Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey
Sou und sogar 6 Francs bezahlt. Ja, das heiße ich bei einem Geschäft Gewinn machen!«
Unsere besten Schriftsteller mit ihrem ganzen Genie kommen nicht in 100 Jahren auf so ein Geschäft!
Ebenso wie man Werke für fremde Länder und Kolonien herstellt, so werden auch solche für die verschiedenen Klassen der Leser verfaßt und verkauft.
Landpfarrer, Mönche, Beamten, Anwälte, Schüler, Kleinbürger, Küster, Arbeiter, Dienstmädchen, Sekretäre, Köche, Stallknechte, Türsteher und Dienerschaft möchten alle lesen, um sich sowohl zu amüsieren als auch zu bilden. Sie brauchen Bücher, die sie verstehen. Glücklicherweise haben wir viele Schriftsteller, die in der Lage sind, nur soviel Geist zu gebrauchen, daß er gerade für diese Art von Leuten ausreicht.
Wenn wir einen Roman mit Freude lesen, langweilen sie sich zu Tode! Sie haben noch nie etwas von den geistreichen Werken gehört, wo die große Welt mit Delikatesse dargestellt wird. Ebenso können wir die Lektüre eines Buches nicht ertragen, das sie beglückt, weil darin zwar die Sitten von ihnen oder ihresgleichen sehr kundig beschrieben werden, uns aber in keiner Weise interessieren.
Es liegt an dem Leser zu entscheiden, für welche Klasse das hier vorgelegte Werk geschrieben wurde, das den Titel trägt: »Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey«.
Es stammt von demselben Autor, der schon bekannt ist durch das dramatische Gedicht »Les Héros Américains« und ebenso durch den »Almanach des Spectacles«, in dem man seinen Namen und die Liste einiger seiner Werke zwischen zeitgenössischen Autoren findet.
Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey
Es ist meist üblich, daß man versucht, die Freuden der Liebe schlechtzumachen, wenn man sie selbst nicht mehr genießen kann. Aber weshalb die Jugend verwirren? Ist sie nicht gerade jetzt daran, sich auszutollen und die erste Liebe zu fühlen? Wir wollen diese Freuden, die man in Griechenland so gerne genießt, hier nicht verdammen, sondern sie verteidigen, um ihren Reiz und ihre Fülle zu vergrößern.
Nun, ihr unvernünftigen Greise, die ihr schon alt seid vor dem eigentlichen Greisenalter, seid doch wenigstens erträglich, und bemüht euch, ein wenig liebenswürdig zu sein! Dieser Abriß meiner Philosophie muß dem Leser genügen, um ihm vorweg einen Zugang zu dem zu geben, woran ich ihn bald teilnehmen lasse. Und jetzt will ich ohne weitere Vorrede zur Sache kommen!
Alle vernunftbegabten Lebewesen haben Neigungen, die sie leiten und die für alle ihre Bestrebungen Bedeutung haben. Das gilt auch für mich. Bei mir sind es die Freuden der Liebe oder, besser gesagt: das Vögeln. Es ist die Ursache meiner ganzen Torheit und Liederlichkeit. Diese zwei Worte sollten meinem Leser genügen, um meinen Beruf zu erraten.
Ich bin eine Hure, und ich gestehe es ohne Scham ein. Ist das etwas Schlechtes? Denn – um es genauer zu betrachten – was ist eigentlich die Hurerei? Sie ist doch ein Zustand, in dem man sich der Natur anpaßt, ohne sich Zügel anlegen zu müssen. Ist nun die Hure nach dieser Definition etwas Verdammenswertes?
Was soll ich sagen? Hält sie sich für etwas Besseres als die anderen Frauen? Sie kennt gründlich die menschliche Natur und läßt sich nur von ihren Erfahrungen leiten. Was gibt es denn Vernünftigeres? Das alles genügt, wie ich glaube, um die Vortrefflichkeit meines Standes zu beweisen. Im übrigen verlangt man auch flicht mehr von mir. Ich bin gar nicht dazu geeignet, etwas zu leisten, was lange und folgerichtige Überlegungen erfordert. Längere Sätze habe ich immer verabscheut. Vorausgesetzt, ich drücke mich verständlich aus, genügt mir das. So, nun – ich wiederhole es – will ich ohne Umschweife zur Sache kommen.
Ich komme aus einfachen Verhältnissen. Dieses schlichte Eingeständnis ist bei Frauen meines Standes höchst ungewöhnlich. Ich kenne nämlich viele liebe und teure Kolleginnen, die sich einer vornehmen Abkunft rühmen, ohne daß sie auch nur im geringsten vornehm sind. Wenn man sie nämlich sieht, würde man kaum einen Katzenbuckel vor ihnen machen, es sei denn, daß sie Tochter eines Prälaten, Nichte eines Rates oder Cousine eines Herzogs oder Pairs sind.
Was für eine Narretei ist eine solche Genealogie! Eine zünftige Dirne muß etwas von der Wollust verstehen! Sie verachtet die Herkunft und die Eltern. Sie hat keine andere Leidenschaft als die, ihre Lust zu befriedigen. Sie versucht, sich nur nützliche und angenehme Bekannte zu verschaffen. Aber kommen
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