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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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sich links und rechts unters Haar. Sie stellte sich vor Fela hin. »Mann, bist du groß. Bück dich mal.«
    Als sich Fela wieder aufrichtete, trug sie ein Paar Ohrringe, die den Lichtschein des Lagerfeuers einfingen.
    Devi trat wieder einen Schritt zurück und seufzte. »An dir sehen die natürlich viel besser aus als an mir.« Sie schüttelte leicht gereizt den Kopf. »Meine Güte. Wenn ich solche Möpse hätte wie du, würde mir mittlerweile die halbe Welt gehören.«
    »Ja, die sind toll, nicht wahr?«, sagte Sim begeistert.
    Wilem brach in Gelächter aus, hielt sich dann die Hände vors Gesicht und ging kopfschüttelnd ein paar Schritte von Sim fort, um so zu tun, als hätte er überhaupt nichts mit ihm am Hut.
    Devi sah sich Sims jungenhaftes Grinsen an, das kein bisschen beschämt wirkte, und wandte sich dann wieder an Fela. »Wer ist der Idiot?«, fragte sie.
    Ich nahm Mola auf ein Wort beiseite. »Das wäre nicht nötig gewesen«, sagte ich. »Aber dennoch: Danke. Es ist eine Erleichterung |365| zu wissen, dass sie nicht mehr irgendwelche Ränke gegen mich schmiedet.«
    »Nicht so voreilig«, erwiderte Mola grimmig. »Ich hab sie noch nie so wütend gesehen. Ich fand es bloß schade, dass ihr beide über Kreuz miteinander liegt. Ihr seid euch nämlich im Grunde sehr ähnlich.«
    Ich sah zur anderen Seite der Feuergrube hinüber, wo Wil und Sim sich vorsichtig Devi und Fela näherten. »Ich habe schon viel von dir gehört«, sagte Wilem zu Devi. »Ich dachte, du wärst größer.«
    »Dachtest du, ja?«, erwiderte Devi trocken. »Und wie klappt es sonst bei dir so mit dem Denken?«
    Ich winkte ihnen zu, um die allgemeine Aufmerksamkeit zu erlangen. »Es wird Zeit«, sagte ich. »Wir müssen in Stellung gehen.«
    Fela nickte. »Ich will mich auf keinen Fall verspäten.« Sie zupfte nervös an ihren Handschuhen herum. »Wünscht mir Glück.«
    Mola ging zu ihr und umarmte sie. »Es wird schon gut gehen. Bleib mit ihm in der Öffentlichkeit. Er wird sich besser benehmen, wenn andere Leute zusehen.«
    »Und frag ihn nach seinen Gedichten«, riet Devi. »Dann wird er dich damit vollquatschen, und die Zeit vergeht wie im Flug.«
    »Wenn er ungeduldig wird, solltest du den Wein loben«, fügte Mola hinzu. »Du solltest sagen: ›Ah, ich hätte liebend gern noch ein Glas, aber ich fürchte, das würde mir zu Kopf steigen.‹ Dann wird er gleich eine ganze Flasche bestellen und versuchen, sie dir einzuflößen.«
    Devi nickte. »Damit kannst du mindestens eine weitere halbe Stunde dafür sorgen, dass er die Finger von dir lässt.« Sie zog Felas Ausschnitt so zurecht, dass er nicht mehr ganz so einladend wirkte. »Fang ganz züchtig an und bring die Dinger erst gegen Ende des Essens ein bisschen besser zur Geltung. Beug dich ganz leicht vor, aus den Schultern heraus. Wenn er immer ein klein bisschen mehr zu sehen bekommt, nach und nach, wird er glauben, er sei auf dem richtigen Weg. Das wird ihn davon abhalten, handgreiflich zu werden.«
    »Das ist echt das Beängstigendste, was ich je erlebt habe«, sagte Wilem leise.
    »Kennen sich eigentlich alle Frauen auf der Welt insgeheim?«, fragte Sim. »Das würde nämlich vieles erklären.«
    |366| »Es gibt ja kaum hundert von uns im ganzen Arkanum«, erwiderte Devi. »Und wir dürfen nur in einem einzigen Flügel des Mews wohnen, ob wir wollen oder nicht. Wie sollten wir einander da
nicht
kennen?«
    Ich ging zu Fela und gab ihr einen zarten, kleinen Eichenzweig. »Ich werde dir signalisieren, wenn wir fertig sind. Und du signalisiert mir, falls er dich sitzen lässt.« Sie nickte und steckte sich den kleinen Zweig in einen ihrer langen schwarzen Handschuhe. Ihre Ohrringe schwangen hin und her und fingen wieder das Licht des Lagerfeuers ein. Es waren Smaragde. Glatte, tränenförmige Smaragde.
    »Das sind schöne Ohrringe«, sagte ich zu Devi. »Wo hast du die her?«
    Sie kniff die Augen zusammen, als überlegte sie, ob sie mir die Frage übelnehmen sollte oder nicht. »Ein hübscher Junge hat damit seine Schulden bei mir beglichen«, sagte sie. »Nicht dass dich das was anginge.«
    Ich zuckte die Achseln. »Bin bloß neugierig.«
    Fela winkte noch einmal und brach dann auf, doch sie kam nur ein paar Meter weit, dann holte Simmon sie ein. Er lächelte beklommen, sagte etwas und machte ein paar nachdrückliche Gesten, und dann gab er ihr einen kleinen Gegenstand. Sie lächelte und ließ diesen ebenfalls in einem ihrer Handschuhe verschwinden.
    Ich wandte mich an Devi. »Ich

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