Die Frauen von Savannah
Griffin. Mrs Odell war schon immer unsere Nachbarin.«
Sie runzelte die Stirn und sah mich an, als wäre ich die Verrückte. Ich hatte das entsetzliche Gefühl, dass sie endgültig übergeschnappt war. Sie wiegte sich hin und her, und ihr rannen Tränen übers Gesicht.
Atmen, CeeCee. Atmen. Bitte, hilf mir doch jemand. Bitte, lieber Gott.
Ich ging ums Bett herum, setzte mich und nahm ihre Hand in meine. Ich hörte meine eigene Stimme kaum, als ich sagte: »Momma. Wie heiße ich?«
Sie hörte auf zu wippen und starrte mich eine Ewigkeit lang an. Es wurde still. Die Uhr auf ihrem Nachttisch tickte und tickte. Ich schluckte. »Wer bin ich, Momma?«
Ihr leerer Gesichtsausdruck machte mir Angst. Als ich schon nach nebenan rennen und Mrs Odell holen wollte, flackerte in ihren Augen so etwas wie ein Erkennen auf.
»Momma, wie heiße ich?«
»Cecelia Rose«, platzte sie heraus. Dann drückte sie sich das Album an die Brust und vergrub das Gesicht in der Tagesdecke.
»Bleib hier. Alles wird gut. Ich bin gleich wieder da.« Ich stand vom Bett auf, ging mit zitternden Beinen durch den Flur und ließ ein heißes Bad ein. Während die Wanne sich füllte, ging ich in ihr Zimmer zurück. Einen nach dem anderen löste ich ihr die Finger von dem Album, half ihr aus dem Bett und führte sie ins Badezimmer. Ich weiß nicht, warum, aber Momma weigerte sich, BH und Schlüpfer auszuziehen. Ich hatte nicht die Kraft, mit ihr darüber zu streiten, also rieb ich ihr nur mit einem Kosmetiktuch den Schnodder unter der Nase weg und ließ sie in die Wanne sinken. Dann setzte ich mich auf den Klodeckel und las ihr laut aus einem Nancy-Drew-Buch vor.
Als Momma schließlich aufhörte zu weinen, sah sie mich mit geschwollenen, rot geränderten Augen an. »Ist Nancy Drew eine Freundin von dir? Ich kann mich gar nicht an sie erinnern.«
Mir blieb der Mund offen stehen. Ihre Krankheit hatte mich so erschöpft, dass ich schreien wollte. Ich starrte sie an und schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Freunde.«
»Du hast jede Menge Freunde«, sagte sie, hob etwas Badeschaum an und pustete ihn sich von der Hand. »Sie gehen doch hier ein und aus.«
Plötzlich überkam mich eine rasende Wut. Sie war so stark, dass mir die Hände zitterten. Ich nahm den Spiegel neben dem Waschbecken und hielt ihn ihr vor die Nase. »Wie soll ich denn Freunde haben? Guck doch mal, was du aus dir gemacht hast.«
Ihr Mund ging auf, als sie ihr Spiegelbild sah, und eine unaussprechliche Traurigkeit legte sich langsam über ihr Gesicht. Sie wandte sich ab und starrte die Blümchentapete an, als läge das Geheimnis ihres kaputten Lebens hinter einem verblassten Blütenblatt verborgen.
Ich legte den Spiegel beiseite und schämte mich. »Es tut mir leid, Momma. Das habe ich nicht so gemeint.«
Ohne mich anzuschauen, sagte sie: »Deine Nancy Drew ist nur eifersüchtig, weil ich Schönheitskönigin bin und sie nicht.«
Ich senkte den Blick und las weiter.
Als das Badewasser kalt wurde, half ich Momma aus der Wanne, zog ihr Schlüpfer und BH aus und trocknete sie ab. Nachdem ich ihr ein Nachthemd angezogen hatte, ging sie ins Bett und schlief ein, noch bevor ich ihr das Diadem aus dem Haar gefummelt hatte. Irgendwann hatte ich es gelöst, legte es auf den Nachttisch und ging hinunter in die Küche.
Dort füllte ich einen Eimer mit heißem Seifenwasser, schrubbte die Käsemakkaroni vom Herd, dann stellte ich mich auf einen Stuhl und wischte die Küchenschränke ab. Der verbrannte Topf war nicht mehr zu retten, ich warf ihn weg. Nachdem ich alles geputzt hatte, ging ich auf die Knie, griff hinter den Herd und zog den Stecker raus. Ab sofort konnte Momma Sandwiches essen, solange ich nicht zu Hause war und aufpassen konnte.
Ich bemühte mich zwar immer, die schlimmsten Seiten der Krankheit meiner Mutter geheim zu halten, aber an dem Abend konnte ich nicht anders, als zu Mrs Odell zu rennen. Die schrecklichsten Teile erzählte ich ihr nicht, es war mir zu peinlich. Aber sie bekam doch einen Eindruck, was vorgefallen war.
Sie nahm mich in den Arm. »Oh Schatz, deine Mutter ist eine geplagte Seele. Soll ich mit rübergehen und mal sehen, ob ich ihr helfen kann?«
»Sie schläft«, sagte ich mit unterdrückten Tränen.
»Gut. Dann bleibst du hier und isst mit mir Abendbrot.«
Ich war hungrig auf alles, was nur irgendwie normal war, und folgte Mrs Odell in der Küche auf Schritt und Tritt, aber das schien ihr nichts auszumachen. Während sie das Abendessen machte,
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