stil. „Sehen Sie sich nur mal an, wie die gehen. Diese O-Beine und der dicke Hintern. Von den Entenfüßen gar nicht zu reden“, sagte Elena, als sie die heimlich aufgenommenen Fotos und Filme studiert.
Doch das Schlimmste sollte erst noch kommen. Eines Tages entdeckte Elena auf einem Foto etwas vollkommen Skandalöses: Der junge Mann trug Jeans. „Abstoßend“, urteilte sie und fing an, ihn mit ihrem Hass zu verfolgen. Sie blies zum Lauschangriff und kam dahinter, dass ihre Tochter mit dem Mann nicht nur Liebesworte flüsterte. Ihre Reaktion:
„Ich will dieses Schwein nicht einen einzigen Tag mehr in ihrer Nähe sehen. Ich könnte ihn ja töten lassen wie eine Fliege. Ein Autounfall oder etwas in der Richtung. Aber meine Tochter ist ein seltsames Mädchen. Bestimmt würde sie daraus eine Riesenaffäre machen. Ich will, dass man ihn ins Ausland schickt und dort verrotten lässt“, befiehlt sie dem getreuen Pacepa. Ins Ausland, sicher, nur wohin? Wo findet sich ein Sibirien, in dem der Galan ihrer Tochter künftig verschimmeln kann? Nach Guinea vielleicht? „Erinnern Sie sich noch, als wir in Conakry waren? Der Botschafter erzählte uns doch von einem Techniker, dem buchstäblich der Schädel auseinandergeflogen sei, weil er voller Larven und Würmer war. Erinnern Sie sich? Der Botschafter sagte, die Insekten legten dort ihre Eier in die Kopfhaut. Ich will ein Bild von seinem Kopf, wie er zerplatzt wie eine Melone“, erklärt sie dem Geheimdienstchef. „Mister Blue Jeans“ soll verschwinden, und das möglichst spurlos bitte.
Gleichzeitig achtet die Genossin peinlichst genau darauf, ihre Tyrannei geschickt zu verbergen. Sie pflegt ihr Image durch geschickte mediale Inszenierung: Auf offiziellen Fotografien, die von den omnipräsenten Staatsorganen fleißig verbreitet werden, trägt sie stets ein nüchternes weißes Kleid oder Kostüm und ist von Kindern oder Tauben umgeben.
Wenn das Paar Fabriken oder
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