Die Furcht des Weisen / Band 1
Liebe
Kvothe
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PS: Falls der Junge versucht, Dir Geld abzuknöpfen, solltest Du ihm eine saftige Ohrfeige verpassen. Er bekommt sein Geld, wenn er Deinen Brief im
ANKER’S
abgibt, vorausgesetzt, er kriegt nicht wieder irgendwas durcheinander und isst ihn womöglich unterwegs auf.
Ich faltete das Blatt wieder zusammen und versiegelte den Brief mit einem Klecks Kerzenwachs.
Dann griff ich nach meinem Geldbeutel. Ich hatte die zusätzlichen zwei Talente, die ich mir von Devi geliehen hatte, im Laufe des vergangenen Monats nach und nach ausgegeben. Ich hatte dieses Geld für Luxusgüter wie Verbandszeug, Kaffee und Materialien für das Vorhaben dieses Abends verprasst.
Die Folge war, dass ich noch ganze vier Penny und ein verstreutes Scherflein besaß. Ich schulterte meinen Reisesack und winkte dem Jungen, mir die Treppe hinab zu folgen.
Unten im Schankraum nickte ich Anker zu, der hinter dem Tresen stand, und wandte mich dann wieder an den Boten. »Hör zu«, sagte ich. »Du hast auf dem Weg hierher Bockmist gebaut, aber ich gebe dir die Chance, das wieder gutzumachen.« Ich zog drei Penny hervor und hielt sie so, dass er sie sehen konnte. »Du gehst jetzt zurück zum KEILER, findest die junge Frau, die dich hergeschickt hat, und gibst ihr das hier.« Ich hielt den Brief empor. »Sie wird dir eine Antwort mitgeben. Die bringst du hierher und gibst sie diesem Mann.« Ich zeigte auf Anker. »Und er gibt dir dann das Geld.«
»Ich bin doch nicht blöd«, sagte der Junge. »Erst mal kriege ich meinen Halbpenny.«
»Ich bin auch nicht blöd«, sagte ich. »Du kriegst drei ganze Penny, wenn du ihre Antwort bringst.«
Er funkelte mich an, nickte dann aber mürrisch. Ich gab ihm den Brief, und er lief hinaus.
»Der Junge wirkte ein wenig verwirrt, als er hier reinkam«, sagte Anker.
Ich schüttelte den Kopf. »Er ist einfach nur dumm wie Brot«, sagte ich. »Ich würde ihn gar nicht mit so was beauftragen, aber er weiß immerhin, wie sie aussieht.« Ich seufzte und legte die drei Penny auf den Tresen. »Du könntest mir einen Gefallen tun: Lies bitte die |361| Antwort, die er bringt, damit er nicht versuchen kann, mich reinzulegen.«
Anker sah mich ein wenig verlegen an. »Und wenn der Inhalt, äh, eher privater Natur ist?«
»Dann wirst du mich einen Freudentanz aufführen sehen«, erwiderte ich. »Aber unter uns gesagt, halte ich das nicht für sehr wahrscheinlich.«
Die Sonne war schon untergegangen, als ich schließlich an unserem Treffpunkt im Wald ankam. Wilem war bereits zur Stelle und hatte in der Grube ein Feuer entfacht. Gemeinsam sammelten wir gut eine Viertelstunde lang genug Holz, um ein großes Feuer einige Stunden lang am Leben zu halten.
Bald darauf kam auch Simmon. Er schleifte einen toten Ast hinter sich her. Zu dritt zerteilten wir das Holz, so gut es ging, und machten nervös ein wenig Konversation, bis Fela schließlich zwischen den Bäumen auftauchte.
Sie hatte ihr langes Haar hochgesteckt, was ihren eleganten Hals und ihre schönen Schultern bestens zur Geltung brachte. Ihre Augen waren dunkel geschminkt, der Mund noch ein wenig röter als sonst. Das lange schwarze Kleid, das sie trug, lief an ihrer Wespentaille eng zusammen und betonte die prachtvollen Rundungen ihrer Hüften. Und aus ihrem tiefen Ausschnitt lugten die atemberaubendsten Brüste hervor, die ich in meinem jungen Leben bis dahin gesehen hatte.
Wir drei starrten sie an, Simmon aber gaffte unverhohlen. »Wow«, sagte er. »Du warst ja bisher schon die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Ich hätte nicht gedacht, dass du das noch steigern könntest.« Er lachte auf seine jungenhafte Art und wies mit beiden Händen auf sie. »Schau dich an! Einfach umwerfend!«
Fela errötete und wandte, offensichtlich geschmeichelt, den Blick ab.
»Du hast heute Abend die schwierigste Aufgabe übernommen«, sagte ich zu ihr. »Ich bitte dich nur äußerst ungern darum, aber …«
|362| »… aber du bist nun mal die einzige unwiderstehliche Frau, die wir kennen«, schaltete sich Simmon ein. »Unser Plan B bestand darin, Wilem in ein Kleid zu stecken. Aber das will ja keiner.«
Wilem nickte. »Genau.«
»Ich mache das nur für dich«, sagte Fela, und ihr Mund verzog sich zu einem ironischen Lächeln. »Als ich damals sagte, dass ich dir einen Gefallen schulde, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass du mich bitten würdest, mit einem anderen Mann auszugehen.« Ihr Lächeln wurde ein wenig säuerlich. »Und schon gar
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