Die Frauen des Journalisten (German Edition)
mehr nicht. Ihre Bücher haben mit dem hier, was ich mache, überhaupt nichts zu tun.“
„Und nun ?“, fragte Lienhardt naiv. „War alles nur eine fixe Idee von mir?“
Der Mann bat ihn einiges über sich zu erzählen. Lienhardt erzählte, alles. Eine Weile sagte der Mann nichts mehr, blickte ihn nur nachdenklich an, wippte mit seinem Stuhl.
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie können bei mir lernen, ich werde Ihnen alles beibringen. Am Ende werden Sie dann der beste private Ermittler Berlins sein. Über Ihre Bezahlung werden wir uns einigen. Möglich wäre auch, aber nur wenn Sie durchhalten, dass wir Partner werden. Was sagen Sie dazu?“
Lienhardt musste nicht lange überlegen, so ein Angebot gab es sicher nicht noch einmal, er sagte deshalb sofort zu.
Am darauf folgenden Tag begann Lienhardt mit seiner Detektivlaufbahn. Der alte Mann hielt sein Wort. Nach zwei Jahren hatte er einen großartigen Mitarbeiter. Nach einem weiteren Jahr zog sich der Alte aus dem Geschäft zurück und überließ ihm das Büro. In Berlin gab es genug Arbeit, so dass er von seinen Aufträgen leben konnte. Dann kam die politische Wende in der DDR und die Wiedervereinigung. Lienhardt erkannte sofort, für ihn würden sich nun ungeahnte Möglichkeiten auftun. Die Neuen im Osten brauchten ihn, das konnte er förmlich riechen. Schon bald nach dem Beitritt der DDR begannen die Privatisierungen und die Rückübertragungen von ehemals enteigneten Vermögen im Osten. Bei vielen Westdeutschen breitete sich eine Goldgräberstimmung aus.
Er verfolgte über alle verfügbaren Kanäle, was da im Osten ablief. Diese Ahnungslosigkeit, diese Naivität bei den Ostdeutschen schien grenzenlos. Blühende Landschaften versprach man denen und niemand fragte nach wie die genau aussehen sollten, ganz zu schweigen davon, woher die Kohle dafür kommen sollte.
Bei seinen Recherchen stieß er häufig auf den Namen einer Kanzlei Röder. Die Kanzlei hatte sein Interesse geweckt. Also machte er sich auf den Weg um sich ein Bild von dieser Kanzlei, vor allem aber von dem Rechtsanwalt zu machen. Solche Aktionen waren für Lienhardt kein Problem, vor allem nicht im Osten. Die Leute, die er befragte, erzählten ihm sofort alles, was er hören wollte und sogar das, was ihn nicht interessierte. Egal, ob er es wissen wollte oder nicht. Soviel Naivität war ihm manchmal unheimlich. Angeblich sollen die doch alle Angst vor der Stasi gehabt haben.
Was er so herausfand, gefiel ihm. Röder schien integer zu sein, kein arroganter Typ, wie er sie zur Genüge kannte. Der liebte seine Arbeit, nicht nur des Geldes wegen. Dem bedeuteten auch die Menschen etwas, deren Angelegenheiten er vertrat. Eines Tages ließ er sich einen Termin bei Röder machen. Die beiden Männer führten ein langes Gespräch und am Ende war Röder überzeugt, dass er ohne ihn, Lienhardt, den privaten Ermittler, nun nicht mehr weiter kommen würde.
Die Kanzlei von Röder befand sich in unmittelbarer Nähe zum Alexanderplatz, hinter der S-Bahn. Der Parkplatz, den Lienhardt meist nutzte, war noch frei. Er schloss das Auto ab. Dann betrat er das sanierte Haus mit der Kanzlei von Röder durch den Hintereingang. Im Vorzimmer traf er auf Karin Sander, die Sekretärin. Karin machte ein sehr besorgtes Gesicht als Lienhardt eintraf.
„Hallo Karin.“
„Hallo Paul, was für eine furchtbare Sache.“
Die beiden waren etwa gleich alt und hatten sich von Anfang an gut verstanden.
„Karin, Sie müssen sich nicht so viele Gedanken machen. Wir kriegen das schon hin, versprochen.“
„Möchten Sie auch einen Kaffee? Ich habe dem Chef gerade einen hineingebracht.“
„Ja, gern und ein Wasser. Danke Karin.“
Er trat in Röders Büro, ganz so, als sei er hier zu Hause. Die Begrüßung war herzlich. Röder hatte von seinem Arbeitssessel, der vor einem Fenster stand, hinaus gesehen, als Paul eintrat. Stand dann aber sofort auf und wies auf die kleinen Ledersessel mit dem Clubtisch. Die beiden Männer nahmen darin Platz.
„Wie hast du davon erfahren?“, fragte Röder.
„Ganz einfach, einer von der Berliner Zeitung hat mich angerufen. Die wissen doch immer alles sofort.“
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