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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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darauf abzielte, die Macht für sich allein zu haben. Der Personenkult um das Herrscherpaar teilt sich nun zu gleichen Teilen zwischen Nicolae und seiner Frau auf. Wie ihm verleiht man ihr den höchsten Ehrentitel der kommunistischen Zeit: Held(in) des Vaterlandes. Nun müssen die Lehrer in Rumäniens Schulen täglich Elenas gedenken und nicht mehr ihres Präsidenten.
    1987, als man den Jahrestag von Rumäniens Befreiung – am 23. August 1944 – feiert, den man zum Nationalfeiertag erhoben hat, wird in der Parteizeitung nicht ein Foto des Paares veröffentlicht, sondern jeder auf einem eigenen Bild dargestellt. Elena dankt in einem Artikel der Sowjetarmee, die das Regime des faschistischen Marschalls Antonescu hinweggefegt habe. Anders als ihr Mann, der sich den Sowjets gegenüber immer kritisch gezeigt und auf die Unabhängigkeit Rumäniens gepocht habe, spricht sie sich lobend über die sowjetische Besetzung aus, die „die Revolution auf ihren Schultern trug“. Sie unterstreicht auch, dass die Parteikader dem sowjetischen Eingreifen ihr revolutionäres Bewusstsein erst verdankten. Sie ist die Einzige, die Initiativen ergreifen kann, die von den Richtlinien ihres Mannes abweichen, vor allem, wenn es um so heikle Angelegenheiten wie die Außenpolitik und Rumäniens Beziehungen zu Moskau geht.
    Sie bezieht nicht von ungefähr Stellung. Rumänien muss künftig wieder stärker auf der internationalen Bühne vertreten sein. Warum? Na, wegen des Nobelpreises natürlich. Elenas Bescheidenheit kennt keine Grenzen. Sie glaubt daran, dass entweder sie oder ihr Mann den Nobelpreis erhalten könnte, und das nicht nur auf einem Gebiet. Als Wissenschaftlerin, die diplomatisch tätig ist und sich für den Frieden einsetzt, hat sie ja gleich mehrere Eisen im Feuer.
    Und dann ist da Rumäniens Rolle in der Nahostpolitik. Ihr Mann will eine Annäherung von Israelis und Arabern bewirken. Als Freund Jassir Arafats versucht Ceauşescu, den Dialog zwischen den Parteien wieder in Gang zu bringen. Dieses Unterfangen übersteigt allerdings den Einfluss des kleinen Landes bei Weitem. Elena freilich sieht darin eine Möglichkeit, wie ihr Nicu an den Nobelpreis kommen könnte.
    Zu erwähnen ist außerdem ihr Einsatz gegen Atomwaffen und die Wasserstoffbombe, auf den sie ihre Hoffnungen setzt. Aber auch hier ist nichts zu holen. Die Jury in Stockholm verkennt Jahr für Jahr Elenas Bemühungen.
    Auf wissenschaftlichem Gebiet bemüht sie sich um Anerkennung ihrer Verdienste um die Polymerisation, denn es gibt ja auch einen Nobelpreis für Chemie. Leider wieder Fehlanzeige.
    Schließlich bemüht sie sich noch um die Förderung der medizinischen Forschung, die ihr ja ebenfalls obliegt. Einige komplett aus der Luft gegriffene Projekte werden finanziert und in Stockholm präsentiert. Darunter auch eine neue Krebstherapie mithilfe von Knoblauchessenz – ohne jede Chance auf Heilungserfolge. Das unter Ceauşescu neu erstandene Rumänien erhält niemals die höchste Auszeichnung der Wissenschaftsgemeinde.
    Luxus, Ruhe und Securitate
    Doch den Ceauşescus ist es egal, ob die Welt ihnen Anerkennung zollt. Sie besorgen sich das recht gut gegenseitig. Zusammen haben sie sich ein Leben in Luxus, Ruhe und Sicherheit geschaffen. Der weiße „Frühlingspalast“ hinter hohen Tannen im Primaverii-Viertel ist ihre geheime Oase. Das Viertel wimmelt nur so von Securitate-Leuten, doch hinter den Baumstämmen blitzt der goldschimmernde Eingangsbereich auch für Passanten sichtbar durch. Innen sind klinische Reinheit und absolute Ruhe oberstes Gebot. Undenkbar, dass jemand Nicu stört. Alles, was ihn ablenken könnte, hält Elena von ihm fern. „Sie konnte ihre Feinde förmlich wittern wie ein wildes Tier im Wald“, erzählt Alexandru Bârladeanu, Politiker und Spekulant. Einer von Nicus Feinden ist der Alkohol. Elena legt ihren Mann mehr als einmal trocken.
    Das Haus zeigt orientalische Anklänge. Jeder Raum, jeder Winkel ist reich geschmückt. An den Wänden dicke Teppiche, deren Darstellungen vom Erfindungsreichtum der Menschheit künden sollen. Elena hat das überladene Haus ganz nach ihren Vorstellungen dekoriert. Besonders stolz ist sie auf die goldenen Wasserhähne im Badezimmer, die die Form von Schwänen haben. Sie erinnern sie an die Enten am See, die sie so gerne füttert.
    Denn wenn die Atmosphäre in Bukarest zu angespannt wird, flieht das Paar auf seinen Landsitz am Ufer des Snagov-Sees, etwa dreißig Kilometer von der Hauptstadt entfernt, wo

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