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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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war gegangen, um Pizza zu besorgen. Sie alle hatten eine lange Nacht vor sich, denn es waren ja noch die Mitarbeiter der Station zu befragen. Karen hatte versprochen, ihnen gleich im Anschluss an Lightfoots Meditationsrunde ihre MC s einzeln ins Klassenzimmer zu schicken. Vorausgesetzt, es blieb ruhig auf der Station. Nach dem Tohuwabohu vor zehn Minuten war D. D. nicht allzu optimistisch.
    Wenn Lightfoot seine Sache nicht gut machte, standen die Chancen für einen zügigen Ablauf eher schlecht.
    Lightfoot fing an zu schwitzen. D. D. sah, dass sich auf seiner Oberlippe kleine Schweißperlen bildeten. Während er die anderen aufforderte, langsam und gleichmäßig Luft zu holen, schien er selbst nur ganz flach zu atmen. Eine seiner Hände, die auf den Knien lagen, zitterte leicht.
    Strengten ihn seine Bemühungen, negative Energien abzuwehren und im Dunkeln Licht zu finden, so sehr an?
    Gütiger Himmel, dachte D. D., als sie sich dabei ertappte, in Lightfoots Begriffe zu verfallen.
    «Ich will, dass Sie alle Spannung abbauen», sagte Lightfoot mit angestrengt klingender Stimme. Karen blinzelte und runzelte die Stirn.
    «Konzentrieren Sie sich auf Ihre Zehen und auf all die kleinen Muskeln im Mittelfuß, die noch verspannt sind, so verspannt, dass sich die Zehen in den Teppich krallen. Lösen Sie jetzt diese Spannung, lassen Sie davon ab. Sie können spüren, wie sich die Zehen wie von selbst heben und die Füße ganz locker auf dem Boden liegen. Sie sind weich und anschmiegsam, werden warm von den Fersen bis zu den Zehen. Eine weiße Glut breitet sich darin aus. Konzentrieren Sie sich darauf. Sie steigt auf über Fußgelenke und Waden bis in die Kniebeugen.»
    Das weiße Licht hatte weite Strecken zurückzulegen. Zahllose Muskeln wurden gebeten, sich zu entspannen. Eine Menge Körperteile mussten sich von Glut durchdringen lassen. D. D. stellte fest, dass etliche Mitarbeiter konzentriert bei der Sache waren. Sogar Danielle wirkte erfrischt; ihre Stirn glättete sich, und die schlanken Handgelenke lagen locker auf den Knien.
    Lightfoot dagegen sah schrecklich aus. Er schwitzte jetzt so stark, dass sein blassgelbes Armani-Hemd dunkle Flecken bekam. Während die anderen mit geschlossenen Augen in ihre Muskulatur hineinhorchten, nippte er immer wieder heimlich an seinem Eistee. Als die Gruppe auf seinen Rat hin der Befindlichkeit von Mägen und sonstigen Organen nachspürte, war die Flasche schon fast leer. D. D. machte sich um den Heiler ernstlich Sorgen und überlegte, ob es angebracht wäre, die Meditation für eine Weile zu unterbrechen. Oder würde ihr Zwischenruf die ganze Sache verderben so wie ein Pager das Liebesspiel?
    Von ihr beobachtet, verzog Lightfoot nun das Gesicht und strich sich über die Brust. Seine linke Schulter fing seltsam zu zucken an. Wieder griff er zur Flasche und kniff die Augen zu. Aber gleich darauf schien er sich wieder gefangen zu haben.
    «Konzentrieren Sie sich auf das Licht», sagte er. «Den warmen Glanz des Lichtes und der Liebe. Er breitet sich in der Brust aus und füllt die Lungen. Öffnen Sie ihm auch die Kammern Ihrer Herzen. Lassen Sie die Liebe einströmen. Sie fließt in Ihren Adern und verdrängt alle Negativität. Ihre Glieder werden schwerelos. Licht ist Liebe. Liebe ist Licht. Sie sind davon durchtränkt, spüren es in der Brust schlagen, unter der Haut pulsieren. Ihre Arme möchten sich heben. Liebe und Freude lassen Sie schweben und alle Schwerkraft von Ihnen abfallen.»
    Tatsächlich gingen bei manchen die Arme in die Höhe. Nicht so bei Danielle, wie D. D. bemerkte. Auch nicht bei Karen. Die Stationsleiterin hatte sich von der Meditation verabschiedet und studierte Lightfoot.
    «Wärme», intonierte er. «Liebe. Licht. Wärme. Freude. Mir ist bewusst, dass ich für alle Vorgänge in meinem Körper verantwortlich bin. Ich vergebe mir meine Sünden. Ich vergebe anderen. Ich bin ein Lichtwesen und appelliere an das Licht und die Liebe in diesem Raum –» Plötzlich verkrampfte sich sein Gesicht. Ein Spasmus zog ihm die Lippen über die Zähne zurück. Aber auch diesen nervösen Anfall hatte er schnell unter Kontrolle. «Mir liegt die Liebe meiner Freunde, Gefährten und Kollegen am Herzen –» Er geriet ins Stocken. Jetzt zuckten beide Schultern. Sein linker Arm schnellte in die Höhe. Dann traten seine Augen hervor. Er gab ein gequältes Winseln von sich und schirmte mit einer Hand das Gesicht ab, anscheinend geblendet von der Neonbeleuchtung unter der

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