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Die Galerie der Nachtigallen

Die Galerie der Nachtigallen

Titel: Die Galerie der Nachtigallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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abgeschnitten worden war,
sauber und unverletzt. Und warum? Weil seine Füße den
Boden nie berührt haben.«
    »Vechey wurde
auch ermordet, nicht?« stammelte Lady Isabella.
    »Ja«,
antwortete Athelstan. »Und wißt Ihr, weshalb? Als die
Tür zum Gemach Eures Gatten aufgebrochen wurde, war auch
Vechey dabei. Irgendwann muß er einen Blick auf das
Schachbrett geworfen haben, nachdem Crispin den vergifteten
Läufer fortgenommen hatte, um ihn zu
säubern.«
    »Natürlich!«
trompetete Dame Ermengilde. »Deshalb redete Vechey auch immer
davon, daß es nur einunddreißig gewesen seien. Er hatte
gemerkt, daß eine Figur fehlte. Vechey war immer schon ganz
versessen auf die Syrer ...«
    »Und dann war
die Figur wieder da«, ergänzte Athelstan, »was ihn
noch mehr verblüffte. Trotzdem kostete ihn sein scharfes Auge
das Leben: Auch Vechey wurde zum Tode verurteilt, damit er seine
Zweifel nicht aussprechen konnte.«
    »Nur Gott
weiß, wie Ihr diesen Mord zuwege gebracht habt!«
donnerte Cranston. »Die rothaarige Dirne war vielleicht ein
Lockvögelchen in Eurem Sold. Vielleicht, verschlagener Pfaffe,
wart Ihr es sogar selbst in einer Verkleidung! Ich frage mich
gerade, ob wir bei gründlicher Durchsuchung nicht eine rote
Perücke und ein Kleid in Eurer Kammer finden würden. Aber
auch da habt Ihr wieder einen Fehler gemacht. Vechey war vermutlich
ebenfalls mit Drogen oder durch einen Schlag auf den Kopf
betäubt. Ihr habt ihn unter einen Bogen der London Bridge
gehängt, aber der Wasserstand hätte einen solchen Tod
unmöglich gemacht. Ihr hofftet nur, daß niemand es
bemerken würde.«
    »Halt!«
rief Crispin. »Ihr behauptet, ich hätte das Gift gehabt, aber
Ihr wißt, daß eine Dame, die in Gewand und Erscheinung
ganz wie Lady Isabella aussah, ebensolches Gift bei dem Apotheker
Simon Foreman gekauft hat.«
    »Ja«,
sagte Cranston, »und das war Euer dritter Fehler. Ich habe
Lady Isabella in der Tat darüber befragt, aber Ihr wart nicht
dabei. Erinnert Ihr Euch - wir baten Euch, uns allein zu lassen.
lady Isabella, Sir Richard, stimmt das nicht?« Beide
nickten.
    »Und habt Ihr
dem Priester von dieser Frage je erzählt?« Beide
schüttelten wortlos den Kopf.
    »Belauscht haben
könnt Ihr es auch nicht«, keifte Dame Ermengilde.
»Ich habe nämlich in der Halle vor der Tür
gestanden und selbst versucht zu lauschen. Aber ich konnte nichts
verstehen.«
    »Ihr könnt
nur aus einem Grund davon wissen«, stellte Athelstan leise
fest. »Ihr habt Gewänder getragen, die Ihr heimlich aus
Lady Isabellas Garderobe genommen hattet. Euer Kopf war unter einer
roten Perücke und einer Kapuze verborgen. Und dann seid Ihr
zum Nachtschattenhaus gegangen und habt dort das Gift
gekauft.« Athelstan nippte an seinem Weinbecher. »Das
wird Euch Spaß gemacht haben, nicht wahr?«
    Der Priester weigerte
sich zu antworten.
    »Aber-solche
Hinterlist...!« rief Lady Isabella.
    »Oh, Grispin hat
seine Sache gut geplant. Einer von Bramptons Knöpfen wurde
neben die Dokumente Eures Gatten gelegt und sollte die
Tragödie in Gang bringen. Aber für den Fall, daß
doch etwas schiefgehen und man der Herkunft des Giftes auf die Spur
kommen sollte ...«   
    »Wen hätte
man da besser belasten können als Euch, Lady Isabella?«
ergänzte Cranston. »Schließlich spieltet Ihr ja
mit dem Bruder Eures Gemahls das Tier mit den zwei
Rücken!« Lady Isabella wandte den Blick ab, und Crispin
ließ den Kopf in die Hände sinken. Dame Ermengilde
wandte sich an Cranston, und ihr Blick war voller
Bosheit.
    »Ihr seid gar
nicht so dumm, Coroner. Aber habt Ihr nicht doch ein paar
Kleinigkeiten vergessen? Wenn mein Sohn die vergiftete Schachfigur
berührt hätte, dann hätte er Gift an den Fingern
haben müssen. Und wie erklärt Ihr Euch Allinghams
Tod?«
    Athelstan schaute auf
den Priester hinunter. Pater Crispin hob den Kopf und erwiderte den
Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Bedenkt«,
sagte Athelstan, »daß unser Mörder ja auch die
kirchlichen Sakramente verabreichte. Er sorgte dafür,
daß Sir Thomas und Master Allingham die Hände gewaschen
wurden, bevor er sie mit dem heiligen Öl
salbte.«
    »Das
stimmt«, flüsterte Sir Richard. »Und die Salbung
fand unverzüglich statt...«
    »Es gab also
keine Giftspuren«, fuhr Allingham im Plauderton fort.
»Wie bei allen seinen Morden - keine greifbaren Beweise. Ihr seid ein
Mörder, Pater. Ein Meuchelmörder. Und wir wissen, warum.
Ihr erinnert Euch an den jungen Pagen, der aus dem Fenster fiel?
Sir Thomas

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