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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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– »Aber ich müßte doch wissen, wen Eure Majestät beklagt?«»Oh! armer Chicot, wo bist du?« – Epernon stand ganz gereizt auf.
    »Nun, was machst du?« fragte der König. – »Es scheint, Sire, Eure Majestät ist heute bei Gedächtnis; doch in der Tat, das bringt nicht jedem Glück.«
    »Und warum dies?« – »Weil mich Eure Majestät, vielleicht, ohne es zu überlegen, mit Herrn Chicot vergleicht, und weil ich mich durch diesen Vergleich sehr wenig geschmeichelt fühle.«
    »Du hast unrecht, Epernon. Ich kann mit Chicot nur einen Menschen vergleichen, den ich liebe, und der mich liebt. Er war ein gediegener und geistreicher Diener.« – »Ich denke, nicht damit ich Meister Chicot gleiche, hat mich Eure Majestät zum Pair und Herzog gemacht.«
    »Still, erheben wir keine Gegenbeschuldigung,« sagte der König mit einem so boshaften Lächeln, daß der Gaskogner, so fein und unverschämt er zugleich war, sich unbehaglicher vor diesem schweigenden Sarkasmus fühlte, als er es bei offenem Vorwurf gewesen wäre. »Chicot liebte mich, und er fehlt mir, das ist alles, was ich sagen kann,« fuhr Heinrich fort. »Oh! wenn ich bedenke, daß an demselben Platz, wo du bist, alle diese jungen, schönen, braven und treuen Leute vorübergegangen sind, daß auf dem Lehnstuhl, auf den du deinen Hut gelegt hast, Chicot mehr als hundertmal eingeschlafen ist.« – »Das war vielleicht sehr geistreich, jedenfalls aber sehr wenig ehrfurchtsvoll.«
    »Ach! dieser teure Freund hat heute nicht mehr Geist als Körper.« Und der König schüttelte traurig seinen Rosenkranz von Totenköpfen, der ein so düsteres Geklapper hören ließ, als ob er von wirklichen Gebeinen gemacht wäre. – »Was ist denn aus Eurem Chicot geworden?«
    »Er ist tot, tot wie alles, was mich geliebt hat.« – »Nun, Sire,« sagte der Herzog, »ich glaube in der Tat, er hat wohl daran getan, daß er gestorben ist; er alterte, viel weniger indessen, als seine Späße, und man hat mir gesagt, die Nüchternheit sei nicht seine Lieblingstugendgewesen. An was ist denn der arme Teufel gestorben, Sire, an der Unverdaulichkeit?«
    »Chicot ist vor Kummer gestorben, schlechtes Herz,« erwiderte bitter der König, – »Er hätte Euch zum letzten Male lachen machen sollen.«
    »Du täuschest dich; er wollte mich nicht einmal durch die Ankündigung seiner Krankheit betrüben; weil er wußte, wie sehr ich meine Freunde betraure, er, der mich so oft weinen sah.« – »Dann ist sein Schatten zurückgekehrt.«
    »Gefiele es Gott, daß ich ihn wiedersehen würde, selbst im Schatten. Nein, sein bester Freund, der würdige Prior Gorenflot, hat mir diese Kunde mitgeteilt.« – »Gorenflot, wer ist dies?«
    »Ein frommer Mann, den ich zum Prior der Jakobiner gemacht habe; er bewohnt das schöne Kloster vor der Porte Saint-Antoine, bei Bel-Esbat.« – »Sehr gut! irgendein schlechter Prediger, dem Eure Majestät eine Priorei von dreißigtausend Livres gegeben haben wird, ohne daß sie es wagt, ihm das Empfangene vorzurücken.«
    »Willst du nun gottlos werden?« – »Wenn dies Eurer Majestät die Langeweile vertreiben könnte, würde ich es versuchen.«
    »Willst du wohl schweigen, Herzog; du beleidigst Gott.« – »Chicot war sehr gottlos, und mir scheint, ihm verzieh man.«
    »Chicot kam in einer Zeit, wo ich noch über etwas lachen konnte.« – »Dann hat Eure Majestät unrecht, seinen Verlust zu beklagen.«
    »Warum?« – »Wenn sie über nichts mehr lachen kann, so würde ihr Chicot, so heiter er auch war, keine große Unterstützung gewähren.«
    »Dieser Mann war zu allem gut, und ich beklage seinen Verlust nicht allein wegen seines Witzes.« – »Und warum sonst? Ich denke, nicht seines Gesichtes wegen, denn er war sehr häßlich, dieser Herr Chicot.«»Er erteilte weise Ratschläge.« – »Ah! ich sehe wohl, wenn er noch lebte, würde Eure Majestät einen Siegelbewahrer aus ihm machen, wie sie aus diesem Kuttenmann einen Prior gemacht hat.«
    »Still, Herzog, ich bitte Euch, spottet nicht über die, die mir Zuneigung bewiesen haben, und denen ich zugetan war. Seitdem Chicot gestorben, ist er mir heilig, wie ein ernster Freund, und wenn ich nicht Lust habe zu lachen, soll niemand lachen.« – »Es sei, Sire, ich habe so wenig Lust, zu lachen, als Eure Majestät. Noch soeben beklagtet Ihr den Verlust Chicots wegen seiner guten Laune; soeben verlangtet Ihr von mir, daß ich Euch aufheitere, während Ihr nun wünscht, daß ich Euch traurig mache....

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