Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
Vom Netzwerk:
Parfandious! ... Oh! verzeiht, Sire, dieser verdammte Fluch entschlüpft mir immer.«
    »Gut, gut, nun bin ich abgekühlt; nun bin ich auf dem Punkte, wo du mich haben wolltest, als du das Gespräch mit so düsteren Redensarten begannst. Sage mir nun deine schlimmen Nachrichten, Epernon; bei dem König findet sich immer die Kraft eines Mannes.« – »Ich bezweifle es nicht, Sire.«
    »Und das ist ein Glück, denn schlecht bewacht, wie ich bin, wäre ich, wenn ich mich selbst nicht bewachte, zehnmal des Tages gestorben.« – »Was gewissen Leuten, die ich kenne, nicht mißfallen würde.«
    »Gegen diese habe ich die Hellebarden meiner Schweizer, Herzog.« – »Das nützt nicht viel, wenn es gilt, aus der Ferne zu treffen.«
    »Gegen die, die man aus der Ferne treffen muß, habe ich die Musketen meiner Schützen.« – »Das ist unbequem, will man von nahem treffen; um eine königliche Brust zu beschützen, taugen mehr als Hellebarden und Musketen gute Brüste.«
    »Ach, das hatte ich einst, und in diesen Brüsten edle Herzen; nie hätte man mich erreicht zur Zeit der lebendigen Wälle, wie man Quelus, Schomberg, Saint-Luc,Maugiron und Saint-Megrin nannte.« – »Das ist es also, was Eure Majestät beklagt?«
    »Ich beklage die Herzen, die vor allem in der Brust dieser Männer schlugen.« – »Sire, wenn ich es wagte, würde ich Eurer Majestät bemerken, daß ich Gaskogner, das heißt vorsichtig und gewandt bin; daß ich durch den Geist die Eigenschaften zu ersetzen suche, die mir die Natur versagt hat, mit einem Wort, daß ich alles tue, was ich kann, das heißt alles, was ich soll, und daß ich folglich mit Recht sagen kann: Komme, was da will.«
    »Ah! so ziehst du dich heraus; du trittst ein und nimmst den Mund sehr voll mit wahren oder falschen Gefahren, denen ich preisgegeben sein soll, und wenn es dir gelungen ist, mich zu erschrecken, so faßt du dich in den Worten zusammen: Komme, was da will. Sehr verbunden, Herzog.« – »Eure Majestät will also ein wenig an diese Gefahren glauben?«
    »Es sei. Ich werde daran glauben, wenn du mir beweist, daß du sie bekämpfen kannst.« – »Ich glaube, daß ich es kann.«
    »Du kannst es?« – »Ja, Sire.«
    »Ich weiß wohl, du hast Mittel – deine kleinen Mittel, – du Fuchs.« – »Nicht so klein.«
    »Laß hören.« – »Will Eure Majestät die Gnade haben, aufzustehen?«
    »Wozu?« – »Um mit mir zu den alten Gebäuden des Louvre zu kommen.«
    »Zu dieser Stunde?« – »Es schlägt soeben zehn Uhr im Glockenturme des Louvre; mir scheint, das ist nicht so spät.«
    »Was werde ich in diesen Gebäuden sehen?« – »Ah! bei Gott! wenn ich es Euch sage, so ist dies das Mittel, das Ihr nicht kennt.«
    »Das ist sehr fern von hier, Herzog.« – »Durch die Galerien geht man in fünf Minuten dahin, Sire.«
    »Epernon, Epernon!« – »Nun, Sire?«
    »Wenn das, was du mich sehen lassen willst, nicht sehr interessant ist, so nimm dich in acht.« – »Sire, ich stehe Euch dafür, daß es interessant sein wird.«
    »Vorwärts,« sagte der König, indem er sich mit einer gewissen Anstrengung erhob.
    Der Herzog nahm seinen Mantel und reichte dem König seinen Degen; dann ergriff er eine Wachsfackel und schritt in der Galerie Seiner Allerchristlichsten Majestät voran, die ihm mit schleppendem Gange folgte.

Das Schlafgemach.
    Obgleich es erst zehn Uhr war, herrschte doch schon eine Todesstille im Louvre; kaum hörte man, so wütend wehte der Wind, den schweren Tritt der Schildwachen und das Knarren der Zugbrücken.
    Die nächtlichen Wanderer gelangten wirklich in weniger als fünf Minuten zu den gesuchten Räumen. Der Herzog zog einen Schlüssel aus seiner Tasche, stieg einige Stufen hinab, durchschritt einen kleinen Hof und öffnete eine gewölbte Tür, die halb von Brombeerstauden und langem Gras versperrt war. Er folgte ungefähr zehn Schritte einem dunkeln Weg, an dessen Ende er sich in einem inneren Hof befand; hier war in einer Ecke eine steinerne Treppe bemerkbar, die in ein weites Zimmer oder vielmehr in einen ungeheuern Korridor führte. Epernon hatte auch den Schlüssel zu diesem Korridor.
    Er öffnete sacht die Tür und machte Heinrich auf die seltsame Einrichtung aufmerksam, die, sobald diese Tür geöffnet war, sogleich ins Auge fiel. Es waren fünfundvierzig Betten aufgereiht. In jedem Bett lag ein Schläfer.
    Der König schaute alle diese Betten, alle diese Schläfer an, wandte sich dann mit einer unruhigen Neugierde zum Herzog und fragte: »Nun,

Weitere Kostenlose Bücher