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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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stimmt. Ich kenne all ihre Geheimnisse. Ich wäre
sehr
gut, und kontrovers. Und ich hätte keinerlei Probleme damit, jemanden Hurensohn zu nennen.»
    «Herzlichen Dank», sagte Tania trocken. «Wir werden auf dich zurückkommen, wenn du zwölf bist.»
    «Ich bin sechzehn!»
    «Sag ihr einfach, dass ich angerufen hab. Einen schönen Abend noch.»
    Jane grinste. Das war alles Eirions Schuld. Seinetwegen fühlte sie sich so richtig cool.
    In der Stille des Spülküchenbüros klingelte das Telefon noch einmal.
    «Jane?»
    «Mom. Hey, rate mal, w–»
    «Hör zu, Schatz», sagte Mom. «Ich hab schlechte Nachrichten.»

3
So geliebt zu werden
    «Und   … wie lange bleibst du noch dort?»
    «Ich weiß es nicht, Schatz. Wir sind mit Gomers Landrover hergekommen. Es musste alles so schnell gehen.»
    «Aber sie war doch nie krank», sagte Jane, «wirklich
nie
.» Die Stimme ihres Kindes klang plötzlich hoch und heiser. «Man kann sich echt auf überhaupt nichts verlassen. Auch
du
nicht.»
    Merrily seufzte. Alle dachten, sie könnte irgendwelche Strippen ziehen. Der Bungalow von Gomer und Minnie war für Jane ein zweites Zuhause geworden und Minnie so etwas wie eine Adoptiv-Großmutter.
    «Spatz, ich muss los. Ich bin in der Telefonzelle auf dem Flur und hab kein Kleingeld mehr. Sobald ich was weiß   …»
    «Sie ist noch nicht mal besonders alt. Knapp über sechzig   … was ist das denn schon? Heutzutage muss doch niemand   –»
    Jane unterbrach sich. Vielleicht war ihr eingefallen, wie jung ihr eigener Vater gewesen war, als sein Lebensfaden an jenem Abend auf der Autobahn einfach abgeschnitten wurde. Aber das war etwas anderes. Seine Freundin war mit im Auto gewesen, und wenn es nach Jane ging, hatte das Schicksal seine Hände im Spiel gehabt.
    «Minnie ist stark. Sie wird kämpfen», sagte Merrily.
    «Aber sie wird nicht gewinnen, das höre ich an deiner Stimme. Wo ist Gomer?»
    «Wieder reingegangen, er wollte bei ihr sein.»
    «Wie nimmt er es auf?»
    «Na ja, du kennst ja Gomer. Als Besucher im Krankenhaus ist er nicht gerade die Idealbesetzung.»
    Seit Gomer im Ruhestand war, pflegte er den Friedhof, säuberte die Straßengräben und achtete auf Merrily, wenn Onkel Ted als ältestes Mitglied des Kirchenvorstands hinter ihrem Rückenintrigierte. Und er träumte von der guten alten Zeit – der Zeit von Gomer Parrys Landwirtschaftsdiensten.
    «Er wird alles kurz und klein schlagen, wenn sie sie sterben lassen», pflichtete Jane ihr düster bei. Und meinte damit, dass sie dann selbst am liebsten etwas kurz und klein schlagen würde, vermutlich die Kirche.
     
    Wie viele Stunden waren sie schon hier? Krankenhäuser erzeugten ihre eigenen Zeitzonen. Merrily hängte den Hörer ein und wandte sich wieder dem schlecht beleuchteten Gang zu, in dem es plötzlich vor Menschen nur so wimmelte: Besuchszeit. Sie hatte einmal vom Fegefeuer geträumt, und es war wie ein großes Krankenhaus gewesen, ein hell erleuchtetes Brueghel-artiges Krankenhaus, die Patienten alle hilflos im Operationshemd, mit herumwuselnden Angestellten, die den Hexenkessel in der Mitte fütterten, aus dem die Angst herausdampfte.
    «Merrily?»
    Eine Krankenschwester löste sich aus einem Trio und kam zu ihr herüber.
    «Eileen? Ich dachte, du wärst in dem andern Gebäude.»
    «Jeder ist mal hier, mal da. Am Ende sind wir sowieso alle in einem Gebäude, falls sie die neue Klinik jemals fertig kriegen, das wird vielleicht beschissen   …» Eileen Cullen hob mit ausgestrecktem Zeigefinger Merrilys Haare von der Schulter. «Sie tragen Ihren Priesterkragen nicht, Frau Pfarrer. – Hast du dem alten Kumpel den Laufpass gegeben, oder was?»
    «Nein, wir sind noch zusammen», sagte Merrily. «Und es ist immer noch eine richtig heiße Affäre.»
    «Das ist ja ekelhaft.»
    «Ich hatte es nur unheimlich eilig, als ich aus dem Haus gegangen bin.» Merrily sah Gomer aus der Station kommen, er kaute auf einer unangezündeten Zigarette herum.
    «Ich bin mit einem Freund hier. Seine Frau hatte einen schweren Herzinfarkt – ganz unerwartet. Sag ja nichts Zynisches zu ihm!»
    «Wie heißt er?» Schwester Cullen war kurzhaarig und hager und behauptete, Ulster verlassen zu haben, um ‹der verdammten Religion› zu entkommen.
    «Gomer. Gomer Parry.»
    «Na, Mr.   Parry», sagte Cullen forsch, als Gomer, der hinter seinen dicken Brillengläsern benommen blinzelte, näher kam. «Sie sehen mir aus, als bräuchten Sie einen Tee – mit Schuss, damit er nicht nach

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