Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
einen Trupp hin und sorge dafür, dass sich ein paar Sappeure um die Feuer kümmern - es bringt nichts, wenn die ganze Stadt abbrennt.«
    Der Soldat nickte und marschierte davon, ohne der Frau einen einzigen Blick zuzuwerfen.
    Sie stand mit zwei Leibwächtern nahe beim Eingangstor zum quadratischen Turm der Zitadelle. Ihrer dunkelblauen Haut nach war sie Napanesin, doch ansonsten wirkte sie unscheinbar. Sie trug eine mit Salzwasserspritzern übersäte graue Robe, das mausgraue Haar war kurz geschnitten wie das eines Soldaten, und ihre Gesichtszüge waren fein und unauffällig. Ihre Leibwächter hingegen ließen Ganoes einen Schauer den Rücken hinunterlaufen. Sie flankierten sie -hoch gewachsen, ganz in Schwarz gehüllt, die Hände in den Ärmeln, die Gesichter tief im Schatten der Kapuzen verborgen. Ganoes hatte niemals zuvor Klauen gesehen, doch er wusste instinktiv, dass dies zwei Akolythen des Kults waren. Was bedeutete, dass die Frau ...
    »Diese Schweinerei habt Ihr angerichtet, Hadra. Aber es sieht so aus, als ob ich sie in Ordnung bringen müsste«, sagte der Kommandant.
    Ganoes war schockiert darüber, dass nicht das geringste Anzeichen von Furcht in der Stimme des Soldaten mitschwang, stattdessen sogar etwas wie Verachtung. Hadra hatte die Klaue geschaffen, hatte die Organisation zu einer Macht geformt, die fast der des Imperators gleichkam.
    »Das ist nicht mehr mein Name, Kommandant.«
    Der Mann verzog das Gesicht. »Das habe ich gehört. Ihr müsst Euch in Abwesenheit des Imperators sehr sicher fühlen. Er ist nicht der Einzige, der sich daran erinnert, dass Ihr einst ein Dienstmädchen im Alten Viertel wart. Ich nehme an, die Zeit der Dankbarkeit ist vorüber.«
    Das Gesicht der Frau blieb völlig unbewegt; sie ließ sich nicht im Geringsten anmerken, ob die Worte des Mannes sie getroffen hatten. »Der Befehl war eigentlich ziemlich einfach«, sagte sie. »Aber es sieht so aus, als hätten Eure neuen Offiziere Schwierigkeiten, ihn auszuführen.«
    »Die Sache ist aus dem Ruder gelaufen«, sagte der Kommandant. »Sie sind unerfahren ...«
    »Das ist nicht mein Problem«, schnappte sie. »Aber ich bin gar nicht besonders enttäuscht. Dass Eure Offiziere die Kontrolle verloren haben, wird allen, die sich uns entgegenstellen, nur eine umso härtere Lehre sein.«
    »Die sich Euch entgegenstellen? Ihr sprecht von einer Hand voll zweitklassiger Hexen, die ihre mickrigen Künste feilbieten - und mit welch finsteren Zielen! Sie wollten doch nur die Coraval-Schwärme in den Untiefen der Bucht finden. Beim Atem des Vermummten, Hadra, das ist wohl kaum eine Bedrohung für das Imperium.«
    »Sie haben es unerlaubt getan, den neuen Gesetzen zum Trotz ...«
    »Euren Gesetzen zum Trotz, Hadra. Und diese Gesetze werden sich nicht durchsetzen lassen. Wenn der Imperator zurückkehrt, wird er Euer Verbot der Zauberei beiseite fegen, dessen könnt Ihr sicher sein.«
    Die Frau lächelte kalt. »Und Ihr werdet erfreut sein zu erfahren, dass der Turm die Ankunft der Transportschiffe für Eure neuen Rekruten gemeldet hat. Wir werden Euch und Eure unruhigen, aufrührerischen Soldaten wohl kaum vermissen, Kommandant.«
    Ohne ein weiteres Wort - und ohne den Jungen, der neben dem Mann stand, auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen - drehte sie sich um und verschwand mit ihren schweigsamen Leibwächtern wieder in der Zitadelle.
    Ganoes und der Kommandant richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Aufruhr im Mausviertel. Zwischen den Rauchschwaden loderten immer wieder Flammen auf.
    »Eines Tages werde ich Soldat sein«, sagte Ganoes.
    Der Mann grunzte. »Nur wenn du in allem anderen versagst, Junge. Das Schwert zu ergreifen ist die letzte Tat eines Verlierers. Vergiss das nie, und such dir einen besseren Traum.«
    Ganoes warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ihr seid anders als die anderen Soldaten, mit denen ich gesprochen habe. Ihr klingt mehr wie mein Vater.«
    »Aber ich bin nicht dein Vater«, brummte der Mann.
    »Die Welt«, sagte Ganoes, »hat aber schon genug Weinhändler.«
    Der Kommandant musterte Ganoes aus zusammengekniffenen Augen. Er öffnete schon den Mund zur offensichtlichen Entgegnung - und klappte ihn wieder zu.
    Zufrieden mit sich sah Ganoes wieder hinab auf das brennende Stadtviertel. Manchmal kann auch ein Junge das letzte Wort haben, Kommandant.
    Mocks Wetterfahne drehte sich einmal mehr im Wind. Heißer Rauch stieg über die Mauer und hüllte sie ein. Er brachte den Geruch von brennendem Stoff,

Weitere Kostenlose Bücher