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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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    Des Sommerabends Farbe, warm und weich.
    … einem dämmrigen Blau, das den Betrachter unwillkürlich in seinen Bann schlug. Augen …
    Darüber Lider, Schmetterlingen gleich.
    … die keinerlei Weiß enthielten.
    Und Abendrot auf ihren Lippen, tief und reich.
    Ich verbannte mein dichtendes Ich entschlossen in den fernsten Winkel meines Bewusstseins und umgab es mit Mauern, hinter denen es unbeachtet vor sich hin singen mochte.
    Felurian neigte den Kopf zur Seite. Ihre Augen blickten mich so aufmerksam und ausdruckslos an wie die eines Vogels. »warum bist du so still, mein flammender liebhaber? habe ich dich gelöscht?«
    Ihre Stimme klang merkwürdig. Sie hatte keinerlei Ecken und Kanten, sondern war glatt wie makellos poliertes Glas. Trotzdem jagte sie mir einen Schauer über den Rücken wie einer Katze, der man bis zum Schwanz über den Rücken streicht.
    Ich zog mich noch tiefer in das Steinerne Herz zurück und spürte es kalt und beruhigend um mich. Doch während ich mich noch mit aller Kraft darin verschanzte, meldete sich das wie im Fieberwahn dichtende Stimmchen zu Wort: »Ganz und gar nicht. Obwohl ich meine Glut in dir gelöscht habe, brenne ich. Jede deiner Bewegungen ist für mich Musik. Ist wie ein Funke, ist wie ein Atemhauch, der ein Feuer in mir entfacht, das um sich greift und deinen Namen brüllt.«
    Felurian sah mich beglückt an. »ein dichter! ich hätte es an der art deiner bewegungen erkennen müssen.«
    Wieder überraschte mich der sanfte Klang ihrer Stimme. Nicht dass sie auf billige, affektierte Art gehaucht oder sonst irgendwie lasziv getan hätte. Doch sobald sie sprach, meinte ich zu spüren, wie ihr Atem aus ihrer Brust gedrückt an ihrer lieblichen Kehle vorbeistrich und von Lippen, Zähnen und Zunge sorgsam geformt wurde.
    Sie kam auf Händen und Knien durch die Kissen näher. »du siehst so feurig und schön aus wie ein dichter.« Ihre Stimme war nicht lauter als das Geräusch des Atems. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände. »dichter sind sanftmütige menschen und sagen schöne dinge.«
    Ich kannte nur einen Menschen, dessen Stimme der ihren ähnelte: Elodin. Seine Stimme erfüllte zuweilen den Raum, als sei die ganze Welt lauschend um ihn versammelt.
    Felurians Stimme klang nicht voll, sie war auf der Lichtung kaum zu vernehmen. Sie erinnerte an die Stille vor einem sommerlichen Gewitter und war so weich wie eine über die Haut streifende Feder. Mein Herz tat einen Sprung, wenn ich sie hörte.
    Deshalb ärgerte oder kränkte es mich auch nicht, dass sie mich einen Dichter nannte. Aus ihrem Mund klang es wie das höchste Lob, das je ein Mann erhalten hat. Von solcher Macht war ihre Stimme.
    Felurian strich mit den Fingerspitzen über meine Lippen. »dichter küssen am besten. dein kuss ist wie die flamme einer kerze.« Sieführte die Hand an ihre eigenen Lippen zurück, und ihre Augen glänzten in seliger Erinnerung.
    Zärtlich ergriff ich ihre Hand und drückte sie. Ich war immer stolz auf meine schlanken Finger gewesen, doch neben den ihren wirkten sie plump und dick. Beim Sprechen atmete ich in ihre Handfläche. »Deine Küsse wärmen meine Lippen wie das Licht der Sonne.«
    Sie senkte den Blick unter den Schmetterlingslidern. Sofort ließ mein besinnungsloses Sehnen nach, und ich konnte wieder klar denken. Hier war Zauberei im Spiel, allerdings einer ganz anderen Art, als ich sie kannte. Mit Sympathie oder Sygaldrie hatte das nichts zu tun. Felurian machte die Männer verrückt vor Verlangen, so wie ich Körperwärme abstrahlte. Es geschah auf eine ganz natürliche Art, die sie allerdings steuern konnte.
    Sie ließ den Blick über meine unordentlich am Rand der Lichtung verstreuten Kleider wandern, die neben den Seidenstoffen und zarten Farben seltsam fehl am Platz wirkten. An meinem Lautenkasten blieb ihr Blick hängen, und sie erstarrte.
    »ist meine flamme denn ein dichter der musik? singt er?« Ihre Stimme bebte und ich spürte, wie sich ihr Körper anspannte, während sie auf meine Antwort wartete. Sie sah mich an und ich lächelte.
    Übermütig sprang sie auf und kehrte mit dem Kasten zurück wie ein Kind mit einem neuen Spielzeug. Als ich ihn nahm, wurden Felurians Augen groß und … feucht?
    Ich erwiderte ihren Blick, und in blitzartigem Erkennen stand ihr Leben vor mir. Tausend Jahre alt war sie und immer wieder einsam. Wenn sie einen Gefährten wollte, musste sie ihn anlocken und verführen. Doch wozu? Um einen Abend, eine Stunde lang Gesellschaft zu haben? Wie

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