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Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)

Titel: Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Vagner
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trockene
Erklärung Miriams:
    „Ich bin eine Hagazussa. Und
Hagazussa ist das altgermanische Wort für Hexe!“
    Der Tierarzt kneift schmerzhaft
die Augen zusammen. Doch der Gerstl sagt nur:
    „Aha!“
    Wie, denkt Gravogl, das war
alles? Aha! Weiter nichts?
    Weiter nichts! Die Hagazussa
setzt fort: Sie werde sich die Tiere dann gleich einmal anschauen. Sie arbeite
immer alleine. Niemand dürfe sie bei ihrer Arbeit beobachten oder gar ihre
Methoden kommentieren. Sie werde erst Geld verlangen, wenn sie zu einem Erfolg
gekommen ist.
    Man ist sich einig und die Miriam
ist froh, dass sie diesen Raum wieder verlassen kann. (Dabei fällt ihr ein,
dass der Schutzpatron aller Jäger, der Heilige Hubertus, nach der von ihm
gesehenen Erscheinung eines leuchtenden Rothirschen mit einem Kreuz im Geweih,
angeblich nie wieder zur Jagd gegangen sein soll ...)

3
     
    Zwei Stunden später bereits
streift Miriam um den Hof des Karner Bauern. Der Hof liegt am Rande des Dorfes,
auf einer Anhöhe. Noch weiter oben die Alm, wo das Vieh ab Ende Mai zur Weide
stehen wird. Alles ringsum ist fast unwirklich grün und nass und lebendig. Es
nieselt leicht, doch das stört sie nicht. Ein Traktor knattert irgendwo, eine
kleine dreifärbige Katze huscht vorbei. Miriam umkreist den Hof, die Augen fast
geschlossen, und summt ein einfaches Lied vor sich her. Als sie zum Heuschober
kommt, lugt verschämt ein etwa zehn- oder elfjähriges, hellhaariges Mädchen um
die Ecke. Wahrscheinlich die Tochter des Karner Bauern, denkt Miriam. Sie winkt
dem Mädchen zu, doch es zieht seinen Kopf sofort wieder zurück.
    Dann taucht sie ein in das
fahle Licht der Stallungen. Der Bauer weiß von ihrem Besuch, lässt sie gewähren,
verschwindet bald nach draußen. Sie geht die Stände ab, einen nach den anderen.
Es riecht nach Heu, Stroh und Kuhmist. Myriaden von Fliegen kreisen summend im
Stall umher. Etwa dreißig Milchkühe und ein paar Kälber stehen hier und
zermahlen Gerstenschrot zwischen den Zähnen. Ein angenehm beruhigendes
Geräusch. Miriam versucht zu spüren, was auf diesem Bauernhof schwingt. Kann
sie etwas fühlen? Eine Rinderkrankheit? Doch sie tut sich schwer damit. Irgendetwas
anderes kann sie muten, irgend ein schwerwiegendes Ereignis in der nahen
Zukunft, das alles andere überdeckt, doch keine Rinderseuche.
    Sie öffnet ihren Stoffbeutel,
holt ihren Athame und ein paar andere Gegenstände hervor und legt sie auf ein
am Boden ausgebreitetes weißes Seidentuch. Leise summend schließt sie die
Augen, stellt sich vor, wie sich ihr Körper mit der Erde verbindet. Den Athame
in der ausgestreckten Hand zieht sie jetzt den Schutzkreis rund um sich. Sie
verbeugt sich dann nacheinander in alle Himmelrichtungen und bittet die
Elemente um Beistand.
    Nun entzündet sie die beiden
Kerzen, facht Salvia-Räucherwerk an und schüttet Kräuter aus ein paar
Beutelchen in die bereitgestellte Schale. Dann holt sie etwas Heu und Einstreu
aus den Rinderständen. Mit einem kleinen Mörser zerstößt sie alle Zutaten zu
einem feinen hellgrünen Pulver, während sie leise ein Lied vor sich her summt.
    Im Stall ist es einstweilen,
bis auf das ewige Fliegengesummsel, ganz still geworden. Die Kühe haben ihre
Gerste gefressen und lauschen ruhig dem, was die Hagazussa da vor sich
hinmurmelt. Sie füllt die zerstoßenen Kräuter in ein Säckchen. Endlich dankt
sie den Elementen und löst mit dem Athame den Schutzkreis wieder auf.
    Draußen findet sie den Bauern
an seinem Traktor herum schrauben. Sie drückt ihm das Säckchen in die Hand und
weist ihn an, es heute Abend den Kühen in die Gerste zu streuen. Der Karner
Bauer nimmt das Säckel mit seinen klobigen, zerschundenen Fingern und steckt es
wie einen bedeutungslosen Fetzen in die Brusttasche seines karierten Hemds. Mit
zusammengekniffenen Augen schaut er an Miriam vorbei, als er mit dem Kopf nickt
und ein fast unhörbares „Geht in Ordnung“ murmelt.
    Während Miriam zurück zu ihrem
Zigeunerwagen wandert, muss sie über diese merkwürdige Ahnung nachdenken. Ein
Ereignis, das den Hof des Karner heimsuchen wird. Doch bleibt diese Ahnung ein
diffuses Gefühl.

 
4
     
    Die Tage ziehen dahin. Der
Bürgermeister Gerstl hat Miriam erlaubt, ihren Zigeunerwagen für die nächsten
Tage auf einer seiner Futterwiesen abzustellen. Etwas abseits vom Ort
natürlich. Die Hagazussa hat es sich hier für die nächsten paar Wochen mit ihren
beiden Katzen und dem Schäferhund Lila häuslich eingerichtet. Mit Lila
durchstreift sie die

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