Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
verstanden!« Alleg schwenkte seinen hölzernen Krug wie ein König, der eine Gunst gewährt. »Du bekommst mein Zelt mitsamt allen Fellen und Decken!« Er gab Fren und Josh, die auf der anderen Seite des Feuers saßen, einen Wink. »Los, baut es für ihn auf.«
    »Das geht schon«, protestierte ich. »Ich kann es gut selber machen.«
    »Pst, das tut denen nur gut. Dann fühlen sie sich nützlich. Apropos nützlich …« Er zeigte auf Tim. »Hol die beiden.«
    Tim stand auf und hielt sich die Hand an den Magen. »Gleich, ich bin gleich wieder da.« Er wandte sich ab und verschwand im Wald. »Mir ist schlecht.«
    »Das kommt davon, wenn man isst wie ein Scheunendrescher!«, rief Otto ihm nach. Er wandte sich an uns. »Eines Tages wird er begreifen, dass ihm schlecht wird, wenn er mehr isst als ich.«
    »Da Tim vorerst beschäftigt ist, hole ich die beiden«, sagte Laren mit nur mühsam unterdrücktem Eifer.
    »Aber ich habe heute Abend Wache«, fiel Otto ein, »ich kann das tun.«
    »Nein, ich«, rief Kete unwirsch. Sie starrte die beiden Männer an, bis sie sich wieder setzten, und verschwand hinter dem Wagen links von mir.
    Aus dem anderen Wagen kamen in diesem Augenblick Josh und Fren mit einer Zeltplane, Schnüren und Holzpflöcken. »Wo willst du es haben?«, fragte Josh.
    »Solche Fragen stellst du Männern sonst nicht, oder, Josh?«, witzelte Fren und stieß seinen Freund mit dem Ellbogen in die Seite.
    »Ich schnarche«, sagte ich warnend. »Stellt es also lieber ein wenig abseits auf.« Ich streckte den Arm aus. »Zwischen den beiden Bäumen da drüben wäre eine gute Stelle.«
    »Ich meine, bei einem Mann weiß man doch meist, wo er es will, was, Josh?«, fuhr Fren fort. Die beiden gingen, um das Zelt aufzustellen.
    Im nächsten Augenblick kehrte Kete mit zwei hübschen Mädchen zurück. Die eine war mager und hatte glatte, schwarze Haare, die wie bei einem Jungen kurz geschnitten waren. Die andere hatte fülligere Formen und einen Schopf goldener Locken. Beide machten hoffnungslose Gesichter und schienen etwa sechzehn Jahre alt zu sein.
    »Darf ich vorstellen«, sagte Kete mit einer Handbewegung. »Krin und Ellie.«
    Alleg lächelte. »Zwei Mitbringsel aus Levinshir. Heute Nacht wird dich eine von ihnen warm halten. Sie ist mein Geschenk an dich als neues Mitglied der Familie.« Er tat, als betrachte er die beiden eingehend. »Welche hättest du gern?«
    Ich sah die beiden ebenfalls an. »Eine schwere Wahl. Ich muss noch kurz überlegen.«
    Kete hieß die beiden sich ans Feuer setzen und drückte ihnen je einen Teller Eintopf in die Hand. Das Mädchen mit den goldenen Locken, Ellie, aß mit starrem Blick einige Bissen, wurde immer langsamer und bewegte sich zuletzt gar nicht mehr – wie eine Aufziehpuppe, deren Mechanismus abgelaufen ist. Abwesend starrte sie vor sich hin, als sehe sie etwas, das wir nicht sehen konnten. Krin saß mit ihrem Teller im Schoß bewegungslos da und starrte trotzig ins Feuer.
    »Na los«, schimpfte Alleg, »ihr wisst doch, dass es besser wird, wenn ihr mitmacht.« Ellie nahm langsam einen Bissen und erstarrte wieder. Krin saß nur mit steifem Rücken da und blickte unverwandt ins Feuer.
    Anne stieß die beiden von ihrem Platz aus mit dem Holzlöffel an. »Esst!« Sie bekam dieselbe Antwort wie zuvor. Ein langsamer Bissen und eine trotzige Miene. Ungeduldig beugte sie sich vor, fasste das schwarzhaarige Mädchen fest am Kinn und griff mit der anderen Hand nach dem Teller Eintopf.
    »Nein«, sagte ich rasch, »die essen schon, wenn der Hunger groß genug wird.« Alleg musterte mich neugierig. »Ich weiß, wovon ich rede. Gebt ihnen lieber etwas zu trinken.«
    Die Alte musterte mich skeptisch, dann zuckte sie die Schultern und ließ Krin los. »Schön. Ich bin es sowieso leid, die hier mit Gewalt zu füttern. Sie macht uns nur Scherereien.«
    Kete schnaubte zustimmend. »Die kleine Schlampe hat sich auf mich gestürzt, als ich sie zum Baden losband.« Sie schob die Haare zur Seite und einige Schrammen kamen zum Vorschein. »Sie hätte mir fast die Augen ausgekratzt.«
    »Und wegrennen wollte sie auch«, ergänzte Anne entrüstet. »Ich musste ihr nachts ein Schlafmittel geben.« Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. »Soll sie doch verhungern, wenn sie will.«
    Laren kehrte mit zwei Krügen zum Feuer zurück und drückte sie den beiden Mädchen in die willenlosen Hände.
    »Wasser?«, fragte ich.
    »Bier«, erwiderte er. »Das ist besser für sie, wenn sie nichts essen.«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher