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Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Titel: Die vollkommene Kämpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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POLLUX
    Scheinbar endlos wand sich der Gang aus der Höhle aufwärts durch die Erde. Pollux griff nach Castors Hand, um ihn auf dem unebenen Boden zu stützen. Cerberus’ Knurren hallte durch den Tunnel, und Pollux hätte dem Höllenhund lieber seine Eingeweide zum Fraß vorgeworfen, als zuzugeben, dass ihn nackte Angst durchströmte. Den Toten konnte Hades’ massiger dreiköpfiger Wächter der Unterwelt nichts anhaben, doch Pollux fürchtete sich nicht vor dem Hund, sondern vor dem Gott, der ihm folgte.
    Vielleicht war es tatsächlich nicht die beste Idee gewesen, seinen Bruder aus der Unterwelt zu befreien, aber der Rat hatte Pollux nicht wirklich eine Wahl gelassen.
    „Komm schon“, drängte er und zog Castor am Arm. „Es ist nicht mehr weit.“
    „Das hast du schon vor drei Meilen behauptet.“ Castor stolperte, doch augenblicklich war Pollux an seiner Seite und zog ihn wieder auf die Beine.
    „Und jetzt sind wir drei Meilen näher dran. Hör auf zu jammern und lauf endlich.“
    Gemeinsam stolperten sie durch die Höhle, während das Knurren von Cerberus hinter ihnen immer lauter wurde. Keiner der Brüder sagte ein Wort, während sie durch die verzweigten Gänge nach oben kletterten und der Sicherheit mit jedem Schritt näher kamen. Sie zwangen sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen, wieder und wieder und wieder. Das war alles, was sie noch tun konnten.
    Cerberus holte auf. Heiß strömte sein Atem über Pollux’ Nacken und brachte den Gestank von Knochen, Blut und Tod mit sich. Wieder drängte Pollux seinen Bruder voran, zog ihn mit sich. Endlich wich die Dunkelheit einem schwachen Schimmer, und vor Erleichterung hämmerte Pollux das Herz in der Brust. So nah. So verdammt nah. Nur noch ein kleines Stück und …
    Castor schrie auf.
    Blitzartig wirbelte Pollux herum, seine Eingeweide schienen sich in Eis zu verwandeln. Cerberus war jetzt direkt hinter ihnen – dicht genug, dass sie die Hand ausstrecken und ihn berühren könnten – und er hielt Castors Bein zwischen den Zähnen gefangen. Es spielte keine Rolle, dass Castor nicht verletzt werden konnte, nicht wenn er rein technisch gesehen bereits tot war. Doch wenn sie zu lange hierblieben, würde eine Gefangennahme tatsächlich den Tod bedeuten. Und eine dauerhafte Trennung.
    Pollux überlegte nicht länger. All seine Kraft zusammennehmend holte er aus und schmetterte dem Hund die Faust aufs Maul. Ein weiterer Grund für Hades, sie zu jagen und ihnen bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen, aber es funktionierte. Cerberus jaulte auf und ließ Castor los. Mit der Pfote wischte er sich immer wieder über die verletzte Schnauze, während er mit seinen anderen beiden Köpfen weiterhin die Zähne fletschte.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Pollux und half seinem Bruder auf.
    „Mir geht’s gut“, keuchte Castor. „Hast du gerade …“
    „Spar dir die Standpauke für später. Los jetzt.“
    Der Schimmer wurde heller, während der stechende Geruch von Cerberus’ Atem nachließ. Endlich, endlich erreichten sie den Eingang der Höhle, und Pollux stieß einen Schrei der Erleichterung aus. Sie hatten es geschafft. Sie hatten es wirklich geschafft, endlich waren sie in Sicherheit. Oder zumindest so sicher, wie es in Anbetracht der Umstände möglich war.
    Gemeinsam stürzten er und sein Bruder hinaus ins Tageslicht, und er kniff die Augen zusammen, geblendet von der Sonne. In einer sommerlichen Brise wisperten die Blätter der Bäume, und Pollux’ Herz flog dem Himmel entgegen. Es war egal, dass er sich gegen den Rat der Olympier gestellt hatte. Es war egal, dass er damit jede Verbindung zu seinem Vater abgebrochen hatte. Und es war ebenfalls egal, dass sie gejagt werden würden, solange sie auf freiem Fuß blieben.
    Wichtig war nur, dass er und Castor zusammen waren, und nichts, nicht einmal die Götter, nicht einmal das grausamste Schicksal, das die Moiren ersinnen könnten, würde sie wieder auseinanderbringen. Nicht solange Pollux atmete.
    Als er über die Schulter sah, erspähte er Hades’ Silhouette zwischen den Felsen des Höhleneingangs. Die Oberfläche gehörte nicht zu seinem Reich. Hier draußen konnte er sie nicht verfolgen. Aber sollten sie auch nur einen Fuß wieder in die Höhle setzen, würden sie ihm gehören.
    Der Wind legte sich. Ohne Vorwarnung zuckte ein Blitz durch die Luft und schlug in einen Baum keine zwei Meter neben ihnen. Castor machte einen Satz zurück in Richtung Höhle auf Hades und ihre ewige Trennung zu, doch Pollux

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