Die Freifliegerin Ein Hexenthriller (German Edition)
Wälder dieser Gegend, sammelt Kräuter und Mineralien.
Als sie zurück kommt, steht da
einer der Dorfpolizisten vor ihrem Wagen. Ein nicht sehr angenehm aussehender, ernster
Typ mit Schnauzbart, wie man ihn heute kaum mehr trägt. Er fragt Miriam, ob sie
eine Genehmigung habe, hier zu campieren. Sie antwortet, dass sie hier nicht
campiere, sondern lediglich in ihrem Wohnwagen übernachte, und dass sie vom
Bürgermeister höchstpersönlich die Erlaubnis dafür habe.
Der Polizist umkreist ihren
alten Zigeunerwagen zwei oder drei Mal, beugt sich auch unter den Wagen, schaut
durch die Fenster hinein. Dann verlangt er die Zulassungen für den Wohnwagen
und für den Cherokee. Sorgfältig kontrolliert er die Papiere. Mit einer sehr
langsamen Bewegung reicht er Miriam die Zulassungen schließlich wieder zurück.
Als sie zugreifen will, zieht er sie nochmals an sich und schaut sich erneut
die Daten an. Danach das volle Programm:
„Führerschein?“
„Verbandszeug?“
„Pannendreieck?“
„Pannenweste?“
und - sie kann es kaum fassen!:
„Hundemarke?“
Miriam kann sich nur mit Mühe
zurückhalten. Seine langsamen Bewegungen und die Art, wie er sie anspricht und
was er alles kontrolliert, sind die reinste Provokation! Er scheint nur auf
eine dumme Reaktion oder ein unüberlegtes Wort ihrerseits zu warten. Doch sie
beherrscht sich, hat begriffen, dass es jetzt gilt, den Mund zu halten und
alles zu tun, wozu er sie kraft seines Amtes auffordern darf.
Endlich zieht er dann
übergangslos und ohne zu grüßen ab. Miriam stößt die angehaltene Luft raus und
steigt in ihren Wohnwagen.
Verflucht, ist das ein
unangenehmer Typ!
Sie telefoniert gerade mit
Sonja, als Gerstls Traktor herantackert. Erst als er neben dem Zigeunerwagen
zum Stehen kommt und Lila zu bellen beginnt, bemerkt sie ihn. Sie sagt Sonja,
dass sie später noch einmal bei ihr anrufen werde und legt auf. Der
Bürgermeister indessen strahlt sie an:
„Gravogl hat mir gerade gesagt,
dass die Kühe keine Symptome mehr zeigen!“, schreit er, ohne den knatternden Motor
des Traktors abzuschalten.
„Das ist sehr erfreulich!“,
schreit die Hagazussa zurück.
Der Gravogl werde in den
nächsten Tagen noch mehrmals die betroffenen Kühe untersuchen. Wenn keine
Symptome mehr auftreten, hätten sie Erfolg gehabt. Sie unterhalten sich noch
eine Weile auf diese Art schreiend miteinander, und Miriam wundert sich nur,
dass die meisten Bauern, die sie bisher kennengelernt hat, nie den Motor ihres
Traktors abschalten, wenn sie unterwegs auf jemanden treffen, mit dem sie sich
unterhalten.
„Wer ist denn eigentlich dieser
Dorfpolizist?“
„Sagen Sie das ja nicht laut!“,
lacht der Gerstl. „Dorfpolizist! Das hört der bestimmt nicht gern. Das ist der
Bruder vom Karner Bauern.“
„Das ist doch der Bauer, auf
dessen Hof ...“
„Richtig, dort haben Sie die
Kühe behandelt!“
Jetzt stellt der Gerstl doch
den Motor ab und springt vom Traktor herunter.
„Ganz im Vertrauen“, sagt er
dann leise, „die Karner Brüder sind beide ein bisschen seltsam. Der Alois, Ihr
so genannter Dorfpolizist, ist noch verschrobener als der Johann, sein Bruder.
Wir Dirnitzer wissen ihn halt zu nehmen. Fremden gegenüber ist er aber ein
bisschen, na sagen wir einmal, unbequem.“
„Und das ist noch
untertrieben!“, ergänzt die Hagazussa leicht empört.
Der Gerstl lacht, während er
sich wieder auf seinen Traktor schwingt, den Motor anwirft und sich
verabschiedet.
So, so. Die Tiere scheinen also
bereits wieder geheilt zu sein! Doch die Hagazussa ist noch nicht ganz
zufrieden. Zu schnell geht ihr das alles. Und sie fragt sich, ob es da wirklich
etwas zu heilen gab. Sind die Tiere überhaupt krank gewesen? Sie spürte nichts
davon, als sie vor ein paar Tagen ihr Ritual vollzog. Nur diese merkwürdige
Ahnung eines kommenden Ereignisses, von dem sie nicht mehr weiß, als dass es
schwerwiegend sein wird. Der Tierarzt hat ja wohlweislich keinen Antikörpertest
gemacht, um nicht die Existenz der ganzen Gemeinde zu gefährden. Und was ist
denn das auch schon für eine Krankheit, die harmlos verläuft und ohne jeden
Schaden abklingt? Ein bisschen leichtes Fieber! Doch da ist ja auch noch die
Angst der Menschen vor einer möglichen Mutation des Erregers und ein
Überspringen auf die menschliche Spezies als Wirten.
Wegen dieser vagen Angst sollen
viele Tausend Tiere sterben und viele Bauern in ihrer Existenz gefährdet
werden!
Woher kommt diese Angst?, fragt
sie sich. Es ist doch
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