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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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vertrauten Wagen. Um das Feuer saßen Männer und Frauen und unterhielten sich. Einer spielte auf einer Laute, ein anderer schlug mit einer kleinen Handtrommel nachlässig gegen sein Bein. Andere errichteten zwischen zwei Bäumen ein Zelt, eine ältere Frau stellte einen Dreifuß über das Feuer.
    Fahrende Schauspieler. Und es kam noch besser. An der Seite des einen Wagens bemerkte ich einige vertraute Markierungen, die mir noch mehr ins Auge stachen als das Feuer. Denn sie bedeuteten, dass es sich um echte Wanderschauspieler handelte, um meine Familie, die Edema Ruh.
    Ich trat aus dem Wald. Einer der Männer stieß einen Schrei aus, und noch ehe ich Luft holen konnte, um etwas zu sagen, zeigten schon drei Schwerter auf mich. Musik und Stimmen waren einem unbehaglichen Schweigen gewichen.
    Ein gutaussehender Mann mit einem schwarzen Bart und einem silbernen Ohrring kam langsam einen Schritt auf mich zu, jedoch ohne sein Schwert, das auf mein Auge zeigte, zu senken. »Otto!«, rief er in den Wald hinter mir. »Wenn du schläfst, schlitze ich dir den Bauch auf, das schwöre ich bei der Milch meiner Mutter. Wer zum Teufel bist du?«
    Die Frage galt mir. Bevor ich antworten konnte, rief eine Stimme aus dem Wald: »Ich bin hier, Alleg, wie … Wer ist das? Wie in Gottes Namen ist er an mir vorbeigekommen?«
    Ich hatte die Hände gehoben, wie es nahe liegt, wenn jemand mit etwas Scharfem auf einen zeigt. Trotzdem lächelte ich. »Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe, Alleg.«
    »Spar dir das Gerede«, erwiderte Alleg barsch. »Sag mir lieber, warum du um unser Lager herumschleichst.«
    Statt etwas zu sagen, drehte ich mich nur um, so dass alle am Feuer den auf meinem Rücken hängenden Lautenkasten sehen konnten.
    Schlagartig war Alleg wie ausgewechselt. Die Anspannung fiel von ihm ab, und er steckte sein Schwert ein. Die anderen folgten seinem Beispiel. Lächelnd trat er näher.
    Auch ich lächelte. »Wir sind eine Familie.«
    »Eine Familie.« Er schüttelte meine Hand und drehte sich zum Feuer um. »Strengt euch heute Abend an!«, rief er. »Wir haben einen Gast!« Einige erfreute Rufe waren zu hören, dann wandten sich alle wieder ihren Beschäftigungen zu.
    Ein vierschrötiger Mann, der ein Schwert trug, trat aus dem Wald. »Der kann unmöglich an mir vorbeigekommen sein, Alleg. Wahrscheinlich kommt er …«
    »Er gehört zur Familie«, fiel Alleg ihm ins Wort.
    »Oh«, sagte Otto verdattert. Sein Blick fiel auf meine Laute. »Dann also willkommen.«
    »Ich bin nicht an dir vorbeigegangen«, log ich. Im Dunkeln bin ich mit meinem Schattenmantel nur sehr schwer zu erkennen. Aber das war nicht seine Schuld, und ich wollte ihn nicht in Schwierigkeiten bringen. »Ich hörte die Musik und machte einen Bogen, um näher zu kommen. Ich dachte, dass ihr vielleicht zu einer anderen Truppe gehört, und wollte euch überraschen.«
    Otto sah Alleg triumphierend an, dann machte er kehrt und verschwand wieder im Wald.
    Alleg legte mir den Arm um die Schultern. »Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?«
    »Einen Schluck Wasser, wenn ihr einen übrig habt.«
    »An unserem Feuer trinkt kein Gast Wasser«, protestierte er. »Du bekommst unseren besten Wein vorgesetzt.«
    »Das Wasser der Edema schmeckt dem Reisenden besser als jeder Wein.« Ich lächelte.
    »Dann trinke Wasser und Wein, wie du willst.« Er führte mich zu einem der beiden Wagen, auf dem ein Wasserfass lag.
    Einem uralten Brauch folgend trank ich zuerst eine Schöpfkelle Wasser und wusch mir dann mit einer zweiten Kelle Hände und Gesicht. Anschließend trocknete ich mir das Gesicht am Ärmel ab, hob den Kopf und sah Alleg lächelnd an. »Es ist schön, wieder zu Hause zu sein.«
    Er schlug mir auf den Rücken. »Komm, ich stelle dich dem Rest deiner Familie vor.«
    Zuerst führte er mich zu zwei Männern mit struppigen Bärten, beide waren um die zwanzig. »Fren und Josh sind unsere beiden besten Sänger, mich natürlich ausgenommen.« Ich gab ihnen die Hand.
    Als Nächstes gingen wir zu den beiden Männern, die am Feuer Musik machten. »Gaskin spielt Laute, Laren Dudelsack und Trommel.« Die beiden begrüßten mich lächelnd. Laren schlug mit dem Daumen auf die Trommel und ein weiches
Bum!
ertönte.
    »Das ist Tim.« Alleg zeigte auf die andere Seite des Feuers, auf der ein großgewachsener, unwirsch dreinblickender Mann gerade ein Schwert einölte.
    »Und das ist Anne.« Er zeigte auf eine ältere Frau mit einem verkniffenen Gesicht und grauem, zu einem

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