Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)
Einzelteile zerfallen, so dass
die Botschaft vervielfältigt wurde.“ Er stockte und setzte sich aufrecht, als
ihm das Ausmaß dieses Opfers zu Bewusstsein kam. „Wie viele haben … jede explodierende Säule, die ich gesehen habe, war ein sterbender Ahne?“
„Ja“, bestätigte Dschinn.
„Aber das ganze Meer war voll von
… das ist furchtbar.“
„Nicht unbedingt.“ Sie schüttelte
den Kopf und streichelte nachdenklich durch Serails Haar. „Selbstmord ist
normal für einen Ahnen. Es ist ein natürlicher Teil unseres Lebenszyklus. Der
einzige Unterschied ist, dass diese Wandler ihr Leben nicht für ihre Nachkommen
aufgegeben haben, sondern für mich. Genauer gesagt, für meine Zukunftsvision.
Sie glauben gemeinsam mit mir, dass wir eine Symbiose mit den Menschen eingehen
können. Dass die Bewohner eurer Arche bereit sind, friedlich mit uns
zusammenzuleben. Dass ihr uns die Gen-Muster des Planeten Erde zur Verfügung stellen
werdet. Und dass ihr uns helft, die Jagd zu beenden.“ Bei den letzten Worten
waren Dschinns Fingernägel zu Krallen geworden, die eine Schramme auf Serails
Stirn hinterließen.
„Autsch“, protestierte er. „Pass
gefälligst auf, wenn du Bladerunner rauslässt.“
„Tut mir leid“, sagte sie und
leckte ihm die Blutstropfen von der Stirn. Ihr Mund streifte sanft über seine
Haut.
Er war schnell wieder versöhnt.
„Hmm, hör nicht damit auf.“
Die Lippen wanderten sein Gesicht
hinunter, die Zungenspitze spielte über seine rechte Wange, grub sich in seinen
Mundwinkel. Lazarus räusperte sich laut und vernehmlich.
Serail grummelte, aber er setzte
sich aufrecht hin und schob Dschinns Gesicht fort. Um auf andere Gedanken zu
kommen, warf er einen Blick auf die Gestaltwandler.
Sie füllten inzwischen einen
großen Teil des Shuttle-Decks. Um Stauraum zu schaffen, hatten sie sich in
würfelförmige Käfer verwandelt und gestapelt. Er war überrascht, dass alle die
gleiche Form angenommen hatten. Unter Wasser hatte kaum ein Tier dem anderen
geglichen, und diese Vielfalt hatte eher zum starken Individualismus der
Dschinns gepasst. „Sie haben sich abgestimmt“, stellte er mit einem
Stirnrunzeln fest. „Sie arbeiten zusammen.“
Ex-Kapitän Lazarus trommelte mit
den Fingern auf die Sessellehne. „Das war doch zu erwarten“, sagte er
missgelaunt. „Schließlich besitzen sie alle Caravans Erinnerungen, also haben
sie gelernt, wie man als Gruppe agiert. Intelligentes Teamwork war bisher ein
menschliches Talent, aber jetzt können die Wandler das auch. Mit anderen
Worten, wir haben gerade unseren größten strategischen Vorteil verloren.“
„Stimmt“, murmelte Dschinn und
blickte belustigt zu ihm hoch. „Nehmen Sie uns trotzdem zur Arche mit?“
Lazarus schnaubte. „Was bleibt mir
anderes übrig? Schließlich könnten Sie mich mit ein paar Raubtierbissen verspeisen
und das Shuttle selber fliegen.“
„Sie wissen genau, dass ich so
etwas nicht tun würde.“
„Ja, das weiß ich wohl“, seufzte
er. Der Ex-Kapitän stand auf, ging ins Cockpit und drückte verschiedene Knöpfe.
Die Maschinengeräusche wurden lauter, der Flieger vibrierte. Bevor sich Lazarus
in den Pilotensessel setzte, warf er einen letzten Blick über die Schulter
zurück auf seine außerirdische Fracht: tausend Käfer und ein unschuldig
dreinblickendes Mädchen. „Ich hoffe wirklich, dass ich das nicht bereuen
werde“, sagte er, als er in Richtung Arche startete.
Es waren zehn Tage vergangen, und die
Arche machte ihrem Namen inzwischen alle Ehre.
Randori schaute fast ungläubig in
die Runde, als sie in die mit Tieren gefüllte Montagehalle trat. Hier wurden
normalerweise Dinge zusammengesetzt, die wegen ihrer Größe nicht in einem Stück
vom Recycler geliefert werden konnten. Jetzt war die Halle das Übergangsquartier
der Dschinns. Viele hatten irdische Formen angenommen. Ein Königsfischer flog
dicht an Randoris Kopf vorbei und landete bei einer Kolonie Fledermäuse, die an
den Deckenstreben hing. Der Vogel ließ sich kopfüber von dem Metallbalken baumeln
und begann sich mit seinem Nachbarn zu unterhalten.
„Entschuldigung“, sagte die
Kapitänin laut, „ist Patchwork hier irgendwo?“
Sie hörte ein Flügelsurren hinter
sich, und als sie sich umdrehte, stand dort ein zigeunerhafter Mann mit schwarzer
Lockenmähne. In seinen Augen tanzten goldene Pünktchen. „Wo sollte ich sonst
sein?“
„Keine Ahnung“, konterte sie. „In
letzter Zeit bekomme ich merkwürdige Berichte über
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