Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
vielleicht genug verdienen, um meine Schulden bei Devi zu begleichen, nie im |357| Leben aber konnte ich gleichzeitig auch noch genug Geld für meine Studiengebühren zusammentragen. Ich wollte den anderen nicht den Abend verderben und ersparte ihnen daher die Erkenntnis, dass Ambrose gewonnen hatte. Indem er mich nötigte, so viel Zeit auf die Beschaffung eines Gram zu verwenden, hatte er mich letzten Endes von der Universität vertrieben.
    Fela neigte den Kopf zur Seite. »Und was würde geschehen, wenn du ihr das Geld nicht zurückzahlen kannst?«
    »Nichts Gutes«, bemerkte Wilem. »Sie wird ja schließlich nicht umsonst Dämonen-Devi genannt.«
    »Das weiß ich nicht so genau«, sagte ich. »Sie könnte mein Blut verkaufen. Sie hat behauptet, sie hätte einen Abnehmer dafür.«
    »Das würde sie nicht tun, da bin ich mir sicher«, sagte Fela.
    »Ich könnte es ihr nicht verübeln«, sagte ich. »Schließlich wusste ich, worauf ich mich da einlasse.«
    »Aber sie –«
    »So ist das nun mal im Geschäftsleben«, sagte ich mit Bestimmtheit. Ich wollte nicht länger bei diesem Thema verharren als unbedingt nötig. Und ich wollte, dass der Abend ein zuversichtliches Ende nahm. »Also, ich freue mich, dass ich heute Nacht wieder in meinem eigenen Bett schlafen kann«, sagte ich und sah zu Wil und Sim hinüber, die müde nickten. »Wir sehen uns dann morgen. Seid bitte pünktlich.«

    Als ich dann wenig später luxuriöserweise tatsächlich in meinem schmalen Bett in meiner kleinen Kammer schlief, wurde ich irgendwann im Laufe der Nacht davon wach, dass ich kühles Metall auf meiner Haut spürte. Ich lächelte, drehte mich um und versank wieder in seligem Schlummer.

|358| Kapitel 33
Feuer
    A m nächsten Abend packte ich mit großer Sorgfalt meinen Reisesack, ängstlich darauf bedacht, keinen wichtigen Ausrüstungsgegenstand zu vergessen. Ich prüfte gerade alles zum dritten Mal, als es an der Tür klopfte.
    Als ich aufmachte, stand ein etwa zehnjähriger, schwer atmender Junge vor mir. Sein Blick schoss zu meinem Haupthaar hinauf, und dann wirkte er erleichtert. »Bist du Koath?«
    »Kvothe«, erwiderte ich. »Ja, der bin ich.«
    »Ich habe einen Brief für dich.« Er griff in seine Hosentasche und zog ein schmutziges Stück Papier hervor.
    Ich streckte eine Hand danach aus, doch der Junge wich einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »Die Dame hat gesagt, du gibst mir einen Jot, wenn ich dir den Brief bringe.«
    »Das bezweifle ich«, sagte ich und hielt ihm weiterhin meine Hand entgegen. »Lass mal sehen. Wenn der wirklich für mich ist, gebe ich dir einen Halbpenny.«
    Der Junge blickte finster und händigte mir widerwillig den Schrieb aus.
    Der Brief war nicht einmal versiegelt, nur zweimal gefaltet. Er war auch ein wenig feucht, vermutlich vom Schweiß des Boten.
    Ich las:
     
    |359|
Lieber Kvothe,
    ich würde mich sehr freuen, wenn Du heute mit mir zu Abend essen würdest. Du fehlst mir, und ich habe aufregende Neuigkeiten. Komm bitte um fünf in den
KEILER
.
    Herzliche Grüße
    Denna
     
    PS: Ich habe dem Boten einen Halbpenny versprochen.
     
    »Fünf Uhr?«, rief ich aus. »Bei Gottes geschwärzten Händen! Wie lange hast du denn hierher gebraucht? Es ist doch schon nach sechs!«
    »Das ist nicht meine Schuld«, sagte der Junge und blickte weiter finster. »Ich habe stundenlang überall gesucht. Anker hat sie gesagt. Bring das zu Koath im Anker, auf der anderen Seite vom Fluss. Aber das ist hier überhaupt nicht in der Hafengegend. Und auf dem Schild draußen ist auch gar kein Anker. Wie sollte ich das denn finden?«
    »Indem du jemanden gefragt hättest! Irgendwen!«, schrie ich. »Verdammt noch mal, Junge, wie dumm kann ein Mensch denn sein?« Ich musste mich sehr beherrschen, ihm nicht an die Gurgel zu gehen, und atmete tief durch.
    Dann sah ich aus dem Fenster. Es wurde schon dunkel. In nicht mal einer halben Stunde würden sich meine Freunde um die Feuergrube im Wald versammeln. Ich hatte keine Zeit, nach Imre zu gehen.
    »Also gut«, sagte ich, so ruhig ich nur konnte. Ich zog einen Bleistiftstummel hervor und schrieb auf die Rückseite des Briefs eine Antwort:
     
    Liebe Denna,
    es tut mir furchtbar leid, aber Dein Bote hat mich erst nach sechs Uhr gefunden. Er ist offenbar brunzdumm.
    Du fehlst mir auch, und ich stehe Dir morgen zu jeder beliebigen Tages- oder Nachtzeit zur Verfügung. Schick den Boten mit Deiner Antwort zurück, damit ich weiß, wann ich wo zur Stelle sein soll.
    Alles

Weitere Kostenlose Bücher