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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Hause Hause.»
    Der Junge sprang auf und stürzte zur Tür. Mit ausgebreiteten Armen versperrte ich ihm den Weg. Er prallte wie ein Gummiball von mir ab, und anstatt einen zweiten Anlauf zu nehmen, lief er zur nächsten Wand und schlug den Kopf gegen den Gipskarton.
«Ahhhhahhhhahhhhahhhhahhhh»,
brüllte er frustriert.
    «Benadryl?», flüsterte ich Greg zu.
    Er schüttelte den Kopf. «Könnte in seinem Fall das Gegenteil bewirken. Versuchen wir’s lieber mit Ativan.»
    Ich eilte los, während Greg mit fester Stimme weiter auf den Jungen einredete: «Evan. Hör mir zu, mein Kumpel. Sieh mich an. Evan …»
    Als ich zurückkehrte, blutete der Junge aus einer Platzwunde auf der Stirn. Greg versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen, indem er ihm sein Handy unter die Nase hielt. «Evan, schau. Wir werden jetzt deine Mutter anrufen. Ihr sagen, dass alles in Ordnung ist. Okay? Sieh mich an, Evan. Schau her.» Greg wählte eine Nummer. Evan hörte kurz auf, mit dem Kopf vor die Wand zu schlagen, und warf einen Blick über die Schulter zurück. Vor Anstrengung zitterte er am ganzen Körper. Seine blutunterlaufenen Augen waren glasig, die Wangen bleich und die Hände zu Fäusten geballt. Die meisten unserer Kinder brauchten Tage, um sich von einem solchen Anfall wieder zu erholen. Evan aber schien bereit für Runde zwei.
    Ich konnte es wieder spüren: einen kühlen Hauch, wie wenn sich eine dunkle Wolke vor die Sonne geschoben hätte. Ich wünschte, ich wäre an diesem Abend nicht auf der Station erschienen. Irgendetwas stimmte nicht. Es war noch schlimmer als vergangene Nacht, als wir Lucy aufgeknüpft in der Radiologie vorgefunden hatten.
    Greg hielt sich sein Handy ans Ohr. «Ich würde gern mit Victoria Oliver sprechen», sagte er.
    Evan fing mit wilden Gebärden und irrem Blick zu tanzen an. Blut tropfte ihm von der Nase auf das blau gestreifte Hemd. «Mommy, Mommy, Mommy, Mommy.»
    «Nimm deine Medizin», forderte Greg den Jungen auf. Aus dem Handy tönte in diesem Moment eine blecherne Frauenstimme. «Victoria?»
    «Hallo?»
    «Deine Medizin, Evan.»
    Der Junge wirbelte herum und rannte mich fast um. Ich reichte ihm den Pappbecher. Er schluckte die Pille, tanzte weiter und starrte dabei auf Gregs Handy.
    «Victoria», wiederholte der. «Hier Greg. Ich bin bei Evan und dachte … Er will wissen, wie es Ihnen geht. Und vielleicht freut es Sie ja auch zu hören, dass mit ihm alles in Ordnung ist.»
    Ich konnte die Antwort nicht hören. Evan wirbelte umher, ein Derwisch mit blonden Haaren, blauem Hemd und blutverschmiertem Gesicht.
    Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken …
    «Wir sind hier im achten Stock», sagte Greg. «Ja, eine geschlossene Station. Für akute Notfälle. Machen Sie sich keine Sorgen, Vic. Ihr Sohn ist gut bei uns aufgehoben.»
    Vic? Und wieso wusste er, wo Evans Mutter zu erreichen war? Oder dass sie seinen Anruf entgegennehmen konnte? Unabhängig davon war es nicht besonders schlau, mit der Mutter eines Kindes Kontakt aufzunehmen, die von diesem gerade lebensgefährlich verletzt worden war. Es sei denn, er wusste, dass sie für ein Gespräch bereit und stabil genug war …
    Mich fröstelte so sehr, dass ich zu zittern anfing.
    Greg sagte: «Wollen Sie mit ihm sprechen? Nur ganz kurz. Er ist gerade in einer etwas schwierigen Verfassung … Nein, Sie müssen jetzt an sich denken. Wir kümmern uns um ihn. Victoria … Vic … Vertrauen Sie mir. Für Ihren Sohn ist es jetzt am wichtigsten, dass Sie wieder auf die Beine kommen.»
    «Mommy, Mommy, Mommy, Mommy», heulte Evan und zappelte in einem fort.
    Greg reichte ihm das Handy. «Ein Satz, Evan. Hier, du kannst die Stimme deiner Mutter hören. Es geht ihr gut. Sag ihr, dass es auch dir gutgeht.»
    Evan schnappte sich das Handy und drückte es ans Ohr. Sein Gesicht strahlte erleichtert auf, als er seine Mutter hörte. Er entspannte sich und setzte wieder den ganzen Fuß auf.
    Plötzlich, ehe Greg einschreiten und ihm das Handy entreißen konnte, knurrte Evan: «Das nächste Mal bist du dran. Das nächste Mal reiß ich dir das VERDAMMTE HERZ AUS DEM LEIB .»
    Der Junge schleuderte das Handy auf den Boden, warf sich vor die Wand und schlug mit dem Kopf dagegen.
    «Oh, Evan», stöhnte Greg erschöpft.
    Ich rannte los, um mehr Ativan zu holen.

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    32 . Kapitel
    Victoria
     
    Klopf-klopf.
    Wer da?
    Evan.
    Evan wer?
    Evan, der kleine Junge, der dich liebt.
    Klopf-klopf.
    Wer da?
    Evan.
    Evan wer?
    Evan, der kleine Junge,

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